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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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ge­schich­te­ten Stei­nen hin­durch, von de­nen die qua­dra­tisch an­ge­ord­ne­ten Fel­der ge­säumt wur­den. Der Bo­den sah stei­nig und nicht sehr viel­ver­spre­chend aus; die fla­chen Bau­ern­häu­ser hat­ten von der glü­hen­den Son­ne die Far­be hel­len San­des an­ge­nom­men. Die Frau­en, die auf den Fel­dern ar­bei­te­ten, tru­gen schwar­ze, knö­chel­lan­ge Rö­cke und schwar­ze Kopf­tü­cher. Die Män­ner in ih­ren ver­wa­sche­nen blau­en Ar­beits­an­zü­gen pflüg­ten die har­te Er­de oder hol­per­ten auf Holz­kar­ren hin­ter ei­nem Esel her. Man sah Zie­gen­her­den und ma­ge­re Hüh­ner, al­le an­dert­halb Ki­lo­me­ter einen Brun­nen, der von ei­nem ge­dul­di­gen, mit Scheu­klap­pen ver­se­he­nen Pferd um­run­det wur­de, und ein Was­ser­rad, aus dem sich rand­vol­le Ei­mer in die Be­wäs­se­rungs­grä­ben er­gos­sen.
    „Es hat ges­tern nacht ge­reg­net“, be­merk­te Se­li­na er­staunt.
    „Das war der ers­te Re­gen seit Mo­na­ten. Was­ser ist bei uns im­mer knapp. Es gibt kei­ne Flüs­se, nur Quel­len. Die Son­ne ist schon sehr heiß, und der Bo­den trock­net schnell aus.“
    „Wir sind letz­te Nacht durch ein Un­wet­ter ge­flo­gen, über den Py­re­nä­en.“
    „Das schlech­te Wet­ter über dem Mit­tel­meer dau­ert schon seit Ta­gen an.“
    „Ist das im­mer so im März?“
    „Nein, im März kann es schon ziem­lich warm sein.“ Und wie um sei­ne Wor­te zu be­stä­ti­gen, fand die Son­ne ein Loch in den Wol­ken und ließ al­les in ei­nem gol­de­nen Licht er­strah­len. „Dort drü­ben“, fuhr To­ni fort, „das ist der Ort San An­to­nio. Die Ka­the­dra­le oben auf dem Berg ist sehr alt, ei­ne Fes­tungs­ka­the­dra­le.“
    „Ei­ne Fes­tungs­ka­the­dra­le?“
    „Ge­gen An­grif­fe von den Phö­ni­zi­ern, Pi­ra­ten und Mau­ren. San An­to­nio war Jahr­hun­der­te­lang von den Mau­ren be­setzt.“
    Die Stadt lag wie ein Fries vor dem Hin­ter­grund der blau­en See, wei­ße Häu­ser an ei­nem Berg, über­ragt von den er­ha­be­nen Turm­spit­zen der Ka­the­dra­le.
    „Wir fah­ren nicht durch San An­to­nio?“ frag­te Se­li­na.
    „Nein, wir sind auf der Stra­ße nach Ca­la Fu­er­te.“ Nach ei­ner kur­z­en Pau­se füg­te er hin­zu: „Sie wa­ren noch nie auf der In­sel? Ob­wohl Ihr Va­ter hier lebt?“
    Se­li­na be­ob­ach­te­te die sich lang­sam dre­hen­den Flü­gel ei­ner Wind­müh­le. „Nein. Nein, ich bin noch nie hier ge­we­sen.“
    „Ca­la Fu­er­te wird Ih­nen ge­fal­len. Es ist klein, aber wun­der­schön. Ei­ne Men­ge Seg­ler sind dort.“
    „Mein Va­ter se­gelt auch.“ Sie sag­te das, oh­ne nach­zu­den­ken, doch die Wor­te klan­gen in ihr nach, als wür­den sie Wirk­lich­keit, in­dem man sie laut aus­sprach. Mein Va­ter lebt in Ca­la Fu­er­te. Er hat ein Haus na­mens Ca­sa Bar­co. Er se­gelt auch.
    Die Wol­ken brei­te­ten sich wei­ter aus, teil­ten sich und zo­gen dann aufs Meer hin­aus, wo sie trä­ge am Ho­ri­zont lie­gen­blie­ben.
    Es wur­de lang­sam im­mer wär­mer. Se­li­na schob die Är­mel ih­res prak­ti­schen Jer­sey­ko­stüms hoch, roll­te das Fens­ter her­un­ter und ließ ihr Haar in dem duf­ten­den, stau­bi­gen Wind we­hen. Sie fuh­ren durch klei­ne Dör­fer und stil­le Städt­chen aus glän­zen­dem Quarz­ge­stein mit Fens­ter­lä­den an den Häu­sern. Wo Tü­ren of­fen­stan­den, hin­gen Per­len­vor­hän­ge zum Schutz ge­gen die Son­ne. Auf den Bür­ger­stei­gen sa­ßen al­te Frau­en auf­recht auf Kü­chen­stüh­len und un­ter­hiel­ten sich oder paß­ten auf ih­re En­kel­kin­der auf, wäh­rend ih­re ab­ge­ar­bei­te­ten Hän­de em­sig mit Sti­cke­rei­en und Spit­zen­ar­bei­ten be­schäf­tigt wa­ren.
    Sie ka­men nach Cu­ra­ma­yor, ei­nem ver­schla­fe­nen Städt­chen vol­ler cre­me­far­be­ner Häu­ser und en­ger Stra­ßen, und To­ni rieb sich mit dem Handrücken über den Mund und er­klär­te, daß er durs­tig sei.
    Se­li­na war sich nicht si­cher, was von ihr er­war­tet wur­de, und sag­te ein­fach nichts dar­auf.
    „Ein Bier wä­re nicht schlecht“, fuhr To­ni fort.
    „Ich... ich wür­de Ih­nen ja ein Bier spen­die­ren, aber ich ha­be kein Geld.“
    „Ich kau­fe ein Bier“, sag­te

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