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Schlangenspuk - Dorothea K. - Schachmatt

Schlangenspuk - Dorothea K. - Schachmatt

Titel: Schlangenspuk - Dorothea K. - Schachmatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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sehen, das er dahinter vermutete.
    Der Wagen war nicht da.
    „Gehörte die dunkle Karre Marcel?“, erkundigte er sich atemlos, wieder zurück auf der dem Hügel zugewandten Rückseite der Hütte. Warum er die Vergangenheitsform benutzte, wusste er selbst nicht. Zuerst wollte er sich korrigieren, doch dann war es ihm zu peinlich.
    „Der Renault? Ja, das ist Marcels Kiste. Der Fiat ist meiner. Wo ist der Renault?“ Stefane schien eben erst aufzufallen, dass nur zwei Wagen zu sehen waren.
    „Er fehlt“, antwortete Salvatore. „Das bedeutet, Marcel ist herabgestiegen, als der Sturm zu stark wurde, wahrscheinlich gleich, nachdem wir den Container verlassen haben. Dann ist er mit seinem Wagen weggefahren.“ Er betrachtete das von der Anstrengung fleckige Gesicht Giulias, die die Hütte eben erreichte. Für einen Moment schien die junge Frau unschlüssig zu sein, an wen sie sich wenden sollte, dann tat sie etwas, was Salvatore nicht für möglich gehalten hätte. Sie näherte sich Stefane und klammerte sich an ihn. Salvatore schluckte, wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte.
    „Was heißt, Marcel ist weggefahren?“, fragte Stefane. Er schien kaum mitzubekommen, dass Giulia ihre Arme um ihn geschlungen hatte. „Wo sollte er denn auf einmal hinfahren?“
    „Ich hatte gehofft, das könntest du mir sagen.“
    „Woher soll ich denn das wissen?“ Stefane war nicht wirklich verärgert, nur ratlos.
    „Er muss ins nächste Dorf gefahren sein“, vermutete Salvatore. „Wahrscheinlich hat er es mit der Angst zu tun bekommen. Verständlich, wenn du mich fragst.“
    „Dummes Zeug“, widersprach der Archäologe. „Marcel kriegt nicht so leicht Muffesausen. Da bekomme ich vorher einen Herzanfall, ehe er nur mit der Wimper zuckt. Du hast ihn ja erlebt – die Ruhe selbst. Außerdem würde er uns nicht einfach so im Stich lassen.“
    „Gewissermaßen waren wir es ja, die ihn im Stich gelassen haben“, gab Salvatore vorsichtig zu bedenken, aber der junge Mann schüttelte den Kopf. Die Worte überzeugten ihn offensichtlich nicht.
    Plötzlich veränderte sich Stefanes Miene. In seinem Gesicht zuckte es. „Die Ausgrabungsstätte!“, rief er und packte Salvatores Arm. „Jetzt verstehe ich! Marcel ist nicht geflohen! Er würde das nie tun. Er wollte uns nur nachfolgen, wollte sich die Stelle gemeinsam mit uns ansehen, schauen, was wir herausfinden.“
    „Mit dem Auto?“, hakte Giulia skeptisch nach.
    „Von der Hütte bis zu seinem Wagen ist es nur ein … ein Drittel des Weges. Ihr könnt euch vorstellen, wie schlecht er zu Fuß ist. Letztes Mal, als ich ihn genötigt habe, sich die Stelle anzusehen, hat er darüber geredet, dass man eigentlich auch bequem mit dem Wagen bis zur Grube heranfahren könnte. Ich dachte noch, er macht nur Spaß.“
    „Er ist also bei der Grube!“, stieß Salvatore hervor. „Aber das ist gefährlich!“
    „Nicht gefährlicher, als wenn er in dem Container gewesen wäre, als der den Hang herunter gepurzelt ist.“
    Da hatte er gewiss recht. Und trotzdem … „Wir müssen schnellstens nach ihm sehen“, meinte Salvatore.
    „Klar!“, gab Stefane zurück. „Der Boden ist noch nicht ganz aufgeweicht. Versuchen wir es auch mit dem Wagen, das geht schneller als zu Fuß. Meine Schlüssel sind in der Hütte.“
    „Nehmen wir doch lieber meinen“, schlug Salvatore vor. „Ich habe meine Schlüssel in der Hosentasche.“
    Stefane blieb stur, lief auf die Vorderseite des kopfstehenden Containers und öffnete die klemmende Tür mit einem Ruck. Ein halber Schreibtisch kippte ihm entgegen, zusammen mit einem Stapel zerfledderter Bücher. Er brachte sich mit einem Satz in Sicherheit und lächelte dann. „Glück muss man haben“, grinste er. „Hauruck!“ Er riss die Schublade auf, die noch an dem Trümmerteil des Schreibtisches hing. Eine Menge unnützes Zeug fiel heraus, dazwischen ein Schlüsselbund, den eine abgegriffene Tintin-Figur zierte. Er fing ihn auf und kehrte strahlend zu den anderen zurück. Die Erkenntnis, dass Marcel nicht in dem herabrollenden Container zu Tode gekommen war, machte ihn von Sekunde zu Sekunde heiterer. Die Zerstörung, die der Unfall angerichtet hatte, schien ihn nicht sehr zu belasten.
    Salvatore dagegen fand, dass es noch viel zu früh zum Aufatmen war. Die Anspannung in ihm wurde immer stärker. Als er in seine Jackettasche gegriffen und nach den Schlüsseln des Peugeot gekramt hatte, war ihm etwas in die Finger gekommen, was ihm einen Augenblick lang

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