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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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Und ja, derselbe Mann stand lässig dort herum und gab vor, eine Zeitung zu lesen, versuchte, das Geplapper von lärmenden Schulmädchen zu ignorieren, die auf der anderen Straßenseite vorbeigingen. War es nur eine Frage der Zeit, bis auch Grover eintraf?
    Der Mann wartete noch immer, als sie in die 16 . Straße einbogen. Celeste hielt sie an. »Hier müssen wir uns trennen. Tut mir leid, dass ich euch mit dieser Scharade getäuscht habe, aber wir müssen gehen«, flüsterte sie. Sie schoss in den Hinterhof, in dem ihr Gepäck außer Sichtweite hinter der Tür abgestellt war. Die Mädchen tauschten ihre Kleider, verwirrt und schweigend. Roddy warf das Kleid ab und sah zu, wie Celeste sich von den Mädchen verabschiedete und alle auf die Stirn küsste.
    »Sagt euren Eltern, dass ich plötzlich Urlaub nehme, und ich werde sie brieflich wissen lassen, wann wir zurückkommen. Danke, dass ihr solche Kumpel wart, aber ich bitte euch um einen weiteren Gefallen. Mabel, darf ich diese Uniform noch für ein paar Stunden behalten? Ich werde sie bei der Gepäckaufbewahrung am Bahnhof hinterlegen.«
    »Was ist los, Mrs Wood?«
    Celeste antwortete nicht. Wie sollte sie ihr groteskes Verhalten in diesen letzten kostbaren Minuten erklären? Die Zeit drängte. Sie und Roddy mussten in die Stadt kommen, bevor der Ermittler ihre Täuschung durchschaute. »Ich möchte euch nur danken, dass ihr hierbei mitgemacht habt. Euch mag es albern erscheinen, aber ihr werdet nie erfahren, wie sehr wir zu schätzen wissen, dass ihr euch heute auf dieses kleine Spiel eingelassen habt. Denkt daran, habt niemals Angst, für das, woran ihr glaubt, aus der Reihe zu tanzen. Seht zu, dass ihr euren Weg mit Bedacht wählt und euch nicht in etwas hineintreiben lasst, was andere von euch erwarten, dann macht ihr es genau richtig.«
    Zwei Mädchen nahmen die Reisetasche zwischen sich, und auch die andere wurde aufgehoben. »Wir bringen Sie zum Bus, wenn Sie wollen.«
    »Nein«, sagte Mabel Whiteley. »Ich habe eine bessere Idee, lasst uns zu mir gehen, und Bluett kann Sie dorthin fahren.«
    Celeste wäre aus Dankbarkeit beinahe zusammengebrochen, aber sie lächelte und sagte nur: »Vielen Dank, das ist sehr nett.«
    Fortzugehen war schwer, aber ihnen blieb nichts anderes übrig. Grover wusste, wo sie wohnten und wie sie aussahen, und schon bald würden Fotos auftauchen. Doch mit einem Minimum an Wirbel und Verkleidung hatte sie ein wenig Zeit geschunden. Diesmal hatten sie die richtigen Papiere und das Geld für die Überfahrt. Diesmal würde sie nach Hause fahren.
    Auf dem Weg zur Union Station zitterte Celeste vor Aufregung und spähte aus dem Fenster für den Fall, dass sie verfolgt wurden. Bestimmt war Grover ihnen inzwischen dicht auf den Fersen. Plötzlich wurde der Verkehr langsamer, und die Limousine hielt an. Am liebsten wäre sie den Rest des Weges gelaufen, wusste aber, dass es besser war, in die Ledersitze zu sinken und sich zu entspannen, ihr Aussteigen am Bahnhof zu planen und die Nerven zu beruhigen. Niemand würde damit rechnen, dass sie stilvoll dorthin fahren würden.
    Hatte ihr Mann einen Beobachtungsposten am Bahnhof aufgestellt? Sie sollten sich auf der Damentoilette verstecken, wenn sie ihre Bahnfahrkarten nach New York gekauft hatten. Einmal an Bord, wären sie bestimmt in Sicherheit, obwohl der Gedanke, wieder ein Linienschiff über den Atlantik zu betreten, ihr Angst einjagte.
    Reiß dich zusammen. Als May das Schiff nach England nahm, hatte sie es viel schwerer. Jetzt musst du mutig sein
.

57
    Lichfield
    An einem Nachmittag wurde May, die von Celestes Dramen nichts wusste, nach der Schule zu Miss Parry gerufen. Was war los? War Ella krank? Doch sie saß vor dem Büro, las ein Buch und schaute überrascht auf, als ihre Mutter nervös auftauchte. May wurde hereingebeten, die Tür wurde hinter ihr geschlossen.
    »Es besteht nur ein wenig Verwirrung, die ich aufzuklären habe, Mrs Smith. Seien Sie unbesorgt, aber Ella hat ihrer Klasse erzählt, ihr Vater sei mit Kapitän Scott untergegangen. Wir haben das Thema tapfere Männer behandelt, und ich habe der Klasse aufgetragen, etwas über Schnee und Eis zu schreiben. Ella zieht es vor, zu malen, wie Sie wissen. Sie sagte, ihr Vater sei auf dem Schiff des Kapitäns mitgefahren und ins Wasser gefallen.«
    May überlief es heiß und kalt. Miss Parry fuhr fort, ohne sie anzuschauen. Sie fingerte an den Papieren auf ihrem Schreibtisch herum.
    »Nicht zum ersten Mal haben wir Schülerinnen,

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