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Schismatrix

Schismatrix

Titel: Schismatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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hier eine Ehe geschlossen. Mit einem Fünfjahresvertrag. Polygam. Der Vertrag lief im letzten Jahr aus.«
    »Also bist du derzeit ungebunden?«
    Sie nickte. Lindsay gestattete sich eine surrende ausgreifende Handbewegung mit dem rechten Arm, die das Zimmer umfaßte. »Genau wie ich. Und du siehst ja, in welchem Zustand meine häuslichen Befindlichkeiten sind. Durch meinen Beruf ist mein Leben recht trocken und eintönig geworden.«
    Sie lächelte vorsichtig-zögernd.
    »Hättest du Interesse daran, die Leitung meines Haushalts zu übernehmen? Eine Assistentenstelle bei einem Auditor dürfte doch möglicherweise etwas besser dotiert sein als deine derzeitige Stellung, vermute ich.«
    »Oh, da bin ich ganz sicher.«
    »Also, sagen wir, sechs Monate Probezeit mit späterem Fünfjahresvertrag? Gütergemeinschaft und gemeinsames Management? Vertrag? Normbedingungen? Monogam? Ich kann den Vertrag von meinem Büro bis morgen früh ausdrucken lassen.«
    »Das kommt so überraschend.«
    »Unsinn, Alexandrina. Wenn man in unseren Jahren Dinge vor sich herschiebt, erreicht man nie irgendwas. Was sind für uns schon fünf Jahre? Wir haben das Alter besonnener Freizügigkeit erlangt.«
    »Kann ich nun doch etwas zu trinken haben?« bat sie. »Es ist zwar schlecht für mein Wartungsprogramm, aber ich glaube, ich brauch jetzt doch was.« Sie blickte ihn nervös an; das Gespenst einer bemühten Intimität stieg in ihren Augen auf.
    Er betrachtete ihre glatte Papierhaut, die zerbrechliche Präzision ihrer Frisur. Ihm wurde klar, daß seine Geste der Wiedergutmachung und Versöhnung seinen Lebensverlauf verändern, ihm eine ganz neue Routine aufzwingen würde. Er unterdrückte einen Seufzer. »Ich überlasse es dir, unsere Sexualitätsklausel zu formulieren.«
     
    SKIMMERS UNION COUNCIL STATE:
    23-6-'83
     
    Constantine schaute in den Tank. Hinter der Glasscheibe, unterhalb der Wasseroberfläche, befand sich der wasserdurchtränkte Kopf des Paolo Movrides. Die dunklen Lockenhaare, eines der hervorstechenden Merkmale der Mavrides-Genlinie, schwammen träge um Hals und Schultern des jungen Mannes. Die Augen waren geöffnet, sie waren grünlich und blutunterlaufen. Eine Spinalkrampe erlaubte es ihm, zu fühlen, nicht jedoch, sich zu bewegen. Blind und taub, betäubt von dem blutwarmen Wasser, befand sich Paolo Mavrides nun seit zwei Wochen in sensorischer Isolation.
    Durch einen Trachealpfropf wurde er mit Sauerstoff versorgt. Intravenöstubusse verhinderten Unterernährung.
    Constantine berührte einen schwarzen Kippschalter an dem verschweißten Tank, und die Gegensprechanlage nebst Galgenmikro begann zu summen. Der junge Assassine redete mit sich selbst, er betete mit verschiedenartiger Stimmlage eine unverständliche Litanei vor sich hin. Constantine sprach in sein Mikro. »Paolo!«
    »Ich bin beschäftigt«, sagte Paolo. »Komm später wieder.«
    Constantine lachte kehlig. »Na, schön.« Er schnippte gegen das Mikrophon, um den Laut eines umgelegten Schaltknopfes zu erzeugen.
    »Nein, so warte doch!« sagte Paolo sofort. Constantine lächelte über den Anflug von Panik in der Stimme. »Es kommt nicht drauf an, die Vorstellung ist sowieso im Eimer. Vetterlings Schäfermonde . «
    »Ist seit Jahren nicht mehr aufgeführt worden«, sagte Constantine. »Du mußt damals noch ein ganz kleiner Junge gewesen sein.«
    »Ich hab es auswendig gelernt, als ich neun war.«
    »Deine geistige Wendigkeit beeindruckt mich. Aber ihr Kataklysmatiker glaubt ja an derlei, nicht wahr? Erprobung der Innenwelt durch den Willen ... Du liegst da schon eine ganze Weile hier drin. Schon ganz schön lange.«
    Schweigen. Constantine wartete. »Wie lange?« brach es aus Mavrides hervor.
    »Fast achtundvierzig Stunden.«
    Mavrides lachte kurz auf.
    Constantine lachte mit. »Selbstverständlich wissen wir beide, daß das nicht stimmt. Nein nein, es war fast ein Jahr. Und du wärst ziemlich überrascht, wie dürr du aussiehst.«
    »Du solltest es selber mal versuchen. Vielleicht würde es deinen Hautproblemen guttun.«
    »Ach, das sind die allerunbedeutendsten unter meinen Schwierigkeiten, junger Mann. Ich habe einen taktischen Fehler begangen, als ich mir die bestmöglichen Sicherheitsvorkehrungen wählte. Das machte mich zu einer Herausforderung. Du würdest überrascht sein zu hören, wie viele Narren vor dir diesen Tank bewohnt haben. Du hast einen Fehler gemacht, junger Paolo.«
    »Sag mir nur eins«, bat Paolo. »Warum mußt du unbedingt klingen, als wärest

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