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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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nicht überleben würde. » Tut mir leid.«
    » Die Flut kommt«, sagte Pima. » Wenn du unbedingt den Helden spielen möchtest, dann beeil dich.«
    Das Mädchen saß unter allem möglichen Krempel fest – mehrere Seemannskisten und Teile des Himmelsbettes. Sie brauchten fast eine Stunde, um alles von ihr runterzubekommen. Das Mädchen sagte nichts mehr, während sie sich abmühten. Einmal keuchte sie laut auf, als sie eine Truhe beiseitezerrten, und Nailer machte sich schon Sorgen, sie könnten sie unter den ganzen schwankenden Trümmern zerquetscht haben. Aber als sie sie endlich herauszogen, durchnässt und zitternd in dem nachlassenden Licht, schien sie nicht allzu schwer verletzt. Auf ihrer Haut klebte Blut, und ihre Kleider waren zerrissen, aber sie lebte.
    Pima untersuchte sie gründlich. » Verdammt, Nailer, die hat ja fast so viel Glück wie du!« Und dann verzog sie das Gesicht, als sie begriff, dass sie es war, die das Mädchen würde retten müssen – Nailer mit seinem schlimmen Arm würde das nicht schaffen.
    » Die wird sich bei dir nicht mit einem Kuss bedanken, wenn du dich nicht zusammenreißt«, sagte sie spöttisch.
    » Halt die Klappe«, murmelte Nailer. Er war sich nur allzu sehr der schlanken Gestalt des Mädchens bewusst, ihrer weiblichen Figur. Ihr bloßer Oberschenkel und ihr Hals schauten unter dem zerrissenen Stoff ihres Rocks und ihrer Bluse hervor.
    Pima lachte nur. Sie wuchtete das Mädchen aus der Kabine und die schrägen Korridore hinunter, bis sie zu einem Riss im Rumpf gelangten. Das Mädchen war schwer und kaum in der Lage, ihr zu helfen. Genauso gut hätte sie eine Leiche sein können, brummte Pima. Nailer musste mit anpacken, um sie in das flache Wasser hinunterzulassen. Er hielt sie unbeholfen fest, während Pima ihr die Arme entgegenstreckte. Fast hätten die beiden Mädchen in der stärker werdenden Brandung das Gleichgewicht verloren.
    » Hol du das verdammte Silber«, ächzte Pima. » Zumindest den Beutel. Falls irgendjemand anderes das Schiff entdeckt, sollten wir das wenigstens irgendwo verstecken.«
    Nailer kraxelte durch das Schiff zurück und schnappte sich, was er tragen konnte. Als er wieder vor dem Riss kniete, stand Pima allein im Wasser, das ihr bis zu den Oberschenkeln reichte. Einen Moment lang befürchtete er, sie hätte das Mädchen ertränkt, aber dann sah er es auf dem Felsufer liegen.
    Pima grinste. » Hast wohl gedacht, ich hätte sie kaltgemacht, was?«
    » Nein.«
    Pima lachte nur. Wellen schwappten ihr die dunklen Beine hinauf – ihre Shorts waren schon ganz durchnässt. Das Schiff knarrte mit jedem Rollen der Brandung. » Die Flut steigt«, sagte Pima. » Beeilen wir uns.«
    Nailer blickte über die Bucht zu den Wracks hinüber, die im Schein der untergehenden Sonne allmählich verblassten. » Wir schaffen es nie, sie in so kurzer Zeit über die Sandbank zu tragen.«
    » Soll ich losrennen und ein Boot holen?«, fragte Pima.
    » Nein. Ich bin total kaputt. Besser, wir bleiben auf der Insel und gehen morgen früh rüber. Vielleicht fällt uns in der Zwischenzeit ein, wie wir an noch mehr Sachen rankommen können.«
    Pima schaute zu dem Mädchen hinüber, die zusammengerollt und zitternd dalag. » Gut, in Ordnung. Der ist es eh egal, was wir machen.« Sie deutete in das Schiff hinein. » Aber wenn wir hier bleiben, können wir uns genauso gut noch ein wenig umsehen. Uns was zu essen holen. Und was wir sonst noch finden. Dann schlafen wir auf der Insel und nehmen sie morgen mit.«
    Nailer salutierte spöttisch. » Gute Idee.«
    Er machte sich auf den Weg zurück zur Kombüse. Dort entdeckte er einige Muffins, die im Salzwasser schwammen. Überall lagen angeschlagene Mangos, Bananen und Granatäpfel herum. Salzfleisch, das noch gut zu sein schien. Einen geräucherten Schinken. Hier gab es so viel Fleisch, das er es gar nicht fassen konnte. Unwillkürlich lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
    Er tat alles in einen Beutel und schleppte ihn zu dem Riss im Rumpf zurück. Vorsichtig stieg er hinunter ins Wasser. Das Wasser wurde wirklich immer tiefer. Es zog und zerrte an ihm, während er ans Ufer stapfte. Nachdem er alles aus dem Schiff herübergeholt hatte, bemerkte er, wie stark das Mädchen zitterte, also ging er noch einmal zurück. Im Schiff war es jetzt fast schon dunkel. Er fand ein paar dicke Wolldecken, feucht, aber warm, und nahm sie an sich.
    Inzwischen umspülten die Wellen bereits seine Taille, und er musste sich die Decken über den Kopf

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