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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Froschau­gen.
    „Ro­dol­fo, wenn ich heu­te nacht hier­blei­ben möch­te... Hät­test du ein Zim­mer für mich?“
    „Na­tür­lich, Fran­ces­ca. Ich wer­de eins her­rich­ten las­sen.“
     
    Fran­ces fuhr in ei­ner Staub­wol­ke zur Ca­sa Bar­co und park­te den Ci­tro­en an dem ein­zi­gen schat­ti­gen Platz, den sie fin­den konn­te. Sie über­quer­te die Stra­ße, öff­ne­te die grü­ne Holz­tür und rief: „Ist je­mand da?“ Es kam kei­ne Ant­wort, und so trat sie ein.
    Of­fen­sicht­lich war nie­mand da. Es duf­te­te süß­lich nach Holz­a­sche und Früch­ten, und durch die of­fe­nen Fens­ter weh­te ein küh­ler See­wind. Fran­ces ließ ih­re Ta­sche auf den nächst­bes­ten Stuhl fal­len und mach­te sich auf die Su­che nach Zei­chen weib­li­cher An­we­sen­heit, doch ihr fiel nichts Be­son­de­res auf. Als sie ein Ge­räusch von der Ga­le­rie hör­te und er­schro­cken hin­auf­sah, war es nur Ge­or­ges al­ber­ne wei­ße Kat­ze, die vom Bett ge­sprun­gen war und die Lei­ter her­un­ter­kam, um die Be­su­che­rin zu be­grü­ßen.
    Fran­ces moch­te kei­ne Kat­zen, die­se erst recht nicht, und gab Pearl einen Fuß­tritt, doch Pearls Wür­de wur­de da­durch in kei­ner Wei­se an­ge­tas­tet. Ihr Hin­ter­teil sprach Bän­de, als sie Fran­ces ste­hen­ließ und mit er­ho­be­nem Schwanz auf die Ter­ras­se ging.
    Nach­dem Fran­ces das Fern­glas von Ge­or­ges Tisch ge­nom­men hat­te, folg­te sie ihr. Die Eclip­se lag ru­hig vor An­ker. Fran­ces hob das Fern­glas und stell­te es scharf, bis die Yacht und ih­re In­sas­sen klar zu se­hen wa­ren. Ge­or­ge saß mit aus­ge­streck­ten Bei­nen auf ei­nem der Sit­ze im Cock­pit, die al­te Müt­ze über die Au­gen ge­zo­gen und ein Buch auf der Brust. Das Mäd­chen lag hin­ge­gos­sen auf dem Vor­deck und schi­en nur aus kno­chen­lo­sen Glied­ma­ßen und ei­ner reh­brau­nen Haar­mäh­ne zu be­ste­hen. Es trug ein Hemd, das aus­sah, als ge­hör­te es Ge­or­ge. Die klei­ne Sze­ne strahl­te Zu­frie­den­heit und Har­mo­nie aus. Fran­ces run­zel­te die Stirn, leg­te das Fern­glas auf den Tisch zu­rück, ging in die klei­ne Kü­che und goß sich ein Glas von Ge­or­ges süßem, küh­lem Brun­nen­was­ser ein. Sie trug das Glas auf die Ter­ras­se, zog sich einen ei­ni­ger­ma­ßen sta­bil aus­se­hen­den Stuhl in den Schat­ten der Mar­ki­se, streck­te sich ge­müt­lich dar­auf aus und war­te­te.
     
    „Sind Sie wach?“ frag­te Ge­or­ge.
    „Ja.“
    „Ich glau­be, wir soll­ten lang­sam ein­pa­cken und zu­rück fah­ren. Sie ha­ben ge­nug Son­ne ge­habt.“
    Se­li­na setz­te sich auf und streck­te sich. „Ich bin ein­ge­schla­fen.“
    „Ich weiß.“
    „Das kommt von dem köst­li­chen Wein.“
    „Be­stimmt.“
    Wäh­rend sie zur Ca­sa Bar­co zu­rück­ru­der­ten, schweb­te das Ding­hi wie ei­ne Wol­ke über dem pfau­en­blau­en Was­ser.
    Die Luft war heiß und still, es schi­en nur sie bei­de auf der Welt zu ge­ben.
    Se­li­na zog den Korb zwi­schen ih­re Knie und sag­te: „Das war ein phan­tas­ti­sches Pick­nick. Das schöns­te, das ich je er­lebt ha­be.“ Sie er­war­te­te, daß Ge­or­ge dar­auf mit ir­gend ei­nem Spruch über Frin­ton rea­gie­ren wür­de, doch zu ih­rer Über­ra­schung sag­te er nichts, son­dern lä­chel­te nur, als hät­te er es auch ge­nos­sen.
    Er leg­te am An­le­ger an und sprang auf die Plan­ken, um das Boot mit zwei Schlin­gen der Fang­lei­ne festz­u­ma­chen. Nach­dem Se­li­na ihm ih­re Sa­chen hoch­ge­reicht hat­te, stieg sie eben­falls auf die hei­ßen Holz­plan­ken. Sie klet­ter­ten über die Schie­nen der Sli­p­an­la­ge, und Ge­or­ge ging als ers­ter die Stu­fen zur Ter­ras­se hoch, so daß Se­li­na Fran­ces Don­gens Stim­me hör­te, be­vor sie Fran­ces selbst sah.
    „Na, wen ha­ben wir denn da?“
    Für den Bruch­teil ei­ner Se­kun­de schi­en Ge­or­ge zu er­star­ren, doch dann be­trat er die Ter­ras­se, als wä­re nichts ge­sche­hen.
    „Hal­lo, Fran­ces“, sag­te er.
    Se­li­na folg­te ihm lang­sam. Fran­ces lag in dem al­ten Rohr­stuhl, die Fü­ße auf dem Tisch. Sie trug ei­ne blau-weiß ka­ri­er­te Blu­se, die vorn zu­sam­men­ge­kno­tet war, so daß man ih­re brau­ne Haut se­hen konn­te,

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