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Schismatrix

Schismatrix

Titel: Schismatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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ging.
    »Er hat den Verstand verloren«, sagte Vetterling. »Diese neue Therapie hat ihn wahnsinnig gemacht! Na ja, der arme Kerl war ja sowieso nie besonders stabil.«
    »Was für eine Therapie hat er denn?« fragte Fetzko schniefend. »Er wirkt so energiegeladen.«
    Ross lächelte. »Eine bisher nicht anerkannte. Er kann sich keine patentierte von der Pharmaindustrie leisten. Wie ich mir habe sagen lassen, hat er mit einem wohlhabenderen Typ eine Abmachung getroffen und sich als Versuchkaninchen verdingt, und sie teilen sich in die Kosten.«
    Lindsay warf Ross einen Blick zu. Und Ross verbarg seinen Gesichtsausdruck, indem er in ein Canape biß.
    »Ein Risiko«, sagte Fetzko. »Deshalb dulden uns die jungen Leute. Damit wir das Risiko übernehmen sollen. Ihr Risiko. Und dann ausgemendelt werden. Ausgejätet. Schlechte Behandlungen. Angesichts unsrer Ausfallerquoten.«
    »Ach, es hätte schlimmer kommen können«, sagte Ross. »Er hätte ja auf eins von diesen Hautvirus-Schwindelverfahren reinfallen können. Dann würde er sich jetzt häuten wie 'ne Schlange, haha, wie?!«
    Der junge Paolo Mavrides trat durch das Schallisolationsfeld in der Tür. »Nora hat gesagt, ihr sollt kommen und Kleo und Mister Vetterling verabschieden.«
    »Dankeschön, Paolo.« Juliano und der Regent Vetterling bewegten sich auf die Tür zu, wobei sie beiläufig Unwichtiges über Baukosten von sich gaben. Fetzko tappte hinter ihnen drein (seine Beine gaben hörbare Summgeräusche von sich). Ross ergriff Lindsay am Arm.
    »Einen Augenblick, Abélard.«
    »Sicher, Leutnant Kunstbeauftragter. Was ist?«
    »Nichts, was mit der Security zu tun hat, Abélard. Du wirst Juliano nicht sagen, daß ich Pongpianskul in die Sache reingetrieben habe?«
    »Du meinst die Sache mit der fragwürdigen ungetesteten Therapie? Nein. Aber es war brutal.«
    Ross lächelte arrogant. »Schau mal, vor ein paar Jahrzehnten hätte ich Margaret fast geheiratet, und nach dem, was mir Neville sagt, könnte ja meine Freierskraft nun heut oder morgen in mich zurückkehren... Hör zu, Mavrides! Mir ist nicht entgangen, wie du in den letzten paar Jahren aussiehst. Ehrlich, Mann, du gehst den Bach runter.«
    Lindsay fuhr sich über das ergrauende Haar. »Du bist nicht der erste, der das sagt.«
    »Es ist doch nicht etwa ein finanzielles Problem?«
    »Nein.« Er seufzte. »Aber ich will meine Genstruktur nicht untersuchen lassen. Es gibt mir da zu viele Sicherheitsgruppen, die darauf ein Auge haben, und ehrlich gesagt, ich bin nicht ganz das, was ich zu sein scheine ...«
    »Wer, zum Kuckuck, ist das schon, in dieser unserer Zeit? Hör zu, Mavrides: Ich hab mir nämlich schon so was gedacht, weil du doch ein Euniquer bist. Hier mein Angebot: Ich hab da Wind bekommen von einer sehr unauffälligen, sehr diskreten Möglichkeit. Kostet Geld, aber es werden keine Fragen gestellt, und es gibt keine Protokolle: Die Operationen werden in einem abgeschirmten Haus vorgenommen. Draußen in einem der Hundsdistrikte.«
    »Verstehe«, sagte Lindsay. »Riskant.«
    Ross zuckte die Achseln. »Du weißt ja, ich steh mich nicht gut mit den übrigen Mitgliedern meiner Genlinie. Die wollen mir ihre Unterlagen nicht zugänglich machen; also muß ich eben meine eignen Nachforschungen betreiben. Könnten wir uns da nicht irgendwas austüfteln?«
    »Vielleicht. Ich habe vor meiner Frau keine Geheimnisse. Dürfte ich sie einweihen?«
    »Aber gewiß doch, sicher ... Und du wirst es machen?«
    »Ich bleib mit dir in Verbindung.« Lindsay legte Ross die Armprothese auf die Schulter; Ross zuckte - ein kleines bißchen - unter der Berührung zusammen.
     
    Das junge Paar hatte sich einen Weg bis zu dem Alkoven gebahnt, wo es in einer Menge von freudigen Gratulanten und dienstbeflissen Garderobe schleppenden Junggenetischen zunächst festsaß. Lindsay umarmte Kleo und nahm linkshändig Vetterlings Arm. »Du wirst gut auf meine Agnatin aufpassen, Fernand? Du weißt, sie ist noch sehr jung.«
    Fernand blickte ihm in die Augen. »Für mich ist sie mein Leben und die Luft, die ich atme, Freund.«
    »Das ist im rechten Geist gesprochen. Wir wollen dein neues Stück noch 'ne Weile ruhen lassen. Die Liebe ist wichtiger.«
    Nora küßte Fernand und verschmierte ihm dabei das Make-up. Hinten im Domizil war inzwischen die Jugend voll in Fahrt geraten. Die Tanzerei in den Deckenschlaufen war fast zu einer Rauferei ausgeufert, und brüllende und laut lachende Shapers mühten sich ab, einander aus der überfüllten

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