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Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mutter erinnert hatte – wie eine hochnäsige Matrone der besseren Gesellschaft, die auf alle herabblickt , hatte Alison gesagt -, hob ihn hoch und schleuderte ihn mit aller Kraft durch den Raum.
    Er knallte gegen die Wand und platzte wie ein Chinakracher. Lachend beobachtete ich, wie die bunten Porzellanscherben durch den Raum flogen und den Boden bedeckten wie Konfetti.
    »Terry!«, rief eine Stimme vor der Hintertür. »Terry, was ist los? Lass mich rein. Bitte lass mich rein!«
    Jemand rüttelte verzweifelt an der Klinke. Als ich wieder bei Atem war, riss ich die Tür auf.
    »Mein Gott, Terry!«, rief Alison, und pures Entsetzen legte
sich über ihr niedliches Gesicht. »Was ist denn hier los? Was machst du? Du blutest ja.«
    Ich hob eine Hand an die Stirn und spürte das Blut an meinen Fingern.
    »Terry, was ist los? Ist irgendwas passiert?«
    Eine Wehklage wie ein uraltes Lamento sammelte sich in meinem Bauch und stieg in meinen Mund auf wie Wasser, das schließlich über meine Lippen strömte und nach und nach das ganze Zimmer überschwemmte. Ein Laut bodenloser Trauer hallte von den Wänden wider, und ich sank auf die Knie, sodass Scherben sich wie Stachel in meine Haut bohrten.
    Alison war sofort neben mir, wiegte mich sanft in ihren Armen, küsste meine blutige Stirn und flehte mich an, ihr zu sagen, was los sei. Sofort fühlte ich mich wieder in ihre Umlaufbahn gezogen und ihrem Bann erlegen. Selbst jetzt noch nach all den Lügen und Täuschungen, nachdem ich wusste, was wahr war und was nicht, wollte ich nichts mehr als glauben, dass sie ernsthaft um mich besorgt war, dass sie, was auch immer geschah, nicht zulassen würde, dass mir etwas zustieß.
    »Ich bin so ein Idiot«, flüsterte ich.
    »Nein, du bist kein Idiot.«
    »Doch.«
    »Erzähl mir, was passiert ist. Bitte, Terry, erzähl’s mir.«
    Ich sah ihr in die Augen. Durch den dichten Schleier meiner Tränen konnte ich mir beinahe einreden, das sie es ernst meinte, der Anblick meines Blutes auf ihren Lippen erschreckte mich, und ich entschied, dass ich genauso gut alles erzählen konnte. Sie und ihre Freunde konnte sich dann später köstlich darüber amüsieren.
    »Josh ist wieder mit seiner Frau zusammen«, erklärte ich schlicht und musste beinahe selbst lachen.
    »O Terry, das tut mir so Leid.«
    »Das hat er auch gesagt«, erwiderte ich und brachte dieses Mal tatsächlich ein abgewürgtes Glucksen hervor.

    »Du hast ihn getroffen?«
    Ich erzählte ihr die ganze erbärmliche Geschichte meines Besuches bei Josh, obwohl ich wusste, dass K.C. sie vermutlich längst informiert hatte. Hatte sie am Fenster gesessen und nervös auf meine Rückkehr gewartet?
    »Das Schwein«, murmelte sie jetzt und drückte sanft meine Schulter.
    »Nein, es ist meine Schuld.«
    »Wieso ist es deine Schuld?«
    Weil es immer meine Schuld ist, dachte ich, ohne es laut zu sagen. »Weil ich so ein Idiot bin«, erklärte ich stattdessen.
    »Wenn du ein Idiot bist, dann bin ich total schwachsinnig.«
    Ich lachte wie so oft, wenn ich mit ihr zusammen war.
    »Ich meine, nimm doch nur Lance und mich, Herrgott noch mal«, fuhr sie unaufgefordert fort. »Was mache ich nach allem, was ich mit ihm durchgemacht habe, nach all den Vorsätzen, ihn nie wieder in mein Leben zu lassen, als er zum ersten Mal wieder vor meiner Tür auftaucht? Ich lasse ihn nicht bloß rein. Ich habe ihn förmlich über die Schwelle gezerrt, verdammt noch mal. Obwohl ich wusste, dass er nicht gut für mich ist, dass er mir früher oder später wieder das Herz brechen und alles kaputtmachen würde wie immer.«
    »Inwiefern?«, unterbrach ich sie.
    Sie zuckte traurig die Achseln. »Na, zum Beispiel, was er mit dir gemacht hat.«
    Ich spürte die Anspannung in ihren Armen und wartete, dass sie sich mir öffnen und mir alles erzählen würde. Doch das tat sie nicht, und der Augenblick verstrich.
    »Wo ist Lance überhaupt?« Ich blickte zur Hintertür, als erwartete ich, dass er dahinter stand.
    »Weg.«
    »Wohin weg?«
    Alison schüttelte den Kopf, sodass ihre Haare meine Wangen kitzelten. »Weiß nicht. Ist mir auch egal.«

    »Du meinst, er ist zurück nach Chicago?«
    »Weiß nicht«, wiederholte Alison. »Vermutlich dort, wo immer Denise hin will.«
    »Er ist mit Denise zusammen?«
    »Das hätte ich vermutlich kommen sehen müssen.« Sie schlug sich mit der Hand an die Stirn, als wollte sie sich zur Vernunft bringen. »Was soll’s – es war eh vorbei. Endgültig. Wurde auch langsam Zeit«, fügte sie

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