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Schismatrix

Schismatrix

Titel: Schismatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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du Gott? «
    »Das ist ein Wunderwerk der Technik. Meine Stimme wird direkt in dein Innenohr eingespeist. Und deswegen kannst du auch deine eigene Stimme nicht hören. Ich lese sie von deinen Laryngalnerven, von deinem Kehlkopf, ab.«
    »Aha. Verstehe«, sagte Paolo. »Drahtschädelkunst.«
    »Ach, es ist keineswegs irreversibel. Aber erzähl mir etwas über dich selber, Paolo. Zu welcher Brigade hast du gehört?«
    »Ich bin kein Kataklysmatiker.«
    »Ich hab hier deine Waffe.« Constantine zog eine schmale Zeitzünderphiole aus seiner maßgeschneiderten Leinenjacke und rollte sie zwischen den Fingern hin und her. »Kataklysmatisches Standardmodell. Was ist es? PDKL-Fünfundneunzig?«
    Paolo schwieg.
    »Du kennst die Droge vielleicht unter ihrem schönen Namen ›Shatter‹«, sagte Constantine.
    »Ich kann mir was Besseres denken, als einen Versuch zu machen, deinen Hirnzustand zu reformen. Wenn ich die Chance bekommen hätte, mit dir allein in einem Raum zu sein, dann hätte ich das Ding auf fünf Sekunden eingestellt, und wir wären alle beide hinüber gewesen.«
    »Ach, ein Aerosol-Toxin, ja? Wie blind und übereilig!«
    »Es gibt Wichtigeres als das Leben, du Plebi.«
    »Was für ein drolliges Schimpfwort. Ich sehe, du hast dich mit meiner Vergangenheit befaßt. Sowas habe ich schon jahrelang nicht mehr zu hören bekommen. Als nächstes sagst du dann gleich, ich bin ein Ungeplanter.«
    »Das erübrigt sich. Deine eheliche Frau hat uns das bereits alles gesagt.«
    »Verzeihung, wie bitte?«
    »Natalie Constantine, deine dir anvermählte Frau. Hörst du ab und zu noch was von ihr? Sie verträgt Vernachlässigung nicht gut. Inzwischen hat sie sich zur Top-Hure in der ganzen Skimmers Union entwickelt.«
    »Wie betrüblich.«
    »Und wie konnte ich, deiner Meinung nach, den Plan ausarbeiten, um in dein Haus zu gelangen? Deine Frau ist eine geile Schlampe. Sie flehte mich richtig an, daß ich es ihr besorge.«
    Constantine lachte. »Du möchtest wohl gern, daß ich dir was antue, ja? Der Schmerz würde dir einen Punkt geben, an den du dich klammern könntest. Aber nein, du hättest lieber in GoldreichTremaine bleiben sollen, junger Mann. In euren leeren Foyers, in den vergammelten Büros. Es tut mir leid, aber du beginnst mich zu langweilen.«
    »Ach, laß mich dir noch rasch sagen, was ich bedaure, ehe du gehst. Ich bedaure, daß ich mir ein so niedriges, minderwertiges Ziel gesetzt habe. Ich hatte in der letzten Zeit genug Gelegenheit zum Nachdenken.« Es kam ein hohles Lachen. »Ich bin auf dein aufgeblasenes Image, auf die offizielle Propaganda hereingefallen. Die Geschichte mit dem Nysa-Asteroiden, zum Beispiel. Das hörte sich zunächst grandios an. Der Ring Council hatte keine Ahnung, daß das Nysa-Kartell nichts weiter war als ein Schrottplatz für leergebrannte Drahtschädel aus den hintersten Mondprovinzen. Du hast dich immer noch nur an die Aristos aus der Republik angeschmissen und bist auf sie reingefallen. Bei deinem ganzen hohen Rang, Constantine, bist du noch immer nichts weiter als ein ganz schäbiger Informant. Und ein erbärmlicher arschkriechender Lakai.«
    Constantine verspürte ein vertrautes Spannungszucken am Hinterkopf. Er drückte auf den Pfropf an dieser Stelle und griff in die Tasche, um seinen Inhalator hervorzuholen. Es war keine Zeit, um einen epileptoiden Absence zu erleben, wenn der Kleine bereit war, alles auszuspucken, wenn er dicht vor dem Zusammenbruch war. »Nur weiter!« sagte er.
    »Die großen Leistungen, die du vollbracht zu haben behauptest, sind weiter nichts als Schein und aufgeblasener Schwindel. Du hast nie etwas aus eigener Kraft zustande gebracht. Du bist ein Winzling, Constantine, ein sehr kleiner noch dazu. Ich kenne einen Mann, der könnte zehn von deiner Sorte unter seinem Daumennagel verstauen.«
    »Wer ist es?« fragte Constantine. »Dein Freund Vetterling?«
    »Der arme Fernand? Dein Opfer? Oh, sicher, er ist tausendmal mehr als du, aber das ist kaum fair, wenn ich sowas sage, nicht? Du hattest schließlich nie auch nur ein Atom von künstlerischer Begabung. Nein, ich meine jemand aus deinem eigenen Gewerbe ... Politik und Spionage.«
    »Also irgend so ein Kataklysmatiker.« Constantine verlor das Interesse.
    »Ach nein. Abélard Lindsay.«
    Das traf ihn scharf. Ein blitzartiger Migräneschub raste ihm quer durch den linken Stirnbereich. Die Wandung des Tanks wankte auf ihn in Zeitlupe zu, während er stürzte, eine starre metallisch glitzernde Eislandschaft, und

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