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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Dieb mit ei­ner Ra­sier­klin­ge.
    Wie war der Na­me der Seño­ri­ta?
    Se­li­na Bru­ce aus Lon­don, un­ter­wegs mit ei­nem bri­ti­schen Rei­se­paß.
    Und wie lau­te­te Miss Bru­ces Adres­se auf San An­to­nio?
    Sie lau­te­te... Se­li­na zö­ger­te, aber die Um­stän­de er­laub­ten kein Zö­gern mehr. Ca­sa Bar­co, Ca­la Fu­er­te.
    Wel­che Far­be hat­te die Brief­ta­sche? Wie­viel Geld hat­te sie bei sich? Wa­ren ih­re Rei­se­schecks un­ter­schrie­ben?
    Er­schöpft be­ant­wor­te­te sie die Fra­gen. Die Zei­ger der Uhr kro­chen auf zehn, halb elf und im­mer wei­ter. Ih­re schlimms­ten Be­fürch­tun­gen hat­ten sich be­wahr­hei­tet. Sie hat­te ih­ren Kof­fer und ihr ge­sam­tes Geld ver­lo­ren. Und sie war noch nicht ein­mal in Ca­la Fu­er­te.
    Schließ­lich war die Be­fra­gung vor­bei. Der Po­li­zei­be­am­te schob die Pa­pie­re zu­sam­men und stand auf. Se­li­na be­dank­te sich bei ihm und schüt­tel­te ihm die Hand. Er wirk­te über­rascht, lä­chel­te aber im­mer noch nicht.
    Zu­sam­men durch­quer­ten Se­li­na und To­ni die jetzt lee­re Hal­le des Flug­ha­fen­ge­bäu­des, gin­gen durch die Glas­tür, blie­ben ste­hen und sa­hen sich an. Se­li­na hat­te ih­ren Man­tel über den Arm ge­hängt, denn es war un­an­ge­nehm heiß ge­wor­den, und war­te­te dar­auf, daß To­ni den ers­ten Schritt mach­te.
    Er nahm sei­ne Son­nen­bril­le ab.
    „Ich muß im­mer noch nach Ca­la Fu­er­te“, sag­te sie.
    „Sie ha­ben kein Geld.“
    „Aber Sie be­kom­men Ihr Geld, das ver­spre­che ich Ih­nen. Wenn wir erst mal in Ca­la Fu­er­te sind, wird... mein... Va­ter Sie be­zah­len.“
    To­ni run­zel­te die Stirn. „Ihr Va­ter? Sie ha­ben einen Va­ter hier? Warum ha­ben Sie das nicht gleich ge­sagt?“
    „Es hät­te doch nichts genützt. Wir... wir hät­ten ihn so­wie­so nicht er­rei­chen kön­nen, oder?“
    „Ihr Va­ter lebt in Ca­la Fu­er­te?“
    „Ja. In ei­nem Haus na­mens Ca­sa Bar­co. Ich bin si­cher, er wird da­sein, und er wird Sie be­zah­len.“ To­ni sah sie miß­trau­isch an. Ganz of­fen­sicht­lich glaub­te er ihr nicht. „Sie kön­nen mich nicht ein­fach hier ste­hen­las­sen. Ich ha­be nicht mal mehr mein Rück­flug­ticket nach Lon­don.“
    To­ni starr­te ei­ne Wei­le ins Nichts und be­schloß dann, sich ei­ne Zi­ga­ret­te an­zu­zün­den. Er schi­en sich um kei­nen Preis fest­le­gen zu wol­len.
    „Sie ha­ben ge­sagt, Sie wür­den mich fah­ren“, be­harr­te Se­li­na. „Und ich sor­ge da­für, daß Sie Ihr Geld be­kom­men. Das ver­spre­che ich Ih­nen.“
    Er blies ei­ne Rauch­wol­ke in die Luft, und sei­ne schwar­zen Au­gen rich­te­ten sich wie­der auf Se­li­na. Sie sah blaß und ängst­lich aus, aber zwei­fel­los wohl­ha­bend. Die rui­nier­te Hand­ta­sche war aus Kro­ko­dil­le­der, sie trug pas­sen­de Schu­he da­zu; so­wohl das Ko­stüm als auch der Man­tel wa­ren aus teu­rem Woll­stoff. Wenn sie sich be­weg­te, konn­te To­ni ei­ne dün­ne gol­de­ne Ket­te um ih­ren Hals er­ken­nen, au­ßer­dem trug sie ei­ne gol­de­ne Uhr. Sie roch zwei­fel­los nach Geld - wenn nicht in ih­rer Hand­ta­sche, dann ir­gend­wo an­ders. Es war erst März, und es gab noch nicht so vie­le Fahr­ten, daß er es sich leis­ten konn­te, ei­ne Fuh­re ab­zu­leh­nen. Und die­ses Mäd­chen, die­se jun­ge in­gle­sa, sah nicht aus, als wä­re sie in der La­ge, ir­gend je­man­den aus­zu­trick­sen.
    „In Ord­nung“, sag­te er schließ­lich. „Fah­ren wir.“

4
     
     
     
     
     

    M il­de ge­stimmt von sei­ner ei­ge­nen Freund­lich­keit, wur­de To­ni ge­ra­de­zu red­se­lig: „San An­to­nio war bis vor fünf Jah­ren ei­ne ar­me In­sel. Es gab so gut wie kei­ne Ver­bin­dun­gen zum Fest­land, nur ein klei­nes Boot zwei­mal die Wo­che. Aber jetzt ha­ben wir den Flug­ha­fen, al­so kom­men mehr Be­su­cher. Im Som­mer sind vie­le Men­schen da. Al­les wird bes­ser.“
    Das ers­te, was bes­ser wer­den muß, sind die Stra­ßen, dach­te Se­li­na. Die, auf der sie sich ge­ra­de be­fan­den, war ein zer­furch­ter Lehm­weg, auf dem das al­ter­tüm­li­che Ta­xi schau­kel­te und schwank­te wie ein Schiff auf ho­her See. Es wand sich zwi­schen nied­ri­gen Mau­ern aus

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