Schicksalspfade
für so scheinheilig gehalten.«
»Dies ist nicht mein Kampf, Sweta. Ich werde nicht daran teilnehmen.«
Sie musterte ihn kurz und nickte dann. »Wenn du es dir anders überlegst, kannst du mich auf diese Weise erreichen.«
Sie drückte ihm ein kleines Speichermodul in die Hand. »Es ist auch dein Kampf«, fügte sie hinzu und ging mit stolz
erhobenem Kopf hinaus.
Chakotay trank sein Bier, aber es schmeckte jetzt viel bitterer als vorher.
Captain Gordon war zwar blass, blieb aber gefasst. »Die Situation ist chaotisch und deshalb sind unsere Berichte unvollständig. Natürlich haben wir keine offizielle Präsenz in der entmilitarisierten Zone.«
Chakotay nickte und versuchte, zu Stein zu werden. Er ahnte, was ihm Gordon mitteilen wollte, und alles in ihm sträubte sich dagegen, es zu hören.
»Der Angriff auf Trebus erfolgte ganz plötzlich und war verheerend. Offenbar kam es zu großen Verwüstungen. Die Föderation schickt ein Versorgungsschiff mit Nahrungsmitteln und Arzneien, aber Starfleet muss sich von jenem
Raumbereich fern halten.«
»Kann ich mich der Crew des Versorgungsschiffes
anschließen?«
Captain Gordon sah ihm in die Augen. »Offiziell ist das nicht möglich. Sie gehören zu Starfleet und Ihre Präsenz in der entmilitarisierten Zone wäre illegal. Inoffiziell…« Sie sprach nicht weiter und Chakotay verstand ihre Botschaft.
»Ich bitte um Beurlaubung, Captain. Ich hatte schon seit einer ganzen Weile keinen Urlaub mehr und jetzt würde ich gerne einige Wochen freinehmen. Habe ich Ihre Erlaubnis?«
»Ja. Wann möchten Sie aufbrechen?«
»Sofort.«
»Viel Glück, Chakotay. Ich werde Sie in guter Erinnerung behalten.«
Er nickte und brachte kein Wort mehr hervor, weil sich ein Klumpen in seinem Hals gebildet hatte. Er suchte sein Quartier auf und begann zu packen.
Vier Tage später erreichte er seine Heimatwelt.
Das Dorf, in dem er aufgewachsen war, existierte nicht mehr.
Nur Schutthaufen – von einigen stieg noch Rauch auf –
erinnerten daran, dass dies einst ein Ort gewesen war, an dem sanfte Menschen in Harmonie mit dem Land gelebt hatten.
Der Angriff verdiente die Bezeichnung »sanft« gewiss nicht.
Thermalit-Waffen hatten einen eintausendsechshundert Grad heißen Feuersturm erzeugt – eine Temperatur, bei der Eisen schmolz. Das Gestein der Gebäude hatte sich in Glas
verwandelt, das bizarre Formen bildete, verdreht und verzerrt wirkte, so als hätten sich selbst die Steine schmerzerfüllt zusammengekrümmt.
Die Menschen waren verbrannt. Chakotay stellte sich vor, wie sie fröhlich lachten, wie sich die Erwachsenen ums Korn kümmerten oder mit den Kindern spielten.
Im nächsten Augenblick erlebten sie einen Feuersturm und verwandelten sich in Asche, von den Winden in alle
Richtungen verstreut. Es gab keinen Abschied, keine
Bestattungen oder Andenken. Die Menschen verschwanden einfach.
Chakotay stand zwischen den Trümmern seines Dorfes und nahm alle Eindrücke in sich auf. Die Thermalit-Waffen hatten eine dünne Rauchwolke über der zerstörten Siedlung
zurückgelassen und ein scharfer, beißender Geruch ging davon aus. Chakotay wusste, dass er sich sein Leben lang daran erinnern würde.
Vor ihm erstreckten sich die grotesken Gebilde aus
geschmolzenem Gestein, ein großes Trümmerfeld aus
seltsamen, krummen Strukturen, ihre Hässlichkeit ein Makel auf dem Leib der Welt. Chakotay wusste, dass er sich sein Leben lang an diesen Anblick erinnern würde.
Am schmerzlichsten aber war die Stille. Einst hatte er hier die Geräusche des täglichen Lebens gehört: Menschen bei der Arbeit, Menschen, die sprachen und sangen. Immer hatte man das Lachen der Kinder hören können, die auf der Wiese oder im Wald spielten, sich vergnügten und das Leben genossen, ohne etwas von der grausamen Zukunft zu ahnen.
Diese Stille, so wusste er, würde er sein Leben lang hören.
Es war warm und der feuchte Rauch in der Luft bewirkte eine unangenehme Schwüle, aber trotzdem fröstelte Chakotay.
Kälte durchdrang ihn, erfüllte Herz und Geist mit stählerner Entschlossenheit. Ich werde sie rächen.
Es war leicht, Sweta zu finden – sie wartete darauf, dass er sich mit ihr in Verbindung setzte. Sie hatte von dem
cardassianischen Angriff auf Trebus gehört und kannte Chakotay gut genug, um zu wissen, dass er Kontakt mit ihr aufnehmen würde. Der Rest war einfach. Sie besorgte ihm ein Schiff, nicht unbedingt das hübscheste oder modernste, aber eines mit großem offensivem und defensivem
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