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Schiffsmeldungen

Titel: Schiffsmeldungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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elf Uhr legte er die fertige Geschichte Tert Card auf den Schreibtisch. Card zählte Wellen, blätterte in Wünschen.
    »Das gehört zu den Schiffsmeldungen. Profil eines Bootes vor Anker.«
    »Jack hat mir nichts von einem Profil gesagt. Hat er dir gesagt, daß du’s machen sollst?« Seine Weichteile zeichneten sich unter seiner Polyesterhose ab.
    »Es ist ein Extra. Ein ziemlich interessantes Boot.« »Nimm’s rein, Tert.« Billy Pretty in der Ecke beim Runterrattern der Klatschspalte.
    »Was ist mit dem Geländefahrzeugunfall? Wo ist der?« »Den habe ich nicht gemacht«, sagte Quoyle. »War kein großer Unfall. Mrs. Diddolote hat sich das Handgelenk verrenkt. Punkt.«
    Tert Card machte große Augen. »Du hast was nicht gemacht, was Jack dir angeschafft hat, und was gemacht, wovon er gar nichts weiß. Was soll’s, natürlich bringen wir sie einfach. Ist genau das richtige. Ich hab’ Jack schon lang nicht mehr fuchsteufelswild erlebt. Nicht mehr, seit sein Fischerstiefel auf die Kochplatte fiel und verbrutzelte. Ich sag’ dir was: Laß lieber deinen Motor laufen, wenn du morgen früh reinkommst.«
    Was habe ich nur getan, dachte Quoyle. »Laß dir wegen Edith Diddolote keine grauen Haare wachsen. Die is’ mit ihrem verrenkten Handgelenk und ihren giftigen Bemerkungen im Geschnetzelten.« Billys Seemannspullover mit Rautenmuster an den Armbündchen in Auflösung. Die blauen Augen noch immer erschrocken.
     
    »Verdammte Scheiße, wird aber auch Zeit, daß du kommst. Billy ist in der Klinik oben und läßt sich die Prostata nach-sehen, und Jack ist auf dem Weg hier runter. Er will dich sprechen. «
    Tert Card klappte ein druckfrisches Exemplar des Gammy Bird auf. Schoß schwarze Blicke aus seinen glühenden Augen. Nutbeem an seinem Schreibtisch zündete sich die Pfeife an. Der Rauch stieg in weißen Kugeln auf. Vor dem Fenster Nebel und ein tosender Wind, der ihn nicht wegtragen konnte.
    »Warum?« fragte Quoyle argwöhnisch. »Wegen des Artikels? «
    »Jawoll. Er will dir wahrscheinlich die Gedärme rausreißen wegen dem Artikel über die Hitler-Jacht«, sagte Tert Card. »Er mag keine Überraschungen. Hättest dich an das halten sollen, was er dir angeschafft hat.«
    Das Röhren des Lkw-Motors, das Knallen der Tür; Quoyle fing an zu schwitzen und verkrampfte sich. Es ist doch bloß Jack Buggit, dachte er. Nur der fürchterliche Jack Buggit mit seiner blutigen Knute und den heißen Eisen. REPORTER ZU TODE GEPRÜGELT. Sein Ärmel verfing sich an dem Kasten mit Papier und Notizen auf seinem Schreibtisch; überall Papier. Nutbeems Pfeife zuckte zwischen seinen Zähnen, ein brennender Tabakkrümel kippte heraus, als er die Telefonschnur aufzwirbelte, indem er den Hörer nach unten hängen und sich drehen ließ. Schaute weg.
    Jack Buggit stolzierte herein, die gelben Augen sprangen im Raum herum, blieben auf Quoyle haften. Er hob blitzschnell die Hand über den Kopf, als finge er eine Fliege, und verschwand hinter seiner Glastrennwand. Quoyle folgte ihm.
    »Also schön«, sagte Buggit. »Die Sache steht so. Dieser kleine Artikel, den du geschrieben hast und ans Ende der Schiffsmeldungen gehängt hast -«
    »Ich dachte, ich peppe die Schiffsmeldungen ein bißchen auf, Mr. Buggit«, sagte Quoyle. »Ein ausgefallenes Boot im Hafen und -«
    »Jack«, sagte Buggit. »Ich muß auch nicht noch mal einen schreiben. Ich dachte bloß…« REPORTER LECKT HERAUSGEBER DIE STIEFEL.
    »Du hörst dich an, als würdest du mit einem löcherigen Netz fischen, verschießt fast dein ganzes Pulver mit Ähs und Hms.« Starrte Quoyle an, der mit hängenden Schultern dasaß und die Hand übers Kinn legte.
    »Hab’ gestern abend wegen dem Hitler-Boot vier Anrufe gekriegt. Is’ bei den Leuten gut angekommen. Mrs. Buggit hat’s gefallen. Ich bin runtergefahren, um’s mir selber anzusehen, und es war ’ne ganz schöne Versammlung auf dem Pier, alle haben sie in Augenschein genommen. ’türlich verstehst du nichts von Booten, aber auch das is’ unterhaltsam. Also mach weiter damit. Genau solche Sachen will ich. Ich will, daß du von jetzt an eine Kolumne schreibst, klar? Die Schiffsmeldungen . Eine Kolumne über ein Schiff im Hafen. Klar? Jede Woche eine Geschichte über ein Boot. Das werden sie fressen. Nicht nur in Killick-Claw. Die ganze Küste rauf und runter. Eine Kolumne. Such dir ein Boot und schreib drüber. Egal, ob’s ein Longliner oder ein Kreuzfahrtschiff ist. Das ist alles. Wir bestellen dir einen Computer. Sag Tert Card,

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