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Schlafende Geister

Schlafende Geister

Titel: Schlafende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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ausziehen oder so was, okay?«
    »Ja, nein … das wollte ich auch gar nicht.«
    »Egal was passiert, ich komm damit klar.«
    »Halt die Vorhänge geschlossen.«
    »Mach dir keine Sorgen, ich hab alles im Griff.« Sie beugte sich über mich und half mir aus dem Sessel. »Du musst jetzt ins Bett.«
    »Ja, tut mir leid …«
    »Und hör auf, dich ständig zu entschuldigen.«
    »Tut mir leid«, sagte ich grinsend.
    »Jetzt komm, auf geht’s.«
     
    An den Rest erinnere ich mich nicht mehr richtig. Ich habe zwar noch eine vage Erinnerung an die Verlegenheit, als mich Bridget ins Schlafzimmer brachte und mir half, mich ins Bett zu legen, doch ich weiß nicht mehr recht, warum ich verlegen war. Ich glaube, dass es zum Teil schlicht mit dem Betrunkensein zu tun hatte, aber es kann gut sein, dass noch mehr dahintersteckte. Da war die Berührung von Bridgets Hand an meinem Arm, als sie mir ins Schlafzimmer half, und danach dämmerte mir, dass ich mit Bridget zusammen im Schlafzimmer stand und sie mich ins Bett brachte … und dass ich nicht wusste, was als Nächstes geschehen würde. Was wünschte sie sich? Was wünschte ich mir? Was erwartete sie? Etwas Bestimmtes? Irgendwas? Nichts?
    Eine Gedankenfolge, die einen tatsächlich sehr verlegen machen konnte.
    Doch nichts geschah.
    Fast nichts.
    Ich erinnere mich daran, wie sie flüsterte: »Schlaf jetzt … bis später.«
    Und dann spürte ich ihre Lippen auf meinen – ein kurzer, aber zärtlicher Kuss.
    Und er löste etwas in mir aus. Er bewirkte, dass ich bei ihr sein und sie in den Armen halten wollte, dass ich von ihr umarmt werden wollte. Und mit dem süßen Gefühl ihrer Lippen auf meinen streckte ich meine Hände nach ihr aus …
    Doch sie war schon fort.
     

21
    Als ich aufwachte, war es dunkel und es dauerte ein, zwei Minuten, bevor ich wusste, wo ich war, welchen Tag wir hatten, wie spät es war … wieso ich im Bett lag, vollständig angezogen, mit schmerzendem Schädel, staubtrockenem Mund und einem vertraut bitteren Geschmack hinten in der Kehle … doch dann erinnerte ich mich.
    »Scheiße«, stöhnte ich und schaute auf die Uhr, die neben dem Bett stand.
    Die LED-Ziffern zeigten 19.32 Uhr.
    »Verdammt.«
    Ich stand auf, ging ins Bad und dann in die Küche, um mir ein Glas Wasser und vier Paracetamol zu holen. Ich zündete eine Zigarette an und ging ins Wohnzimmer. Die Lampen waren aus, die Vorhänge geschlossen (hatte ich das gemacht?). Ich fasste nach dem Lichtschalter … und brach die Bewegung plötzlich ab. Langsam erinnerte ich mich jetzt an alles, und als ich durch die Dunkelheit zum Fenster hinüberwankte, hörte ich mich Bridget betrunken etwas vorlallen von wegen Presse und Fernsehleuten – nachdem ihnen Bishop einen Knochen hingeworfen hat, werden sie alle hinter mir her sein wie die Hunde , hatte ich ihr erzählt . Ich kann die Telefone abgeschaltet lassen und mich von meinem Büro fernhalten, aber über kurz oder lang werden sie auch hier aufkreuzen …
    Ich stellte mich seitlich ans Fenster, zog die Kante des Vorhangs zurück und warf einen Blick hinaus. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite lungerte unter einer Straßenlaterne am Ende der Fabrikmauer eine Gruppe von Reportern rum, auch ein Fernsehteam war dabei. Ich beobachtete sie eine Weile, dann schloss ich den Vorhang wieder und trat vom Fenster zurück.
    »Scheiße.«
    Ich blieb eine Minute regungslos stehen und verdaute, was ich gesehen hatte, dann öffnete ich noch einmal zentimeterweise den Vorhang und schaute erneut. Ich hatte den Eindruck, dass sie schon eine ganze Weile dort standen, was entweder bedeutete, sie warteten darauf, dass ich herauskam, oder aber sie wussten nicht, dass ich hier war, und warteten auf meine Rückkehr. Da einige immer wieder die Straße entlangschauten, nahm ich Letzteres an. Wahrscheinlich waren sie vor ein paar Stunden gekommen, hatten geklingelt und gegen die Haustür gehämmert, aber ich war zu betrunken gewesen, um es mitzukriegen. Und weil die Vorhänge zu waren und niemand öffnete, hatten sie wohl angenommen, ich sei unterwegs.
    Ich überlegte, wo Bridget war …
    Und was sie von alldem hielt.
    Und von mir.
    Was dachte sie über mich?
    Und war mir das wichtig?
    Ich ging hinaus auf den Flur, stellte mich an den Fuß der Treppe und starrte hinauf in die Dunkelheit. Kein Licht, keine Geräusche …
    »Bridget?«, rief ich.
    Keine Antwort.
    »Bridget?« Diesmal rief ich es etwas lauter.
    Immer noch keine Antwort. Und auch kein Bellen. Was

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