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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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sind sich bestimmt alle darüber im Klaren, dass Verbrechen an Kindern in den Zuständigkeitsbereich unserer Abteilung fallen. Das schließt Entführungen ebenso mit ein wie jugendliche Ausreißer, bei denen das Risiko, einem Sexualverbrechen zum Opfer zu fallen, besonders hoch ist. Weiß man schon, in welche Kategorie dieser Fall gehört?«
    »Ausreißerin«, antwortete der Mann von der Staatspolizei.
    »Entführung«, sagte Dunmar.
    Burroughs, der Detective von der Pittsburgher Polizei, sagte gar nichts. Er war noch zu sehr damit beschäftigt, sie zu mustern. Breitbeinig stand er da, die Hände in die Hüften gestemmt und die Jacke seines Anzugs so weit nach hinten geschoben, dass sein sehr großer Revolver nicht zu übersehen war.
    Aha, einer von der Sorte. Einer, der nicht einfach nur ging wie andere Sterbliche, sondern dahinstolzierte.
    Sie ignorierte sein Lächeln, das so breit war, dass sie alle seine Zähne hätte zählen können, wenn sie die Absicht gehabt hätte, und fuhr fort: »Also gut. Meine Aufgabe besteht darin, zu koordinieren und Ihnen unter die Arme zu greifen, wo immer das möglich ist.«
    Alle drei wirkten wenig begeistert. Lucy fuhr mit ruhiger und sachlicher Stimme fort: »Zunächst sollten wir klären, wer den Kontakt zu den Medien hält. Chief Deputy, wären Sie nicht der geeignete Mann für den Job?«
    Dunmar plusterte sich im Bewusstsein seiner eigenen Bedeutsamkeit auf.
    »Sehr schön. Wie ich gesehen habe, gibt’s da hinten ein paar Probleme mit Gaffern. Vielleicht könnten Sie ja dafür sorgen, dass ein paar von Ihren Leuten da etwas mehr Ordnung reinbringen und die Medienvertreter an einen sicheren Ort führen?« Sie musterte den widerlichen Wagen von der Einsatzleitung. Sie hätte ihn am liebsten verschwinden lassen, doch die Nachrichtenteams und die Familie hatten ihn bereits entdeckt. Zu spät.
    »Wer leitet die Untersuchung des Hauses und an dem Ort, wo man Ashley zuletzt gesehen hat?« Sie wirkten überrascht, als Lucy den Namen des Opfers nannte.
    Polizisten neigten meist dazu, Verbrechensopfer zu entpersonalisieren, besonders dann, wenn es sich um Kinder handelte. In diesem Augenblick aber, in diesem frühen Stadium der Ermittlungen, wollte sie, dass alle sich auf die Person Ashley konzentrierten – und nicht auf Zuständigkeiten oder auf die Frage, wer später in den 10-Uhr-Nachrichten das beste Bild abgab. »Hat schon jemand Ashleys Zimmer durchsucht?«
    »Meine Jungs haben das Haus durchsucht, nachdem die Polizei von Plum einen ersten Blick darauf geworfen hatte«, erklärte Lowery, der Mann von der Staatspolizei. »Keine Spur von ihr. Die Frau sagt, dass eine Schultasche und eine Jacke fehlen. Viel mehr habe ich aus ihr nicht rausgekriegt.«
    Er zeigte mit dem Kopf auf Ashleys Mutter, die nun ruhig an der Brust des Mannes lag, den sie zuvor angeschrien hatte. Noch immer keine Tränen, wie Lucy feststellte. Sie würde sich gleich anschließend um die Familie kümmern. »Wissen Sie schon, wo Ashley zum letzten Mal gesehen wurde?«
    »In der Schule, in Monroeville«, sagte Burroughs. »Sie haben uns hinzugezogen, weil sie auf solche Fälle nicht eingerichtet sind.«
    »Das war gut so. Wir brauchen alle Ressourcen, die wir kriegen können. Ich schlage vor, Sie sehen sich mal in der Schule um und befragen ihre Lehrer und möglichst viele Klassenkameraden. Vielleicht finden wir heraus, wo sie sich zuletzt aufgehalten hat. Können Sie das zusammen mit dem Kommissariat von Monroeville übernehmen?«
    Burroughs richtete sich auf, offenbar verärgert über die Unterstellung, die er ihrer Frage entnahm. »Wir sind gut. Ich habe bereits Fotos und Flugblätter in Auftrag gegeben.«
    »Hat schon jemand die NCMEC informiert?«
    Sie blickten einander an. »Äh, wir waren gerade dabei …«
    »Lowery, könnten Sie das übernehmen? Wir wollen schließlich, dass alles landesweit koordiniert ist. Dafür ist die Kinderhilfsorganisation da. Bleibt für mich wohl die Familie.«
    Stirnrunzelnd betrachtete sie das Paar, das wenige Meter von ihnen entfernt stand. Die Männer schienen ausgesprochen erleichtert darüber, ihr diese Aufgabe überlassen zu können, und das war ihr nur recht so. Wenn sie vorankommen wollten, war das nur über die Familie möglich und über das, was die beiden wussten oder nicht wussten.
    Selbst bei ungewöhnlicheren Entführungsfällen hing alles immer irgendwie mit der Familie zusammen. Mit denen, die zurückgeblieben waren und warteten.
    »Ich bringe die beiden

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