Schiffstagebuch
Militärs, zwei weitere Abenteurer, die mit ihrem Logger von Broome ausgelaufen sind und irgendwo weiter nördlich warten, bis die Kriegsgefahr vorbei ist. Palmerliebt Frauen, unter den dort lebenden Aborigines findet er genug. Mittlerweile hat er seinen Fund genauer untersucht, große und kleinere »weiße Steine«, die allmählich ihren Weg in Frauenhände finden und von dort wieder in Männerhände. Um zu verstehen, was da vor sich geht, muß man das Gebiet kennen. Kaum Straßen, vereinzelte Siedlungen der Aborigines, deutsche Missionare, mehr oder weniger alte Männer auf Loggern, die die wilde Küste entlangfahren, Hitze, Krieg, Gesetzlosigkeit.
Palmer macht seinen Logger neben dem der beiden anderen fest, die in der Beagle Bay liegen und von ihren Vorräten leben und dem, was sie fischen. Sie heißen Robinson und Mulgrue. Arie für Baß, Bariton, Tenor. Kulisse: die dunkle Kajüte eines kleinen Loggers. Der Tenor zeigt seine Schätze und verteilt, nimmt die größeren Steine aber schnell wieder an sich. Der Baß sieht schlecht, überläßt seinen Schatz dem Bariton, der die Steine später in einer kleinen Flasche im Sand vergräbt, wo sie von einer Einheimischen gefunden werden. Sie hat keine Ahnung von deren Wert, kauft sich Tabak dafür. Dann wird Palmer von Reue erfaßt, aber nicht sehr. Er will zur Armee, meldet sich beim Kommandanten in Broome und erzählt seine Geschichte, aber nicht ganz. Zwei Dosen mit Steinen gibt er diesem Major Clifford Gibson, dem klar ist, daß er nicht die ganze Wahrheit gehört und ganz sicher nicht alle Steine bekommen hat.
Palmer berichtet, er sei die mehr als hundertfünfzig Kilometer von der Beagle Bay zu Fuß gekommen, um in das Militär einzutreten. Er wird aufgenommen und bekommt einen einsamen Beobachtungsposten bei Gantheaume Point zugewiesen. Dort war ich früher einmal, und ich habe über den versteinerten Fußabdruck eines Dinosauriersgeschrieben, der dort im Felsen zu sehen ist, ein Tier, das vor 130 Millionen Jahren herumgelaufen ist und uns das wissen lassen wollte. Das Seltsame daran war, schrieb ich damals, daß Menschen, die erst Millionen Jahre später lebten, der Art einen Namen gaben, als sie schon längst ausgestorben war. Das Meer gurgelt und plätschert um diesen Felsen, einst hat der Leuchtturmwärter eine Badewanne für seine Frau darin ausgehauen, ein Akt der Liebe – das Glück dieser Frau in ihrem einsamen Bad inmitten der Elemente muß unbeschreiblich gewesen sein. Und auch Palmer ist dort in seinem Element. Er nimmt besoldet am Krieg teil und braucht lediglich den endlosen Ozean zu beobachten, ob Japaner im Anmarsch sind, hat reichlich Fisch und Dugongs und verfügt dazu über eine Schar Aborigines-Frauen in der Nähe. Und er weiß, wo seine Diamanten sind, die, die er noch nicht zurückgegeben hat. Er wird sie sein ganzes Leben lang, das bis 1958 währen wird, behalten und sein Geheimnis mit ins Grab nehmen.
Doch soweit ist es noch nicht. Mehr und mehr der kostbaren Steine tauchen in Broome auf, aber auch zusammen mit den von Palmer zurückgegebenen sind es noch immer nicht genug, es fehlen nach wie vor Brillanten im Wert von mehreren Millionen Pfund. Palmer wird festgenommen, die beiden Freunde auf dem Logger, der inzwischen in Little Creek liegt, ebenfalls. Jeder erzählt seine Geschichte, doch Robinson weiß noch nicht, daß die Diamanten, die er im Sand bei Little Creek vergraben hat, inzwischen von Connie Joorida gefunden worden sind, Steine, die nun ebenfalls ihren Weg nach Broome und dann nach Perth finden, wo sie gezählt und taxiert werden. Immer mehr Steine tauchen auf, werden hier und da abgegeben, Gottesfurcht hat die Menschen ergriffen, seit sie wissen,daß die Polizei danach sucht, nur Palmer hütet sein Geheimnis, und er tut das so gut, daß er freigesprochen wird, genau wie Robinson und Mulgrue, doch die haben ja tatsächlich nichts.
Es wird Abend. Ich bin in meinem kleinen Mitsubishi nach Gantheaume Point gefahren. Die größte Hitze ist vorbei, über den Himmel ziehen rote und goldene Wolkenschiffe, Kardinalspurpur, der auch über dem Meer liegt. Es sind bereits ein paar andere Leute da, sehen sich, wie ich, den Fußabdruck im Felsen an. Was sie denken, bleibt mir verborgen, doch es hat sicherlich etwas mit Zeit zu tun, das ist hier unausweichlich. Palmer muß hier glücklich gewesen sein, denke ich. Er hat sich später ein Haus in Broome gekauft, besaß einen blauen Chevrolet und genügend Geld für Frauen. Nicht einmal
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