Schicksalspfade
hätte jemand Säure darauf gespritzt.
Schließlich war Vorik ganz verschwunden.
Die Beobachter ließen den angehaltenen Atem entweichen.
»Neelix«, sagte Chakotay schnell, »sehen Sie nach, ob er es geschafft hat.«
Der Talaxianer verließ die Unterkunft, trat in die kühle Nacht hinaus. Neelix schenkte dem Gestank und den grässlichen Geräuschen, die aus der Dunkelheit kamen, keine Beachtung, brachte schnell die wenigen Meter zur zweiten Unterkunft hinter sich, eilte durch den Eingang…
Nur Harry und Coris befanden sich dort.
Eine Faust schien sich in Neelix’ Magengrube zu bohren und aus einem Reflex heraus krümmte er sich zusammen. »Ist er nicht hier?«, fragte er unnötigerweise – von Vorik fehlte jede Spur.
Harry schüttelte den Kopf und erbleichte.
Und dann erschien ein Arm vor ihm.
Gefolgt von zwei Füßen, dem Unterleib, einem Teil des Kopfes.
Es dauerte quälende zehn Sekunden, bis der Vulkanier Vorik voll materialisiert vor ihnen stand.
Sie starrten ihn an, reglos und ohne einen Ton von sich zu geben, aus Furcht davor, er könnte wieder verschwinden.
Vorik schien einen Schock erlitten zu haben und Neelix rechnete halb damit, dass er bewusstlos zusammenbrach.
Aber schließlich atmete Vorik tief durch und richtete einen unerschütterlichen Blick auf sie. »Das war eine höchst ungewöhnliche Erfahrung«, sagte er. Eine Sekunde später wurden ihm die Knie weich und die Beine gaben unter ihm nach.
Neelix und Harry halfen ihm, Platz zu nehmen. Nachdem sie sich davon überzeugt hatten, dass mit dem Vulkanier
körperlich so weit alles in Ordnung war, kehrte Neelix in die erste Unterkunft zurück, um B’Elanna und den anderen die gute Nachricht zu bringen.
»Dem Himmel sei Dank«, sagte B’Elanna, als der Talaxianer seinen Bericht beendete. »Ich weiß jetzt, wo das Problem lag –
ich muss die Unterschiede in der Energieversorgung
ausgleichen. Das sollte einen reibungslosen Transfer
ermöglichen.«
»Sie können Ihre Theorie gern an mir ausprobieren«, meinte Neelix. Er glaubte, den Eisklumpen in seinem Bauch nur dann loszuwerden, wenn er Voriks Transfererfahrung teilte.
Einige Minuten später wurde er in die zweite Unterkunft gebeamt. Der Transfer war zwar langsamer als normalerweise, aber die Probleme, die Vorik erlebt hatte, blieben aus. Harry modifizierte seinen Transporter auf der Grundlage von B’Elannas Angaben, dann wurden sowohl Vorik als auch
Neelix ohne einen Zwischenfall in die erste Unterkunft zurückgebeamt.
Die Gruppe war sich einig darüber, dass Vorik an diesem Abend eine Extraration bekommen sollte, als Belohnung für seinen Mut, aber er hatte andere Vorstellungen von einem Lohn.
»Sie haben mir den Mut gegeben, Sir«, wandte sich der junge Mann an Tuvok. »Ihre Kraft hat es mir ermöglicht, den langen Transfer zu überstehen.«
»Wenn ich zum Erfolg des Experiments beitragen konnte, so bin ich dankbar dafür«, erwiderte Tuvok mit der für ihn typischen Bescheidenheit.
»Ich möchte Sie um etwas bitten, wenn Sie gestatten«, fuhr Vorik fort.
»Ich höre.«
»Ich würde gern Anteil haben an Ihrer Weisheit und Ihren Erfahrungen. Wenn Sie wie die anderen bereit wären, von Ihrem Leben zu erzählen…«
Tuvok unterbrach den jüngeren Vulkanier, indem er die Hand hob. »Ich beabsichtige nicht, mein Leben in aller
Öffentlichkeit auszubreiten.«
»Hmmm…« In Neelix’ Augen funkelte es amüsiert. »Gibt es in Ihrer zwielichtigen Vergangenheit etwas, wofür Sie sich schämen müssen?«
»Ganz und gar nicht«, entgegnete Tuvok. »Ich halte es nur für ungebührlich, sehr persönliche Details meines Lebens zu enthüllen.«
»Das hat Chakotay, Harry, Tom, B’Elanna und Neelix nicht davon abgehalten, ihre Geschichten zu erzählen«, warf Seven of Nine ein. Neelix glaubte, einen Hauch von Humor in ihrer Stimme zu hören.
»Das stimmt«, bestätigte Chakotay. »Nach dem, was wir bereits gehört haben, sind Sie wohl kaum imstande, uns zu schockieren.«
»Meine Bedenken sind ganz anderer Natur.«
»Wo liegt das Problem?«, fragte Tom. »Warum gewähren Sie uns keinen Blick in Ihr vulkanisches Selbst?«
Tuvok spürte, wie die Entschlossenheit der Gruppe immer mehr wuchs. Ihre kollektive Willenskraft schien allein einem Zweck zu gelten: Er sollte dazu gebracht werden, die intimsten Geheimnisse seines Lebens preiszugeben.
Die vorgebrachten Gründe überzeugten ihn keineswegs und er wäre durchaus imstande gewesen, dem Drängen der anderen standzuhalten.
Aber
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