Schläft das Personal auch an Bord?
Kirschtorte, Käsekuchen und Donauwellen verschlafen haben sollten, vergessen Sie nicht: Es gibt ja nochden Roomservice. Der ist 24 Stunden am Tag zu Ihren Diensten. Allerdings sollten Sie ihm jedes Mal ein ordentliches Trinkgeld geben, sonst lässt er sich vielleicht beim nächsten Mal zu viel Zeit mit der Anlieferung der Köstlichkeiten und Sie fallen derweil vom Fleisch und leiden höllenmäßige Hungerqualen. Sie wissen doch: Wenn der Körper einmal daran gewöhnt ist, so viel Nahrung zu verdauen, dann MUSS man nachlegen. Da haben Sie gar keine andere Wahl.
Wenn Sie sich an diese Tipps halten, wird man Sie am Ende der Reise orange anstreichen und als Tenderboot einsetzen. Dann können Sie für immer an Bord bleiben.
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F
Farewell
»Farewell« kommt vom mittelalterlichen »faren wel« und heißt so viel wie »Lebe wohl!«. Es ist nicht als Imperativ gemeint, es sich an Bord besonders gut gehen zu lassen. Eher das Gegenteil ist gemeint: Lebe wohl – und zwar woanders.
Ist dieser Begriff – zwischen »E wie Essen« und »F wie Fitness« – nicht ein bisschen früh in diesem Buch platziert? Das kann man so sehen. Aber der Ordnung halber muss auch gesagt werden, dass der Farewell-Abend IMMER zu früh kommt. Nämlich genau dann, wenn man sich so richtig auf den leichten Swing der Planken eingegroovt hat. Wenn man sich auf das tägliche »Eine neue Stadt liegt vor der Tür« gewöhnt hat und den Stoffwechsel so langsam auf die exzellente Verköstigung eingestellt hat. Gerade dann heißt es: Heute Abend müssen wir leider Abschied nehmen. Und schon beginnt nach einem festlichen Abendmenü der Crew-Chor »Auf der Reeperbahn nachts um halb eins« zu singen, und es wird einem ganz wehmütig ums Herz. Dann werden die farbigen Kofferanhänger ausgeteilt, die Uhrzeiten mitgeteilt, wann welches Deck von Bord geschleust wird und all der andere unerfreuliche Organisationskram eines geordneten Rückzugs von Bord. Und man fragt sich: Was machen die denn jetzt ohne mich?
Ich sage es Ihnen: Sie sind traurig … Echt! Sympathische Gäste verliert man immer ungern. Zumal wenn man nicht weiß, was kommt. An Gästen. Spätnachmittags. Dennoch muss bis dahin alles picobello in Schuss sein. Und so beginnt der »Turnaround«-Mechanismus und alle, alle müssen arbeiten. Und vergessen den Abschied. Nur wir Verwöhnten, Gepamperten und exzessiv Beglückten, wir vergessen ihn nicht. Im Gegenteil. Wir nehmen ihn mit. Und das sollen wir auch. Denn wenn wir ein bisschen melancholisch und mit leicht schwankendem Schritt auf der Gangway zum letzten Mal für diesen Urlaub das Schiff verlassen, wissen wir intuitiv, dass der Satz richtig ist: »Kreuzfahrten sind wie Kartoffelchips – eine ist nicht genug!«
Deswegen heißt es auch eigentlich richtig: »Farewell – bis zum nächsten Mal!«
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Fitness
Welch ein passendes Thema für Kreuzfahrtschiffe. Obwohl: Den Schiffen ist Fitness egal, aber dem einen oder anderen Passagier liegt das Thema schwer imMagen. Denn erstens locken allüberall diese wunderbaren Orte, an denen man den Köstlichkeiten frönt und seinen von der »aggressiven Meeresluft ausgezehrten Körper stärken« kann (Originalzitat einer beleibten und sinnenfrohen Dame in der Schlange am kalten Büfett ). Und dann wird einem ja auch noch 24 Stunden lang jeder Wunsch von den Lippen abgelesen. Da macht sich schon eine gewisse Faulheit breit. Aber genau dieser Faulheitsniederschlag fördert nur äußerst widerstrebend den Gedanken, sich dynamischen Leibesübungen auszusetzen.
Gut. Man kann sich über das schlechte Gewissen auch hinwegsetzen. Frei nach Scarlet O’Hara aus »Vom Winde verweht«: »Morgen ist auch noch ein Tag!« Aber dann muss man an Land ständig zum Fachgeschäft seines Vertrauens eilen und sich mit den textilen Möglichkeiten der nächsthöheren Konfektionsgröße auseinandersetzen. Der Arzt wird alsbald bei den nächsten Untersuchungen immer deutlicher etwas zum Generalthema »Herz-Kreislauf« murmeln und alle Architekten dieser Welt bauen hinterhältigerweise immer steilere Treppen. So weit muss es nicht unbedingt kommen.
Nein, ich säusele Ihnen jetzt nichts von den fantastischen Möglichkeiten der Mucki-Buden an Bord ins Ohr, und auch nichts von den Glücksgefühlen, die einen durchströmen, wenn man die 146. Runde auf der schiffseigenen Tartanbahn um den Schornstein herumgelaufen ist. Natürlich ist es schön, wenn das Schiffso etwas hat – weil es ein tolles Erlebnis für jeden Läufer ist,
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