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Schimmernder Dunst über CobyCounty (German Edition)

Schimmernder Dunst über CobyCounty (German Edition)

Titel: Schimmernder Dunst über CobyCounty (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Randt
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vertreten habe. Weil eigentlich alle europäischen Touristinnen gerne Texte von Autoren aus CobyCounty lesen, nicken viele ganz entschieden, als ich erwähne, wer zu meinen Klienten zählt und welche Geschichten ohne meine Hilfe niemals erschienen wären. Die Regel ist, dass die britischen Mädchen am hysterischsten reagieren, ich deren Reaktion aber am wenigsten ernst nehmen kann, weil ich nicht daran glaube, dass irgendwer fähig ist, sich so spontan so sehr für etwas zu begeistern. Andererseits passt die aufgeregte Stimmung der britischen Mädchen gut in den Raum, da wir ja auch englisches Bier trinken, oder da wir zumindest glauben, dass wir englisches Bier trinken, weil es in Pintgläser hineingezapft wird. Je länger der Nachmittag dauert, je eher man behaupten müsste, dass es schon spät am Abend ist, desto fester gehe ich davon aus, dass mich Calvin Van Persy am Ende des Frühlings nicht wieder einstellen wird. Das Bier, das mich an anderen Tagen oft müde oder aggressiv macht, stimmt mich heute gleichgültig. Ich frage mich, ob ich dann in Zukunft lieber von dem Filmvermögen meines Dads leben möchte oder lieber von den gewaltigen Überschüssen des O’Brian-Hotels. Nach einigen Stunden im Suppenbistro bekomme ich das Gefühl, als würde tief in mir drin etwas nachgeben, als säße da ein geheimer Widerstand, von dem ich noch gar nichts wusste und der jetzt langsam bricht. In einem Augenblick frage ich mich tatsächlich, wie das Frühlingsleben an anderen Orten aussieht. Und als ich mich nach Gästen umblicke, die ich potenziell danach fragen könnte, greift eines der britischen Mädchen nach meiner Hand und zieht mich hinter sich her nach draußen.
    Draußen ist dann nicht nur mir schwindlig, sondern scheinbar auch der Britin, denn sie wird augenblicklich blass und hört auf zu reden. Dass ein britisches Mädchen aufhört zu reden, passiert nur, wenn sie sich gleich übergeben muss, dachte ich immer, doch bei diesem Mädchen kommt es anders. Sie braucht nur etwas Ruhe an der frischen Luft. Wir setzen uns zusammen auf eine Holzstufe, ziehen Schuhe und Strümpfe aus und strecken unsere blanken Füße in den Sand, der mir noch feiner als sonst vorkommt. Ich lasse ihn zwischen meinen Zehen hindurchrieseln und das Mädchen erzählt, dass es schon ihr zweiter Urlaub in CobyCounty sei. Dieses Jahr gefalle es ihr noch besser als bei ihrem ersten Besuch. Ich überlege, sie nach ihrem Namen zu fragen, aber dann kommt mir diese Frage bloß bieder vor. Als wir aufstehen, um mit unseren Schuhen in der Hand am Strand entlangzuspazieren, fragt sie:
    »Wie heißt du?«
    »Ich bin Wim.«
    »Ich bin Sara.«
    Weil sie sich daran erinnert, dass sie vor zwei Jahren einmal nachts in die Colemen&Aura-Passage eingestiegen ist, gehen wir vom Strand aus dorthin. Ich habe noch nie gehört, dass man dort einsteigen kann, die Britin ist sich jedoch ganz sicher. Wir erreichen die Passage nach fünfzehn Minuten, sie ist kaum beleuchtet und steht als grauer Block in der Nacht. Sara sagt, dass man in Australien oft in Malls einsteige, um dort illegale Rollschuhdiskos zu feiern. »In Australien? Du kommst aus Australien?«
    »Ja genau. Aus Melbourne.« Sara aus Melbourne fragt mich, ob die Passage nachts bewacht werde, aber mir ist in ganz CobyCounty kein einziger Ort bekannt, der nachts bewacht wird. Wir gehen um das Gebäude herum, teils betastet Sara die Wand, so als ließen sich darin einzelne Betonplatten verschieben. › Ihr macht das alles viel Spaß‹ , denke ich, ›sie ist wie ein Kind in der Gestalt eines erwachsenen Mädchens.‹ Wir tasten uns weiter geradeaus, bis plötzlich eine Person im dunkelblauen Licht eines Notausgangssymbols erscheint. Es ist ein uniformierter Mann, der vor uns seine Arme verschränkt: »Die Colemen&Aura-Passage öffnet erst in fünfeinhalb Stunden. Kann ich euch helfen?«
    Ich gehe davon aus, dass Sara und ich noch sehr nach englischem Bier riechen, um das auszugleichen, versuche ich möglichst artikuliert zu sprechen: »Wir haben gehofft, dass man auch um diese Uhrzeit Zutritt zur Passage hat. Wir dachten, wir könnten an den unbeleuchteten Ladenfenstern entlangbummeln und die Ruhe der Nacht genießen.« Ich vermeide es zu lächeln, blicke dem Uniformierten sachlich ins Gesicht. Seine Augen sind nicht genau zu erkennen, dafür ist das blaue Notausgangslicht nicht hell genug. Ohne eine Antwort zu formulieren, zieht er eine Taschenlampe hervor und leuchtet uns an:
    »Ihr seid

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