Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlachthof 5

Schlachthof 5

Titel: Schlachthof 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
Vom Netzwerk:
ein Steak und nahm aus einer Uhr die Feder heraus. Ich zerschnitt diese Feder in kleine Stücke. Spitzte die Enden der Stücke zu. Steckte sie in das Steak — tief hinein. Und ging zu dem Hund, der angebunden war. Er wollte mich wieder beißen:
    ›Komm, Hündchen — wir wollen Freunde sein. Laß uns nicht mehr Feinde sein. Ich bin nicht mehr böse.‹ Er glaubte mir. «
    »Wirklich? «
    »Ich warf ihm das Steak hin. Er verschlang es auf einen Sitz. Ich wartete zehn Minuten. « Jetzt zwinkerte Lazzaro mit den Augen. »Blut begann aus seinem Maul zu fließen. Er fing zu heulen an und wälzte sich auf dem Boden, als steckten die Messer außen an ihm statt in seinem Inneren. Dann versuchte er, seine eigenen Eingeweide herauszubeißen. Ich lachte und sagte zu ihm: ›Jetzt bist du auf den richtigen Geschmack gekommen. Reiß deine eigenen Gedärme heraus, Junge. Das bin ich dort drinnen mit allen diesen Messern.‹ « So geht das.
     
    »Wenn dich jemand fragt, was das süßeste im Leben ist « , erklärte Lazzaro, »es ist Rache. «

    Als Dresden später zerstört wurde, frohlockte Lazzaro, nebenbei bemerkt, nicht. Er habe nichts gegen die Deutschen, versicherte er. Auch sagte er, er nehme seine Feinde gern einzeln aufs Korn. Er war stolz, daß er nie einem unbeteiligten Zuschauer etwas getan hatte. »Kein einziges Mal hat es Lazzaro einem besorgt, der es nicht verdient hat « , fügte er hinzu.

    Der arme, alte Edgar Derby, der Hochschullehrer, mischte sich jetzt ins Gespräch. Er fragte Lazzaro, ob er beabsichtige, die böse Stiefmutter mit Uhrenfedern und Steak zu füttern.
    »Scheiße « , sagte Lazzaro.
    »Er ist ein ziemlich großer Mann « , meinte Derby, der allerdings selbst ein ziemlich großer Mann war.
    »Körpergröße hat nichts zu besagen. «
    »Werden Sie ihn erschießen? «
    »Ich werde ihn erschießen lassen « sagte Lazzaro.
    »Er wird nach dem Krieg heimkehren. Er wird ein großer Held sein. Die Weiber werden sich alle auf ihn stürzen. Er wird sich irgendwo niederlassen. Ein oder zwei Jahre werden vergehen. Und dann, eines schönen Tages, wird es an seine Tür klopfen. Er wird die Tür öffnen, und draußen wird ein Fremder stehen. Der Fremde wird ihn fragen, ob er der Soundso ist. Wenn er ja sagt, wird der Fremde sagen: ›Paul Lazzaro hat mich geschickt.‹ Und er wird einen Revolver ziehen und ihm seinen Schwanz wegschießen. Der Fremde wird ihn ein paar Sekunden darüber nachdenken lassen, wer Paul Lazzaro ist und wie das Leben ohne einen Schwanz sein wird. Dann wird er ihn einmal in den Bauch schießen und weggehen. « So geht das.
     
    Lazzaro sagte, daß er jedermann in der Welt für tausend Dollar nebst Reisespesen töten lassen könne.  Er habe eine Liste im Kopf, sagte er.
    Derby fragte ihn, wer alles auf der Liste stehe, und Lazzaro erwiderte: »Sei verdammt vorsichtig, daß du nicht darauf kommst. Komm mir bloß nicht in die Quere, das ist alles. « Ein Schweigen trat ein, und dann fügte er hinzu: »Und komme auch meinen Freunden nicht in die Quere. «
    »Haben Sie Freunde ? « wollte Derby wissen.
    »Im Krieg ? « sagte Lazzaro. »Jawoll — ich hatte einen Freund im Krieg. Er ist tot. « So geht das.
     
    »Das ist wirklich schlimm. «
    Lazzaros Augen blinzelten wieder. »Jawoll. Er war mein Kumpel im Güterwagen. Er hieß Roland Weary.  Er ist in meinen Armen gestorben. « Jetzt deutete er mit einer beredten Hand auf Billy. »Er starb wegen dieses dummen Pintsaugers hier. Daher habe ich ihm versprochen, daß ich diesen dummen Pintsauger nach dem Krieg erschießen lassen würde. «
    Mit einer Handbewegung wischte Lazzaro alles weg, was Billy Pilgrim vielleicht hätte sagen wollen.
    »Denk einfach nicht daran, Jungchen « , meinte er.
    »Genieße das Leben, solange du kannst. Nichts wird für vielleicht fünf, zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahre passieren. Aber laß mich dir einen guten Rat geben: Wann immer die Türglocke läutet, laß jemand anders die Haustür öffnen. «

    Billy Pilgrim sagt jetzt, daß er wirklich auf diese Art und Weise sterben wird. Als ein Reisender in der Zeit hat er seinen eigenen Tod oftmals gesehen und ihn auf Tonband beschrieben. Das Tonband ist mit seinem Testament und anderen Wertsachen in seinem Tresorfach in der Iliumer Merchants National Bank of Trust aufbewahrt, sagt er.
    »Ich, Billy Pilgrim « , beginnt das Tonband, »werde sterben, bin gestorben und werde immer am 13. Februar sterben. «
    Zum Zeitpunkt seines Todes, sagt er, ist er in Chicago,

Weitere Kostenlose Bücher