Schicksalspfade
Er benötigt medizinische Hilfe.«
»Bereiten Sie sich auf den Transfer vor, Noftsger. Wir beamen die ganze Gruppe.«
»Aye, Sir.« Der junge Mann kniete neben John Kim und
legte ihm die Hand auf die Schulter. Eine der Frauen griff nach Harrys Hand und unmittelbar darauf entmaterialisierten sie.
Der Retransfer fand in einem Gebäude statt, das sich ebenfalls im Gebirge zu befinden schien und voller Leute war. Harry sah weitere junge Leute in Overalls und ältere Männer und Frauen, die rotschwarze Uniformen trugen. Einer von ihnen trat sofort auf Harry und seinen Vater zu, hielt ein Gerät über John Kim, so wie zuvor die junge Frau.
»Bringen Sie ihn zur Krankenstation«, sagte der Mann.
»Aye, Sir«, bestätigte Noftsger und berührte erneut Johns Schulter. »Energie«, sagte er und verschwand zusammen mit Harrys Vater.
Es geschah alles so schnell, dass Harry überhaupt nicht darüber nachdenken konnte, wer diese Leute waren, wohin man ihn gebracht hatte und was er jetzt unternehmen sollte.
»Er ist gestürzt«, brachte er hervor. »Wer sind Sie?«, platzte es dann aus ihm heraus. »Und was hat es mit diesem Ort auf sich?«
Der Mann lächelte beruhigend. »Entschuldige. Ich dachte, du wüsstest Bescheid. Kadett Shanak, bringen Sie unseren jungen Freund zur Messe. Sorgen Sie dort dafür, dass er eine Mahlzeit bekommt, und erklären Sie ihm Starfleets
Überlebensprogramm.«
»Aye, Sir«, erwiderte die Frau namens Shanak. Sie war Vulkanierin, mit dunklem Haar und dunklen Augen. Die
Brauen krümmten sich nach oben. Sie richtete einen kühlen Blick auf Harry und deutete durch den Korridor.
»Starfleet?«, sagte er überrascht. »Ich dachte, die Flotte ist in San Francisco.«
»Dort befindet sich das Hauptquartier«, entgegnete Shanak.
»Und auch die Akademie. Aber andere Starfleet-Einrichtungen gibt es überall auf der Erde. In der Sierra Nevada findet unser Überlebenstraining statt. Dies ist eins von zwei Basislagern, das die Einsätze der einzelnen Gruppen koordiniert.«
»Sie besuchen die Starfleet-Akademie?«, fragte Harry
neugierig. Er hatte natürlich von Starfleet gehört – wer nicht? –
doch seine Vorstellungen in Hinsicht auf diese Institution blieben eher vage. Sein bisheriges Leben war abgeschirmt, behütet und isoliert gewesen, bestimmt von der Familie, von Kunst und Musik. Daher wusste er kaum etwas über jene legendäre Organisation.
Shanak bedachte ihn mit einem gebieterischen Blick, der jedoch keine Herablassung zum Ausdruck brachte. Er gehörte einfach zu ihrer vulkanischen Natur. »Ja«, antwortete sie schlicht. »Ich habe gerade mein zweites Jahr begonnen.«
Tausend Fragen tauchten in Harry auf. »Wieso haben Sie beschlossen, die Akademie zu besuchen?«, fragte er. Er brachte es nicht fertig, die Vulkanierin zu duzen, obgleich sie nur wenig älter war als er. »Was muss man tun, um
aufgenommen zu werden? Wie lange dauert die Ausbildung?
Ist es schwer, einen Platz zu bekommen?«
Shanak musterte ihn unerschütterlich. »Ich habe meine Entscheidung als kleines Mädchen getroffen und dann
begonnen, auf das Ziel hinzuarbeiten. Es ist sehr schwer, einen Platz an der Starfleet-Akademie zu bekommen. Es gibt
Abertausende von Bewerbern aus der ganzen Föderation. Die Konkurrenz ist also sehr groß.«
»Wie haben Sie es geschafft? Worauf kommt es an?«
»Wie ich schon sagte: Ich habe als kleines Kind angefangen, mir den Lehrplan der Akademie vorgenommen und die
Wahlfächer an der Schule darauf abgestimmt. Von Anfang an habe ich mich ganz den Studien und Aktivitäten gewidmet, die mir an der Akademie von Nutzen sein würden. Ich ließ nicht zu, dass mich irgendetwas von meinem Weg abbrachte.«
Harry nahm Shanaks Hinweise mit schwerem Herzen
entgegen. Am Morgen dieses Tages hatte er kaum etwas von Starfleet gewusst und jetzt wollte er unbedingt ein Teil davon werden, an der Akademie studieren und zu diesen stolzen, fähigen Kadetten zählen. Aber wenn man schon von
Kindesbeinen an darauf hinarbeiten musste, so war Harry mit seiner Entscheidung recht spät dran.
Während des Essens stellte er Shanak immer neue Fragen und die Vulkanierin gab in jedem Fall ruhig und gefasst Auskunft. Dann forderte man sie auf, ihn zur Krankenstation zu bringen, und auf dem Weg dorthin wandte sich Harry mit weiteren Fragen an sie.
John Kim saß auf der Kante einer Liege, die an ein Feldbett erinnerte. Er lächelte, als Harry und Shanak eintraten. Zu Harrys großer Erleichterung sah sein Vater
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