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Schief gewickelt (German Edition)

Schief gewickelt (German Edition)

Titel: Schief gewickelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Dornröschen -Musik, genau wie die restliche Nussknacker -Musik, sehr schön anzuhören.
    Mit unserem morgendlichen Familienfrühstück verhält es sich ähnlich. Entspanntes Schmausen ist was Feines. Und gerät es mal nicht ganz so entspannt, ist es dennoch kein Grund, auch für den Rest des Tages schwarzzusehen.
    Heute sieht fürs Erste alles sehr gut aus. Ich habe mich, wie ich es an guten Tagen manchmal tue, heldenhaft mit leerem Magen bis zum nächsten Bäcker vorgearbeitet und bin mit lecker duftenden Brötchen und Croissants im Stoffbeutel nach Haus spaziert. Daniel ist so nett, weder seinen Kakao umzuwerfen, noch seine Stoffkatze in die Butter zu setzen. Stattdessen verschlingt er mit großen Augen alles, was ich ihm mundfertig vor die Nase stelle, und belohnt mich sogar hin und wieder mit einem dankbaren Lächeln. Ich komme mit dem Zubereiten kaum noch hinterher und bin froh, als er endlich eine Esspause macht, um seine Katze mit Krümeln zu füttern.
    Zeit für mein Croissant. Mit etwas Fantasie kann ich noch zarte Reste der Ofenwärme in den Fingerspitzen spüren. Simone sieht mich wohlwollend über den Rand der Zeitung an. Nicht nur, dass ich beim Bäcker war, auch dass ich geduscht und fertig angezogen am Tisch sitze und nicht, wie sonst oft, verstrubbelt im Schlafanzug, macht sie glücklich.
    Ich breche das liebliche Backwerk auseinander und freue mich an den bezaubernden Knuspergeräuschen. Die Butter ist inzwischen weich genug, dass ich sie vorsichtig auf dem appetitlich zartgelben Croissant-Inneren verstreichen kann. Dann die Aprikosenmarmelade und jetzt …
    »Papa! Mir die Finger waschen.«
    Ich bringe meine essbereit aufgesperrten Kiefer wieder in die Ausgangsstellung, und mein Geschmackszentrum, das sich gerade auf eine deliziöse Stimulation mit intensiver Aprikosennote eingestellt hat, schlägt enttäuscht mit der Faust von innen gegen meine Schädeldecke. Tausendmal habe ich Daniel gesagt, dass er nicht mit den Fingern in die Nutella soll. Warum tut er mir das an? Ausgerechnet jetzt. Ich hasse Nutella, und ich hasse es, Nutellafinger abzuwischen.
    Aber seltsam. Schon im nächsten Moment ändere ich meine Meinung. Nutella ist doch gar nicht so schlimm. Wenn man sie nicht zu dick aufträgt, kann sie durchaus ein angenehmes nussig-schokoladiges Geschmackserlebnis bedeuten. Irgendwie gibt es sogar auf einmal nichts, was ich mir sehnlicher wünschen würde, als dass die braune Masse an Daniels Händen dreißig Zentimeter vor meinem Gesicht Nutella wäre.
    »Simone …«
    »Was … O mein Gott!«
    »Ich glaube, er hat in seiner Windel gewühlt.«
    »Okay. Iss mal dein Croissant. Ich mach das.«
    Simone legt die Zeitung weg und verschwindet mit Daniel im Bad. Ich sehe mein Croissant an. Zwischen das perfekte Duftpaar aus Kaffee und frischem Gebäck hat sich eine feine, aber unmöglich zu überriechende Kackschwade gedrängelt. Mein Geschmackszentrum verschränkt die Arme, guckt beleidigt in die Luft und sagt: »Nö, jetzt hab ich keine Lust mehr«, und aus dem Bad höre ich Simone mit ihrem Schicksal hadern.
    Aber, wie gesagt, eine schlechte Ouvertüre muss nichts für das übrige Stück heißen, und heute ist immerhin Freitag. Der Tag des großen Rennens.
    Der Verlauf der nächsten Stunden bestätigt meine Theorie. Ich habe Daniel zwar nichts von dem Rennen erzählt, aber ich glaube, er spürt instinktiv, dass er mich heute schonen sollte. Ich muss weder das moderne Ballett anmachen, noch aus dem bescheuerten Oma!-schreit-der-Frieder -Buch vorlesen. Er verzieht sich in sein Zimmer, malt friedlich ein paar Blätter voll und spielt mit seiner Murmelbahn. Ich nutze die Zeit, um die Bobby-Car-Radlager einzufetten und noch eine letzte Rennmontur-Anprobe durchzuziehen. Ich stehe gerade wie Schneewittchens Stiefmutter persönlich vor unserem überdimensionalen Flurspiegel und bilde mir ein, dass er flüstert: »Aber der Becker hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen hat einen noch viel schöneren Helm«, als es an der Tür klingelt. Herr Baumer.
    »Oh … Hallo, Markus.«
    Er schreckt vor meiner Aufmachung zurück. Nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen.
    »Ich bin doch tatsächlich ohne Schlüssel aus dem Haus gegangen, und Gisela ist mit Greta unterwegs. Habt ihr noch unseren Zweitschlüssel?«
    Während ich in meinem steifen Ledergefängnis zur richtigen Schublade stakse, wird mir noch mal klar, dass diese Kluft wirklich ausschließlich zum Auf-dem-Motorrad-Sitzen gemacht wurde. Gas geben,

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