Schlangenjagd
seine Fähigkeit zu verzeihen nur bewundern, wenn er bedachte, wie übel seine Regierung ihm mitgespielt hatte. Anders als andere Männer, die, sobald sie an der Macht sind, Freiheiten beschneiden und ihr Volk in ihrem Streben nach persönlichem Reichtum und Ansehen in Armut stürzen, wollte Ndebele tatsächlich nur das Beste für Simbabwe. Er sprach von Wirtschaftsreformen und davon, der einst blühenden Landwirtschaft des Landes wieder zu ihrer früheren Leistungsfähigkeit und Bedeutung zu verhelfen. Er sprach davon, die Macht unter den Stämmen zu verteilen und die Vetternwirtschaft zu beenden, die schon so viele afrikanische Nationen ruiniert hatte.
Mehr als alles andere wünschte er sich, dass sich seine Leute nicht mehr vor ihrer eigenen Regierung fürchteten.
Cabrillo war mehr als je zuvor davon überzeugt, dass seine Vereinbarung mit Moses genau das Richtige gewesen war. Sie hatten die Chance wiederherzustellen, was früher einmal ein funkelndes Juwel des südlich der Sahara gelegenen Afrika gewesen war, und es wieder zu dem – von allen beneideten – Stern des Kontinents zu machen. Natürlich müsste dazu nur ein Schiff gefunden werden, das seit einem Jahrhundert vermisst wurde und irgendwo in einem Gebiet von einigen tausend Quadratkilometern gesunken war.
Er spürte, wie das Schiff plötzlich den Kurs änderte. Er schätzte den Schwenk auf mindestens fünfzehn Grad und erhob sich, als sein Telefon klingelte.
»Jemand hat sie gefunden«, sagte er, da er wusste, dass es niemand anders als Max sein konnte, der die Neuigkeit brachte, auf die sie seit dreißig Stunden warteten. Er entschuldigte sich mit einer stummen Geste bei Moses, während er den Raum verließ.
»Sie wurde von etwas namens Mag-Star geortet«, sagte Hanley. »Offensichtlich ein neuer militärischer Satellit, der die Veränderung aufspüren kann, die ein großes Schiff mit stählernem Rumpf im Magnetfeld der Erde hervorruft.«
Juan war die Technologie bekannt. »Wie weit sind wir von ihr entfernt?«
»Etwa zweihundertsiebzig Kilometer, und, um deine nächste Frage auch gleich zu beantworten, wir sind von allen Schiffen, die dorthin unterwegs sind, immer noch das nächste.«
Indem er Geschwindigkeit und Entfernungen berechnete, meinte Juan: »Damit müssten wir sie etwa bei Sonnenuntergang vor uns haben, auch wenn wir die Sonne schon seit Längerem nicht mehr gesehen haben.«
Die
Oregon
war seit dem Morgengrauen unter einer dichten Wolkendecke unterwegs, während sich der Seegang zu fünf Meter hohen Wellen gesteigert hatte, die ständig gegen ihren Rumpf donnerten. Das Schiff hatte keine Probleme, die Brecher beiseitezuschieben. Es war konstruiert, um mit Schlimmerem fertig zu werden, und das bei höheren Geschwindigkeiten, als es derzeit vorlegte. Dennoch mussten die Verwundeten trotz Julias Bemühungen einiges über sich ergehen lassen. Der Wind wehte stetig mit dreißig Knoten mit gelegentlichen Böen der Stärke acht auf der Beaufort-Skala. Noch hatte der Regen nicht eingesetzt, doch der Wetterbericht prophezeite, dass in zwei Stunden damit zu rechnen sei.
»Die
Gulf of Sidra
bei diesem Sturm stillzulegen ist schon schwierig genug«, meinte Max. »Die Dunkelheit macht es nur noch komplizierter.«
»Erzähl mir alles«, sagte Juan. »Ich bin in einer Sekunde da.«
Sekunden später betrat er das Operationszentrum. Die Wachen wurden durch das beste Team der Corporation ersetzt. Es war nicht so einfach, denn das Schiff schwankte heftig, und die Mannschaft musste sich ständig mit den Händen an Tischen oder an Schotts abstützen. Eric Stone nahm bereits den Platz am Ruderrad ein. Mark Murphy, der ein T-Shirt trug, dessen Aufschrift die Waljagd mit Atombomben empfahl, glitt auf seinen Platz an den Waffenkontrollen, während sich Hali in die Kommunikationssysteme einschaltete. Linda Ross traf ein, während Eddie und Linc sich vor der Rückwand aufbauten. Abgesehen von ihrer gleichermaßen hohen Kompetenz waren sie so unterschiedlich wie Mutt und Jeff.
Max kam von seinem Platz, auf dem er seine geliebten Maschinen überwachte, herüber, sobald sich Juan in den Kommandantensessel in der Mitte des Raumes sinken ließ. Der Hauptschirm lieferte ein Satellitenbild vom Atlantik. Die Wolken formierten sich bereits zu den bekannten Wirbelmustern eines entstehenden Hurrikans. Soeben bildete sich das Auge.
»Okay, wo sind wir also, und wo ist die
Sidra?«,
fragte Juan.
Stone tippte etwas in seinen Computer, und zwei blinkende Symbole
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