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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Brida wirkte enttäuscht.
    »Nein. Ich wollte zuerst mit deinem Vater abrechnen.«
    »Vielleicht könnt Ihr mir eine andere Frage beantworten«, warf Erik ein. »Als ich die Adela einlaufen sah, hatte ich einen weiteren kurzen Erinnerungsblitz. Ich sah eine Kogge mit einem gelben Segel, in dessen Mitte ein zweigeteiltes Wappen war. Oben ein schwarzer Adler, der die Flügel hochreißt, unten auf blauem Grund ein goldener Sparren. Kennt Ihr dieses Wappen vielleicht?«
    Cunard überlegte eine Weile, dann schüttelte er den Kopf. »Ich kann mich höchstens an zwei oder drei Begegnungen mit Schiffen erinnern, die ein Wappen auf dem Hauptsegel führten. Und keines davon sah so aus, wie Ihr es beschreibt.«
    »Vielleicht weiß Claas Näheres«, sagte Brida. »Er kennt sich doch mit Wappen aus. Wollt Ihr ihn nicht befragen?«
    Erik nickte. Der Stadtrat schien ihm tatsächlich die geeignete Person zu sein.
    Vom Kai her hörten sie Lärm. Er kam aus dem Wirtshaus Zur Seejungfrau . Unwillkürlich spannte Erik sich an, auch wenn es unwahrscheinlich war, dass sich um diese frühe Stunde Betrunkene in der Schenke aufhielten.
    »Nu verschwind schon, ’s ist noch zu früh! Komm in fünf Stunden wieder.«
    Ein Mann stolperte aus der Schenke heraus. Im ersten Moment glaubte Erik, Claas vor sich zu sehen, denn dieser Mann trug eine ähnlich kostbare Heuke. Doch dann erkannte er ihn. Es war Seyfried! Sein Schritt war nicht ganz sicher, und Erik hatte den Eindruck, dass Seyfrieds Hände zitterten.
    Brida war Eriks Blick gefolgt.
    »Woher hat der Seyfried denn das Geld für so feine Kleider?«, fragte sie. »Der hat doch einen Haufen Schulden auf seinem Hof.«
    Erik zuckte die Achseln. Solange Seyfried ihn in Ruhe ließ, kümmerte er sich lieber nicht um ihn.
    »Ach, der Seyfried läuft hier auch noch rum?« Cunard war neben Brida an die Reling getreten. »Ich dachte, der hätt sich längst totgesoffen.«
    »Na, viel fehlt wohl nicht mehr«, antwortete Brida.
    »Ich hoff, er lässt dich in Ruhe. Wenn er dir Schwierigkeiten macht, sag’s mir.«
    Die Art, wie Cunard Brida dabei ansah, traf Erik wie ein Messerstich. Natürlich, die Tochter des Anteilseigners wäre eine gute Partie.
    »Ach, musst du nicht, mit dem werd ich selbst fertig.« Brida lachte unbefangen. Immerhin, sie schien nicht zu merken, wie sie auf Cunard wirkte. Oder wusste sie es längst? Erik hatte geglaubt, sie zu kennen, aber was wusste er schon über sie? Nicht viel mehr als über sich selbst. Immerhin kannte er ihren Namen. Und wenn er Cunard so betrachtete … Das war gewiss ein Mann, der Frauen gefiel. Jemand, vor dessen Vergangenheit man sich nicht fürchten musste. Er erinnerte sich an ihren erschrockenen Blick, als er den Angreifer getötet hatte. An die Worte ihres Vaters: So kämpft nur jemand, der das Töten gelernt hat. Was mochten Brida und ihr Vater inzwischen von ihm halten? Hinrichs Überlegungen zu seiner Herkunft klangen nachvollziehbar. Aber glaubte der Kapitän wirklich daran? Wenigstens schien er nicht zu bereuen, für seinen Gast gebürgt zu haben.
    »Was ist mit Euch, Erik?« Brida berührte ihn sanft am Unterarm. »Habt Ihr Euch wieder an etwas erinnert?«
    »Nein, ich habe nur kurz nachgedacht.«
    Sie stellte keine Frage, aber sah ihn so erwartungsvoll an, dass er sich zu einer Antwort verpflichtet fühlte.
    »Meint Ihr, ich sollte Claas noch heute aufsuchen, um ihn wegen des Wappens zu fragen?«
    »Natürlich. Er hat Euch doch gebeten, ihm alle Neuigkeiten zu berichten.«
    »Wo finde ich ihn denn? Im Rathaus?«
    »Entweder dort oder in seinem Haus. Er wacht viel am Lager seiner Frau.«
    »Ist sie krank?«
    »Sie wird den Sommer wohl nicht überleben«, sagte Brida leise. »Aber niemand mag ihm die Wahrheit sagen. Er hat Unsummen für Ärzte ausgegeben, doch keiner konnte Anna helfen.«
    Erik senkte den Blick. »Dann sollte ich ihn vielleicht nicht mit meinen Schwierigkeiten belästigen.«
    »Wenn er im Rathaus weilt, wird er sich freuen, Neuigkeiten zu erfahren. Er ist Euch wohlgesinnt, das solltet Ihr doch schon gemerkt haben.«
    Erik nickte. Auch wenn er in Claas die Amtsperson sah, hatte er doch dessen aufrechte Anteilnahme gespürt.
    »Aber zuerst zeige ich Euch die Adela . Du hast doch nichts dagegen, Cunard?«
    »Wie könnte ich?« Der Kapitän schenkte Brida ein Lächeln. Wieder spürte Erik einen Stachel. Verdammt, der Kapitän war nicht sein Rivale. Und er hatte keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Brida hatte sich seiner angenommen,

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