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Schlachthof 5

Schlachthof 5

Titel: Schlachthof 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
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Mannschaft der Little League, der sein Sohn Robert als Mitglied angehörte. Der Trainer, der nie verheiratet gewesen war, hielt eine Rede. Er war ein chronischer Alkoholiker. »Auf mein Wort « , sagte er, »ich würde es schon als eine Ehre betrachten, nur der Wasserträger für diese Jungens zu sein. «

    Billy kniff 1958 die Augen zu, reiste zeitlich nach 1961. Es war Silvesterabend, und Billy war schmählich betrunken bei einer Party, bei der jedermann in der Optik tätig oder mit einem Optiker verheiratet war.
    Billy trank gewöhnlich nicht viel, denn der Krieg hatte ihn magenkrank gemacht, aber bestimmt hatte er jetzt den Kanal voll und war zum ersten und einzigen Mal seiner Frau Valencia untreu. Irgendwie hatte er eine Frau überredet, in das Bügelzimmer des Hauses zu kommen und sich dann auf den eingeschalteten Gastrockner zu setzen.
    Die Frau war selbst sehr betrunken, und sie half Billy, ihren Hüfthalter herunterzubekommen. »Was war es, worüber Sie sprechen wollten? « fragte sie.
    »Es ist schon gut « , meinte Billy. Er glaubte ehrlich, alles sei gut. Er konnte sich nicht an den Namen der Frau erinnern.
    »Wie kommt es, daß man Sie Billy statt William nennt? «
    »Geschäftliche Gründe « , erklärte Billy. Das war wahr. Sein Schwiegervater, dem die Iliumer Schule für Optik gehörte und der Billy zu einem guten Start verholfen hatte, war ein Genie in dieser Hinsicht. Er sagte Billy, er sollte die Leute dazu ermutigen, ihn Billy zu nennen — denn das blieb ihnen im Gedächtnis haften. Er würde dann auch als ein wenig ausgefallen scheinen, da es keine anderen erwachsenen Billys in der Gegend gab. Auch würde es die Leute dazu bringen, daß sie an ihn sogleich als an einen Freund dachten.
     
    Irgendwo dort drin gab es eine schreckliche Szene, bei der die Leute ihrem Abscheu vor Billy und der Frau Ausdruck gaben, und Billy fand sich draußen in seinem Auto, wie er versuchte, das Steuerrad zu finden.
    Die Hauptsache war jetzt, das Steuerrad zu finden.
    Zuerst fuchtelte Billy mit den Armen wie mit Windmühlenflügeln umher, in der Hoffnung, es durch Zufall zu finden. Als das nicht klappte, wurde er methodisch und ging so vor, daß ihm das Steuer nicht entgehen konnte. Er setzte sich neben die linke Tür und durchsuchte jeden Quadratzoll der Fläche vor ihm. Als es ihm nicht gelang, das Steuer zu finden, rückte er fünfzehn Zentimeter hinüber und suchte wieder. Erstaunlicherweise geriet er schließlich dicht an die rechte Tür, ohne daß er das Steuer gefunden hatte. Er folgerte, jemand müsse es gestohlen haben.
    Das ärgerte ihn, bis er die Besinnung verlor.  Er befand sich auf dem Rücksitz seines Wagens, darum konnte er das Steuerrad nicht finden.

    Nun rüttelte jemand Billy wach. Billy fühlte sich noch betrunken, war noch immer verärgert über das gestohlene Steuerrad. Er war wieder zurück im zweiten Weltkrieg, hinter den deutschen Linien. Der Mann, der ihn wachrüttelte, war Roland Weary.
    Weary hielt Billys Feldbluse vorn mit seinen Händen umklammert. Er bumste Billy gegen einen Baumstamm, zog ihn dann weg, stieß ihn in die Richtung, die er aus eigener Kraft einschlagen sollte.
    Billy blieb stehen, schüttelte den Kopf. »Geht nur weiter « , sagte er.
    »Was? «
    »Geht ihr Jungens nur ohne mich weiter. Ich bin in Ordnung. «
    »Was bist du? «
    »Ich bin okay. «
    »Du lieber Himmel — ich möchte niemanden leiden sehen « , sagte Weary durch fünf Schichten des feuchten Schals von daheim hindurch. Billy hatte nie Wearys Gesicht gesehen. Er hatte es sich einmal vorzustellen versucht, hatte sich eine Kröte in einem Aquarium vorgestellt.
    Weary stieß und schob Billy vierhundert Meter vor sich her. Die Spähtruppmänner warteten an der Böschung eines vereisten kleinen Flusses. Sie hatten den Hund gehört. Sie hatten auch Menschen durcheinander rufen hören — rufen wie Jäger, die ziemlich genau wußten, wo ihre Beute war.
    Die Uferböschungen des Flüßchens waren so hoch, daß die Spähtruppmänner aufstehen konnten, ohne daß sie gesehen wurden. Billy stolperte die Böschung hinunter. Es sah komisch aus. Hinter ihm drein kam Weary, klappernd, klirrend, scheppernd und erhitzt.
    »Da ist er, Jungens « , sagte Weary. »Er will nicht mehr leben, wird aber doch leben. Wenn er hier herauskommt, wird er bei Gott sein Leben den drei Musketieren zu verdanken haben. « Das war das erste Mal, daß die Spähtruppmänner gehört Hatten, daß Weary von sich und ihnen als von den drei

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