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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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eine Sanddüne hinaufklettern - für zwei Schritte, die man vorwärtsschaffte, rutschte man einen zurück. Sie waren in High Ridge gewesen und hatten etwas erreicht - was genau, das wusste Ralph nicht, aber Dorrance hatte ihnen versichert, dass es so war; ihm zufolge hatten sie ihre Aufgabe dort erfüllt. Jetzt waren sie hierher gekommen und hatten Eds Souvenir zurückgeholt, aber das reichte immer noch nicht aus, und warum? Weil Ka wie ein Fisch war, weil Ka wie eine Sanddüne war, weil Ka wie ein Rad war, das nicht stehen bleiben, sondern sich immer weiter und weiter drehen wollte, um alles zu zerquetschten, was sich in seinem Weg befand. Ein Rad mit vielen Speichen.

    Aber am allermeisten war Ka wahrscheinlich wie ein Ring.
    Wie ein Trauring.
    Plötzlich begriff er, was das lange Gespräch auf dem Dach des Krankenhauses und Dorrance’ Versuche, es zu erklären, nicht vermitteln konnten: Eds unbestimmter Status in Verbindung mit der Tatsache, dass Atropos den armen, verwirrten Mann aufgespürt hatte, hatten ihn mit einer ungeheuren Macht ausgestattet. Eine Tür war aufgegangen, und ein Dämon, den man den Scharlachroten König nannte, war hindurchspaziert - einer, der mächtiger war als Klotho, Lachesis, Atropos, als alle drei zusammen. Und der hatte nicht die Absicht, sich von einem von Derrys Altsemestern wie Ralph Roberts aufhalten zu lassen.
    [»Ralph?«]
    [»Ein Ring, sie zu knechten, Lois - sie alle zu finden.«]
    [»Wovon redest du? Was meinst du damit?«]
    Er klopfte auf seine Uhrtasche und spürte die winzige, aber unendlich bedeutsame Wölbung von Eds Ring. Dann streckte er die Hände aus und packte Lois an den Schultern.
    [»Die Ersatzstücke - die falschen Ringe - sind Speichen, aber der hier ist die Nabe. Nimm die Nabe weg, und ein Rad kann sich nicht mehr drehen.«]
    [»Bist du dir sicher?«]
    Er war sich ganz sicher. Er wusste nur nicht, wie er es anstellen sollte.
    [»Ja. Komm jetzt - verschwinden wir von hier, solange wir es noch können.«]
    Ralph ließ sie zuerst unter dem voll beladenen Esszimmertisch durchkriechen, dann ging er in die Knie und
folgte ihr. Auf halbem Weg hielt er inne und sah noch einmal über die Schulter. Er sah etwas Seltsames und Schreckliches: Das summende Geräusch hatte sich nicht wieder eingestellt, aber ein neues Leichentuch entstand um den Ersatzehering herum. Das glänzende Gold war bereits zu einem geisterhaften Reif geworden.
    Er betrachtete das Bild ein paar Sekunden fasziniert, fast hypnotisiert, dann wandte er den Blick mühsam ab und kroch hinter Lois her.

9
    Ralph hatte Angst, sie würden wertvolle Zeit vergeuden, wenn sie versuchten, den Rückweg durch das Labyrinth der Gänge zu finden, die sich kreuz und quer durch Atropos Lagerhalle der Andenken zogen, aber wie sich herausstellte, war das kein Problem. Ihre eigenen Fußspuren, die zwar verblassten, aber immer noch sichtbar waren, wiesen ihnen den Weg.
    Nachdem sie die schreckliche kleine Kammer hinter sich gelassen hatten, fühlte er sich ein wenig kräftiger, aber jetzt machte Lois beinahe schlapp. Als sie den Torbogen zwischen der Lagerhalle und der schmutzigen Behausung von Atropos erreichten, musste sie sich auf ihn stützen. Er fragte sie, ob es ihr gut ging. Lois brachte ein Achselzucken und ein kleines, müdes Lächeln zustande.
    [»Mein größtes Problem ist dieser Ort. Es spielt keine Rolle, wie weit wir emporsteigen, er ist und bleibt schrecklich, und ich hasse ihn. Ich glaube, sobald ich etwas frische Luft bekommen habe, geht es mir besser. Ehrlich.«]
    Ralph hoffte, dass sie recht behielt. Während er sich unter dem Torbogen hindurch in Atropos’ Zimmer duckte, versuchte er, sich einen Vorwand auszudenken, unter dem er Lois voraus schicken konnte. Das würde ihm die Möglichkeit geben, die Behausung rasch zu durchsuchen. Wenn er die Ohrringe dabei nicht fand, musste er davon ausgehen, dass Atropos sie noch trug.
    Er bemerkte, dass ihr Unterrock wieder unter dem Rocksaum hervorblitzte, wollte sie darauf ansprechen und sah eine Bewegung aus den linken Augenwinkeln. Ihm wurde bewusst, dass sie auf dem Rückweg längst nicht so vorsichtig gewesen waren - was teilweise an ihrer Erschöpfung lag -, und dass sie jetzt möglicherweise einen hohen Preis für diese Sorglosigkeit zahlen mussten.
    [»Lois, pass auf!«]
    Zu spät. Ralph spürte, wie Lois Arm von ihm weggerissen wurde, als die knurrende Kreatur im schmutzigen Kittel sie an der Taille packte und rückwärts zog. Atropos’ Kopf reichte nur

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