Schlangenblut (German Edition)
weibliche Mitspieler anzuziehen, hatte Bobby Fegley ihr erklärt. Und doch hatte der Domain Master am Ende alle Mitspieler eliminiert – bis auf einen, Ashley. Wie hatte er sich selbst genannt? Maestro.
»Megan Constance Callahan, du bist ein Genie!«
Nick und Megan blickten verblüfft auf. »Wieso? Was hab ich denn getan?«
»Vielleicht hast du mir eben dabei geholfen, diesen Fall zu knacken.«
»Den mit dem Mädchen, nach dem du suchst? Ashley?«
Lucy umarmte Megan so fest, dass am Pulsoximeter wieder der Alarm losging. »Ich habe eine neue Idee, die mir helfen könnte, sie zu finden. Und das verdanke ich dir.« Sie schnappte sich ihr Handy und wählte. »Taylor? Wie wär’s mit ein bisschen Außendienst?«
Sein Adrenalin ließ förmlich ihren Hörer summen. »Mit dem größten Vergnügen. Was brauchen Sie? Soll ich meine Weste mitbringen und irgendwelche Waffen?«
»Bringen Sie einfach nur einen Wagen und Ihren Laptop mit und holen Sie mich in zehn Minuten vor dem Three Rivers ab.«
»Wird gemacht!«
Mit dem Gefühl, etwas tun zu können, statt nur voller Angst auf Ergebnisse zu warten, auf die sie keinen Einfluss hatte, fühlte Lucy sich gleich etwas besser.
Sie umarmte Megan noch einmal, strubbelte ihr durchs Haar und erntete ein Stirnrunzeln. »Ich muss kurz weg, verspreche aber, dass ich heute Abend wieder da bin. Geht das in Ordnung?«
»Du wirst das Mädchen finden? Weil ich etwas Bestimmtes gesagt habe?«
»Ja, das hoffe ich jedenfalls.«
Megans listiges Grinsen kehrte zurück. »Heißt das, ich kriege einen eigenen Computer? Vielleicht kann ich dir dann öfter mal helfen.«
»Nein. Das heißt nur, dass du mir vielleicht gerade geholfen hast, das Leben eines Mädchens zu retten. Wie fühlst du dich dabei?«
Ihr Gesicht leuchtete auf, und die Sommersprossen auf ihrem Nasenrücken traten deutlicher hervor. »Ziemlich gut. Wie am Weihnachtsmorgen. Fühlt es sich immer so an?«
»Ja.« Lucys Lächeln spiegelte sich in dem ihrer Tochter. Sie küsste Megan auf den Kopf, und zum ersten Mal seit Monaten wehrte Megan sie nicht ab. »Jedes einzelne Mal.«
Sie rutschte vom Bett herunter und nahm Nicks Hand. »Kommst du damit klar?«
»Du hast doch gehört, was der Arzt gesagt hat, vor morgen früh wissen die sowieso nicht mehr. Geh schon, sonst ruinierst du noch den Fußboden mit deinem Hin-und-her-Getigere.« Seine Stimme klang unbeschwert, aber ein wenig brüchig, und die Falten um seine Augen verrieten ihn.
»Ernsthaft, Nick, wenn du damit ein Problem hast –«
Er stand auf und verstellte Megan die Sicht. »Ich hab doch nichts dagegen, dass du versuchst, dieses Mädchen zu retten.« Er wurde leiser. »Ich finde nur nicht gut, dass du dich dabei völlig verausgabst und dann nichts mehr übrig bleibt, was du deiner eigenen Tochter geben könntest.«
Sie verstand, was er sagte, wusste aber auch, dass mehr dahintersteckte. Nick begann nie eine Auseinandersetzung, ohne sich seine Argumente genau zurechtgelegt zu haben.
»Megan, Liebling, bereite doch schon mal das nächste Spiel vor. Dein Vater und ich müssen uns noch kurz draußen unterhalten.«
Megan blickte auf und grinste schief. »Ihr könnt euch meinetwegen auch hier streiten, macht mir nichts aus.«
»Wir streiten nicht, Schatz«, sagte Nick in seinem ruhigsten Südstaaten-Tonfall. Den er nur benutzte, wenn sie stritten. »Deine Mutter und ich, wir müssen uns nur mal kurz unter vier Augen unterhalten, das ist alles.«
»Okay.« Sie wandte sich wieder dem Computerspiel zu. »Aber du kommst heute Abend wieder und bleibst bei mir, Mom, ja? Du hast es versprochen.«
»Ich komme wieder, versprochen.« Sie küsste Megan auf beide Wangen und auf die Nase, woraufhin ihre Tochter die vertraute Grimasse schnitt und die Augen verdrehte, und ging dann in den Flur, wo sie erst an der Treppe stehen blieb. Nick folgte ihr schweigend, bis die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel.
»Was sollte das denn eben?«, fauchte sie leise, aber mit genug Nachdruck, dass ihre Stimme von den Wänden widerhallte.
»Ich wollte damit nur sagen, dass du immer wieder ein neues Kind findest, das du retten kannst, immer wieder einen neuen Kreuzzug führst. Wenn das Schlimmste eintritt und Megan hat wirklich –« Er verstummte. »Wenn sie wirklich schwer krank ist, stehen wir jetzt vor dem Streit unseres Lebens.«
»Du glaubst, ich benutze meine Arbeit als Ausrede, um vor der Realität davonzulaufen?«
»Ja. Du glaubst, wenn du dieses Mädchen rettest, springt
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