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Schindlers Liste

Schindlers Liste

Titel: Schindlers Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Keneally
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Evakuierungsbehörde und an die Dienststellen in Mähren. Schindler hat später immer gesagt, dieser schattenhafte Stabsoffizier habe ihm unfehlbar geholfen. Lange gehörte zu jenen Menschen, die
    innerhalb des Systems, aber nicht für das System arbeiteten und die es aus vollem Herzen verabscheuten. »Mag sein, wir schaffen es«, sagte er jetzt, »aber dazu brauchen wir Geld.
    Nicht für mich, für andere.«
    Durch Lange kam Schindler an den für Evakuierungen zuständigen Offizier im OKH. Der meinte, im Prinzip werde man der Betriebsverlegung wohl zustimmen, doch in diesem speziellen Fall gebe es ein Hindernis: den Gauleiter und Statthalter von Mähren in Reichenberg. Der sperre sich dagegen, daß in seinem Gau Arbeitslager mit jüdischen Häftlingen errichtet würden. Davon hätten ihn bislang weder die SS noch die Rüstungsinspektion abbringen können. Schindler möge sich mal mit dem Ingenieuroffizier Süßmuth in Troppau darüber unterhalten, der sei sehr hilfsbereit. Er wisse bestimmt auch ein für Schindler geeignetes Fabrikgelände. Unterdessen möge er auf das Wohlwollen der hiesigen Behörde zählen, falls…
    Der Mann schien zu glauben, Schindler schleppe alle Reichtümer eines Vorkriegspolens mit sich herum, während er doch den Geschenkkorb für diese Herren zu Schwarzmarktpreisen in Berlin zusammenstellen lassen mußte. Kaffee wurde praktisch mit Gold aufgewogen, und Havannazigarren waren unerschwinglich. Gleichwohl kaufte Schindler alles in genügender Menge - genügend, um die Herren dazu zu bewegen, den Dienststellen in Mähren etwas Dampf zu machen. Und während Schindler diese Geschäfte abwickelte, wurde
    Hauptsturmführer Göth verhaftet.
    Jemand mußte ihn angezeigt haben, ein neidischer junger Offizier, ein aufrechter deutscher Bürger, der mal zu Besuch war und an Göths Sybaritentum Anstoß nahm. Jedenfalls befaßte sich der SS-Hauptsturmführer Eckert mit Göths Finanzen. Daß Göth von seiner Veranda Häftlinge zu erschießen pflegte, interessierte Eckert nicht, nur daß er Unterschlagungen begangen, Schwarzmarktgeschäfte getätigt, seine Untergebenen brutal behandelt hatte.
    Verhaftet wurde Göth, als er in Wien auf Besuch bei seinem Vater, dem Verleger, war. Die SS durchsuchte die Wohnung, die der Hauptsturmführer in Wien besaß, und fand Reichsmark, deren Herkunft Göth nicht befriedigend erklären konnte. Auch einen biszur Decke reichenden Stapel von fast einer Million Zigaretten fanden sie. Die Wohnung in Wien glich mehr einem Lagerhaus als einem pied à terre.
    Auf den ersten Blick mag es wundernehmen, daß die SS — oder besser gesagt das Hauptamt SS-Gericht — einen so tüchtigen Mann wie Hauptsturmführer Göth festsetzen ließ. Aber Göth war nicht der erste, auch der Kommandant Koch von Buchenwald war nicht nur verhaftet, sondern zum Tode verurteilt worden, und es sah so aus, als solle es dem berühmten Rudolf Höß an den Kragen gehen; schon war eine Wiener Jüdin verhört worden, die angeblich von ihm schwanger war. Göth wußte von diesen Dingen, er konnte sich also ausrechnen, wie man mit ihm verfahren würde. Im SS-Gefängnis von Breslau erwartete er Verhör und Anklage. In Plaszow wurde derweil Helene Hirsch vernommen, die man verdächtigte, an Göths Geschäften beteiligt zu sein. Man verhörte sie zweimal gründlich, fragte nach seinen Helfern, nach Manipulationen in der Polsterwerkstatt, der Maßschneiderei, der Werkstatt für Kunsthandwerk. Sie wurde weder geschlagen noch bedroht, nur glaubte man, sie gehöre zu einer Bande, die sie unter Druck setzte. Daß Göth je von seinen eigenen Leuten eingesperrt werden würde, war eine Genugtuung, die sie sich nicht im Traum ausgemalt hätte. Sie fürchtete aber, den Verstand zu verlieren, als sie merkte, daß man eine enge Verbindung zwischen ihr und Göth herzustellen suchte. Sie verwies auf Chilowicz. Der hätte Auskunft geben können, doch sei er tot.
    Die Ermittler waren Fachleute aus dem SS-und Polizeigericht und erkannten bald, daß sie von ihr nicht mehr erfahren konnten als den opulenten Küchenzettel aus Göths Villa. Sie hätten fragen können, woher ihre Narben stammten, aber sie wußten genau, daß sie Göth aus solchen Mißhandlungen keinen Strick drehen konnten.
    Einschlägige Untersuchungen im KL Sachsenhausen endeten damit, daß man sie durch bewaffnete Posten des Lagers verwies, und in Buchenwald wurde ein SS-Unterführer, der bereit war, gegen Koch auszusagen, ermordet.
    Ein im Magen des Toten gefundenes

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