Schiffstagebuch
gewaltigen Welle erfaßt, die ihn wie ein
Schwergewichtsboxer niederschlägt, alles, was er in Händen hält, verschwindet im tosenden Wasser, auch das Päckchen – der Beginn einer Geschichte, die
nie ganz aufgeklärt wurde. Vorläufig können sie nichts tun. Aus den an Bord befindlichen Fallschirmen wird eine Art Zelt gebaut, so daß sie wenigstens
etwas Schutz vor der Sonne haben. Wasser haben sie kaum, die Männer, die Smirnow auf der Suche danach losschickt, kehren unverrichteter Dinge erschöpft
zurück. In dieser Nacht stirbt Maria van Tuyn, gegen Morgen ein weiterer Passagier, Hendriksz, ein Pilot. Die anderen begraben sie in flachen Gräbern im weichen Sand, der kurz darauf ihre Rettung wird, als ein japanisches Wasserflugzeug Bomben auf sie abwirft, die wegen der Feuchtigkeit des Sandes nicht explodieren. Eine weitere Nacht, dann stirbt auch Blaauw.
Iwan Smirnows abgestürzte DC-3 am Strand der Carnot Bay
Rettung naht, weil ein Aborigine der Mission in Beagle Bay gemeldet hat, ein Flugzeug sei abgeschossen worden. Am nächsten Morgen begibt sich ein deutscher Mönch aus der Mission – den man nicht interniert hat – zusammen mit einem Angehörigen des Militärstützpunkts und einem Aborigine auf die Suche nach dem abgeschossenen Flugzeug und möglichen Überlebenden. Unterwegs stoßen sie auf zwei Männer, die Smirnow ausgesandt hat. Sie lassen sie mit dem Versprechen zurück, später zu helfen, und begegnen zwei weiteren überlebenden Niederländern, die ihnen genauer angeben können, wo sich das Flugzeug in etwa befindet. Nicht lange danach fliegen zwei Wirraways der australischen Luftwaffe über den Strand und werfen Lebensmittel ab, doch für das Baby von Maria van Tuyn kommt die Hilfe zu spät. Erst am 7. März erreichender Mönch, Bruder Richard, und seine Helfer das Wrack mit den Überlebenden und den Toten. Am 9. März wird er zurückkehren, um die Leichen beizusetzen.
In Broome‘s One Day War von Mervyn W. Prime sehe ich die Fotos. Das Papier, auf dem sie gedruckt sind, das Schwarzweiß und die veraltete Fototechnik machen die Bilder besonders ausdrucksstark. Das Schwarzweiß ist zu einer Reihe Grau-Abstufungen verblichen. Auf einem Foto von 1979, siebenunddreißig Jahre nach dem Absturz, liegt ein Flügel der DC-3 im nassen, geriffelten Sand, der Ozean hat an ihm gezerrt und gefressen. Der gestrandete Rumpf mit der ungültig gewordenen Kennung erzählt von Tod und Zerstörung, Krieg und Geschichte, doch auf einem von vorn aufgenommenen Foto ragt das beschädigte Cockpit noch immer hoch auf. Auf dem linken Triebwerk sitzt der Schatten eines namenlosen Mannes. Er lehnt den Arm an eines der Propellerblätter. Vier weitere Männer stehen vor dem Flugzeug. Sie wurden von der australischen Luftwaffe entsandt, um das Rätsel des verschwundenen Päckchens zu lösen. Ihre Gesichter, zwei davon unter großen australischen Hüten, sind durch das Grau des Fotos gelöscht. Der Mann in dem abgetragenen weißen Unterhemd wird namentlich genannt, Jack Palmer. Ich denke, daß der kleine schwarze Hund links von der Gruppe, dessen Augen im Schwarz des Fotos aufgegangen sind, uns aus dem Jenseits ansieht. Er weiß mehr, dieser Hund.
Wer aber noch mehr wußte, war sein Besitzer Palmer. Schade, daß das Foto nicht viel von seinem Gesicht preisgibt, denn er ist der Held eines
Schelmenromans. Strandräuber, Casanova, Jäger des seltenen Dugongs, Abenteurer, Pirat. Er ist derjenige, der das berühmte Päckchen mit den Brillanten
gefunden hat, er kam mit seinem Logger vorbei, hievte sich an Bord des Flugzeugwracks und tastete mit dem Instinkt des wahren Räubers alle Spalten und Ritzen der Maschine ab, bis er das Päckchen entdeckte, das von der wilden See zwischen Benzintank und Bordwand gedrückt worden war. Was darin ist, weiß er nicht, das Wasser hat die Pappe aufgeweicht, etwas Ähnliches wie ein rotes Siegel haftet daran, und als er es aufbricht, stößt er auf eine Art großer Brieftasche. Daß das Päckchen von der Juwelierfirma De Concurrent NV in Bandung stammt, kann er nicht wissen. Fürs erste läßt er die kleine Ledertasche geschlossen. Ein paar Kleidungsstücke, die er an Bord findet, schenkt er den beiden Aborigines-Jungen, die als Besatzung mit ihm auf dem Weg zur Beagle Bay sind.
Jack Palmer (zweiter von rechts)
Was nun beginnt, ist ein Dreigroschenroman mit echten Diamanten, in dem der Held zum Schluß obsiegt. Die anderen Akteure sind Aborigines-Frauen, Polizeiinspektoren,
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