Schlagfertigkeit
„Doppelsinn“ und „Doppelkinn“. Näheres erfahren Sie in der neunten Lektion, wenn wir uns damit beschäftigen, wie Sie Ihre sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten erweitern können.
Üben Sie: Den Sinn für Doppelsinn
Geben Sie den folgenden Begriffen möglichst viele Bedeutungen, suchen Sie auch nach Redensarten, in denen der Begriff vorkommt. Zum Beispiel für „Horn“: das Horn auf dem Kopf von Tieren, das Horn als Musikinstrument, Hornhaut (an den Füßen), Hornhaut (im Auge), Horn (als Beule), Kap Horn, Matterhorn, Teufelshorn, ins selbe Horn stoßen, sich die Hörner abstoßen, jemandem Hörner aufsetzen, jemanden aufs Horn nehmen. Unsere Vorschläge dazu finden Sie auf Seite 220.
Schraube:
Leitung:
Eis:
Bart:
Fahne:
Draht:
Missverstandene Situationen
Es gibt jedoch nicht nur Worte, die Sie falsch auffassen können, auch Situationen sind manchmal gut dazu geeignet, einen komischen Doppelsinn zu entfalten. Meist geht es darum, dass Sie dem Angriff eine positive, zumindest aber neutrale Deutung geben. Zum Beispiel macht jemand abschätzige Bemerkungen über Ihre Kleidung und Sie fassen es so auf, als wollte er (oder sie) Ihnen die Kleidung abkaufen. Sehr bekannt und dennoch wirksam ist auch das folgende Beispiel.
Beispiel: Vorstellung
Herr Dahlmann geht über die Straße. Ein Auto muss bremsen. Der Fahrer kurbelt die Scheibe herunter und brüllt: „Idiot!“ – Herr Dahlmann verneigt sich und sagt: „Angenehm, Dahlmann.“
Ein sehr beliebtes Verfahren besteht darin, dass Sie erklären, etwas, das Ihr Gegenüber bemängelt, beizubehalten und etwas, das er lobt, zu ändern.
Beispiel: Wenig Substanz
„Frau Ludwig, wenn ich mir Ihren Bericht so anschaue“, bemerkt Herr Mebes, „dann muss ich sagen: Schöne Grafiken, aber wenig Substanz.“ –„Gut“, bemerkt Frau Ludwig, „dann lass ich das nächste Mal die schönen Grafiken weg.“
Machen Sie sich über Ihren Angreifer lustig
Der Einsatz von Witz und Humor richtet sich nicht immer darauf, Ihren Angreifer zum Lachen zu bringen. Vor allem wenn er Ihnen feindselig gegenübersteht, wird Ihnen das auch kaum gelingen. Dann will er nicht mit Ihnen lachen, sondern höchstens über Sie.
Das wollen Sie natürlich verhindern, und ein geeignetes Mittel, das zu erreichen, ist die Schlagfertigkeit. Allerdings nicht die weichen, gutmütigen Techniken, die wir bis jetzt in dieser Lektion kennen gelernt haben, sondern solche, die darauf abzielen, den Angreifer lächerlich zu machen. Damit werden Sie sich beim Angreifer natürlich nicht beliebt machen, doch darum geht es gar nicht mehr. Es geht darum, dass Sie sich selbst verteidigen, Ihre Souveränität und Würde bewahren, die durch den Angreifer bedroht sind.
Nur in schweren Fällen
Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass Sie hier mit einer sehr scharfen Waffe zurückschlagen. Sie sollten nur dann davon Gebrauch machen, wenn
der Angriff recht schwerwiegend ist und
die Vorwürfe nicht berechtigt sind.
Natürlich lässt sich Ihr Gegenangriff auch dosieren, doch sollten Sie sich nicht allzu sehr darauf verlassen, dass Sie das immer ganz steuern können. Gerade wenn es schnell gehen muss, kann es Ihnen passieren, dass Sie stärker „hinlangen“, als es Ihre Absicht war.
Jemand will Sie zum Gespött machen
Wenig Skrupel brauchen Sie jedoch zu haben, wenn Sie jemand zum Gespött machen will. Dann sind die „weichen“, humorvollen Techniken, die Sie eben kennen gelernt haben, keine geeignete Reaktion, auchdas „absurde Theater“ nicht. Sie sind zu versöhnlich, zu ausweichend. Eher schon kommen die „sachlichen“, humorfreien Techniken in Frage wie die Gegendarstellung, die Zurückweisung oder auch bestimmte Fragetechniken (→ S. 188).
Wenn Sie Ihren Angreifer jedoch auskontern und ihn selbst zur Lachnummer machen, so ist das vielleicht nicht nett, doch es ist souverän und geeignet, Ihnen Respekt zu verschaffen. Außerdem können Sie sicher sein, dass Sie sich Sympathien erwerben, wenn Sie einen unfairen, rücksichtslosen Angreifer aufs Kreuz legen.
Jemand hat Sie beleidigt
Für Beleidigungen gilt im Prinzip das gleiche. Nur lassen sich hier in manchen Fällen noch eher „mildernde Umstände“ finden (z. B. Wut → S. 94), so dass Sie mit einer weniger verletzenden Gegenwehr unter Umständen besser fahren. Dennoch gilt die Regel, je schwerer der Angriff, desto härter die Verteidigung.
Tipp
Dabei gilt selbstverständlich der Grundsatz, den Angreifer nicht verächtlich zu
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