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Schlangenkopf

Schlangenkopf

Titel: Schlangenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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beleuchten.
    Obwohl man ihr gesagt hat, sie soll im Haus bleiben, steht Barbara in der offenen Küchentür und sieht zu. Sie wundert sich über sich selbst. Nicht nur, weil sie jetzt zu den Gaffern gehört, von denen im Verkehrsfunk immer die Rede ist. Was sie beobachtet, kommt ihr im Augenblick fast selbstverständlich vor, geradezu als das Walten von Gerechtigkeit. Aber ist es nicht gleichzeitig absurd oder vielmehr obszön, einen Menschen in einer Scheune einzusperren wie ein wildes Tier, das in die Falle gegangen ist? Berndorf hat das getan, trotzdem gefällt es ihr immer weniger.
    Wo ist er eigentlich? Vermutlich in der Einfahrt, zusammen mit Dingeldey, der auf der Straße auf den Streifenwagen gewartet hatte, um ihn einzuweisen. Und Zlatan? Er hat sich anerboten, den rückwärtigen Eingang zur Scheune im Blick zu behalten, auch wieder so eine Indianerspielerei! Seither hat sie ihn nicht mehr gesehen.
    Mit raschen Bewegungen löst Polizist Eins die beiden Riegel und zieht den einen Torflügel einen halben Meter auf. Dann läuft er geduckt zur Seite. Sein Kollege wartet neben dem Streifenwagen, die Pistole im Anschlag.
    Polizist Eins steht jetzt im Schutz des Torpfostens und versucht, mit Olga zu sprechen. Falls es sich tatsächlich um Olga handelt. Falls sie nicht gerade dabei sind, einen armen, elenden, verstörten Landstreicher aufzuscheuchen, der sich für die Nacht ein halbwegs geschütztes Plätzchen gesucht hat. Immerhin benutzt Polizist Eins kein Megaphon, dafür ist Barbara schon deswegen dankbar, weil sie sich wenigstens dafür nicht fremdschämen muss.
    Aus der Scheune antwortet eine Stimme. Dann tritt eine Gestalt ins Scheinwerferlicht des Streifenwagens, es ist eine Frau, eine Frau mit einer Pagenfrisur in einem halb sportlichen, halb eleganten Ledermantel, unter dem Mantel trägt sie ein Kostüm und steht nun da im Scheinwerferlicht, die Hände erhoben, einen Anflug gelangweilter Gleichgültigkeit auf dem ovalen, fast weich anmutenden Gesicht.
    Polizist Zwei führt sie zum Streifenwagen und achtet darauf, dass sie sich beim Einsteigen nicht den Kopf verletzt, dann soll auch Berndorf mitkommen, Polizist Eins sagt, es müsse noch ein Protokoll erstellt werden.
    »… und dieser andere Herr? Moment« – eine Taschenlampe leuchtet auf und fällt auf einen Notizblock – »Sirko war der Name, von dem sollten wir ebenfalls eine Aussage haben.«
    Nur ist Zlatan Sirko nirgends zu sehen.

Freitag

E s ist Freitag«, sagt der Ermittlungsrichter Rüdiger Quadenheuve und betrachtet die Visitenkarte, die der Besucher ihm über den Schreibtisch streckt. »Kein Zweifel.« Er steckt sie in eine Ecke seiner ledernen Schreibunterlage und richtet den Blick auf den Besucher, den Professor für Staatsrecht Adrian Dingeldey. »Aber das überrascht mich nicht«, fährt er fort. »Es ist das Wesen des Freitags, der Woche ganz schnell noch etwas anzuhängen, einen Pferdefuß oder irgendeine andere Unannehmlichkeit. Nicht umsonst fürchtet der Volksmund die Freitage – was Sie aber bitte nicht persönlich nehmen wollen! Sie sind Staatsrechtler, sehe ich, Ihr Besuch ehrt mich, aber zugleich sind Sie als Strafverteidiger hier – sind das nicht höchst unterschiedliche juristische Fachgebiete?«
    »Eben drum«, antwortet Dingeldey. »Das Selbstverständnis eines Staates und seine Rechtskultur erweisen sich nicht zuletzt in seinem Umgang mit Straftätern.«
    »Also …«, entgegnet Quadenheuve zögernd, »ich für meine Person hätte angenommen, die Rechtskultur eines Staates erweise sich beispielsweise in den Arbeitsbedingungen seiner Justiz.« Mit einer resignierten Geste weist er auf den Beistelltisch neben sich, auf dem sich die Aktenstapel türmen. »Nach den Demonstrationen gegen das Gipfeltreffen von Heiligendamm hatten wir anderthalbtausend Strafverfahren abzuarbeiten, das hängt uns bis heute nach.« Sein Blick kehrt zu Dingeldey zurück. »Sie sind der anwaltliche Vertreter von Herrn Hans Berndorf?«
    »Jawohl«, nickt der Besucher und deutet eine leichte Verbeugung an.
    »Schön«, meint Quadenheuve. »Dann habe ich wenigstens etwas verstanden. Aber diese Frau, diese Olga. Moment!« – er blickt auf seinen Notizblock – »diese Olga Modrack, die vertreten Sie also nicht?«
    »Das wäre wenig zweckmäßig«, antwortet Dingeldey. »Vielmehr erstatten wir Strafanzeige gegen Frau Modrack. Strafanzeige wegen Mordes und mehrfachen versuchten Mordes.«
    Quadenheuve schüttelt den Kopf. »Da geht das Durcheinander schon

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