Schiffsmeldungen
flutete ins Heck, kam zu Quoyles Gewicht dazu. Er sah sich nach etwas um, mit dem er das Wasser hätte ausschöpfen können; nichts. Machte vorsichtig eine Kehre zum Steg hin. Das Boot war unentschlossen und widerwillig, denn das Wasser hatte sein Gleichgewicht verändert. Trotzdem bewegte er sich vorwärts, hatte keine Angst, nur zweihundert Meter vom Steg entfernt zu sinken.
Als er herankam, drosselte er das Gas wieder, und wieder schwappte die Heckwelle über das Heck. Aber er war nah genug, um den Motor abzustellen und das Boot knirschend am Steg entlangschrammen zu lassen. Er warf seine Leinen über die Poller und ging zum Haus hinauf, um sich eine Kaffeedose als Schöpfeimer zu holen.
Wieder auf dem Wasser, spielte er behutsam am Gaszug, wendete vorsichtig, achtete auf die Heckwelle. Es mußte eine Möglichkeit geben, beim Verlangsamen das Wasser draußen zu halten.
»Natürlich gibt es die«, sagte Nutbeem. »Ihr Heckspiegel liegt zu tief. Sie brauchen einen Motorschacht, ein Schott, so hoch wie die Bootswellen vor dem Motor, mit Lenzlöchern in jeder Seite. Ist in einer Stunde gebaut. Ich bin platt, daß die das so zugelassen haben.«
»Es ist nicht zugelassen«, sagte Quoyle.
»Dann springen Sie mal lieber gleich zur Küstenwache hinunter«, sagte Nutbeem. »Wenn Sie ohne Zulassung erwischt werden, ohne Motorschacht, ohne Positionslichter und Sicherheitsvorrichtungen, dann brummen die Ihnen saftige Strafen auf. Sie haben doch einen Anker?«
»Nein«, sagte Quoyle.
»Ruder? Etwas zum Ausschöpfen? Notleuchtfeuer? Haben Sie eine Sicherungsleine für Ihren Motor?«
»Nein, nein«, sagte Quoyle. »Ich habe es bloß ausprobiert.«
An einem Samstag zogen Dennis und Quoyle das Boot aus dem Wasser. Bunny stand auf dem Steg, warf Steine.
»Sie ist ein übles Scheißding«, sagte Dennis. »Eigentlich könntest du sie verbrennen und von vorn anfangen.«
»Das kann ich mir nicht leisten. Können wir keinen Motorschacht einbauen? Als ich sie letzte Woche ausprobiert habe, ist sie ganz gut gefahren. Es war in Ordnung, bis das Wasser reinkam. Ich will damit ja nur über die Bucht hin und her fahren. «
»Ich baue ein Schott ein und gebe dir einen Rat: Fahr mit dem Ding nur an ruhigen Tagen raus. Wenn es stürmisch aussieht, dann fahr lieber mit deiner Tante mit oder in deinem Kombi. Es taugt nichts, wenn du in eine steife Bö kommst.«
Quoyle starrte sein Boot an.
»Sieh sie dir doch bloß an«, sagte Dennis. »Es sind bloß ein paar zusammengeschusterte Bretter. Der Junge, der sie gebaut hat, verdient eine Tracht Prügel.«
Quoyles Hand fuhr an sein Kinn hoch.
»Dad«, sagte Bunny, die auf den Kieseln hockte, einen Stecken in den Sand bohrte. »Ich will mit dem Boot fahren.«
Dennis schnalzte mit der Zunge, als hätte sie ein unanständiges Wort gesagt.
»Rede mit Alvin Yark. Schau, ob er dir was baut. Er baut gute Boote. Ich könnte dir auch eins bauen, aber er macht es schneller, und es kostet dich weniger. Ich bau’ ein Schott ein, solange mich keiner dabei sieht, wie ich das Ding anfasse, aber rede lieber mit Alvin. Du brauchst ein Boot. Das steht fest.«
Bunny rannte zum Haus hinauf, hielt Daumen und Zeigefinger zusammengedrückt.
»Tante, der Himmel ist das Größte auf der Welt. Rate mal, was das Kleinste ist?«
»Das weiß ich nicht, mein Schatz. Was denn?«
»Das.« Und streckte ihren Finger aus und zeigte ihr ein winziges Sandkorn.
»Ich will es sehen.« Sunshine brüllte los und das Sandkörnchen verschwand in einem Wirbelsturm aus Atem.
»Na, na, na«, sagte die Tante und packte Bunnys geballte Faust. »Davon gibt’s noch unzählige. Es ist genug Sand für alle da.«
13
Der Holländische Legel
»Ein Legel ergibt einen ausgezeichneten Nothandgriff für einen Koffer.«
DAS ASHLEY-BUCH DER KNOTEN
»Junge, hier unten am Pier gibt’s was zu sehen. So was hat’s hier in den Gewässern noch nicht gegeben.« Die dröhnende Stimme rasselte aus der Leitung in Quoyles Ohr. »Hat den Ruch des Bösen an sich. Für allen Dorsch in der Welt würd’ ich damit nicht in See stechen. Schauen Sie sich das lieber mal an, Junge. So was kriegen Sie nie wieder zu Gesicht.«
»Was denn, Mr. Shovel? Das Flaggschiff der spanischen Armada? «
»Nein, mein Junge. Aber bringen Sie Ihren Bleistift und Ihre Kamera mit. Ich glaube, Sie können mehr aufschreiben als nur Einlauf- und Auslaufzeiten.« Er legte auf.
Quoyle war nicht erfreut. Ein böiger Regen fiel in einem scharfen Winkel,
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