Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)
berühren, als sie es schon getan hatte, legte sie es ins Handschuhfach. Dort war es erst einmal sicher, bis sie es sich näher ansehen konnte.
Man hatte sie bereits gewarnt, sie solle sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Aber jetzt hatte ihr jemand Beweismaterial hinterlassen. Ein Zittern durchlief ihren Körper und sie verschloss die Wagentüren. Sie ließ sich die Dinge für einen Moment durch den Kopf gehen. Dann schaute sie noch einmal auf dieStraßenkarte und erkannte, wo sie falsch abgebogen war. Sie fuhr zurück zur Hauptstraße.
Zehn Minuten später parkte sie ihren Wagen vor einer Wohnanlage mit dem Namen »Tree Top Apartments«, was eigentlich nicht passte, da weit und breit nur ein Baum zu sehen war. Mit seiner rissigen Fassade und dem abbröckelnden Putz sah das Gebäude alt und heruntergekommen aus.
Lizzy folgte der Nummerierung und ging die Treppe hoch. Vivians Wohnung lag ganz hinten. Sie klopfte an die Tür. Nach ein paar Minuten geduldigen Wartens klopfte sie noch einmal. Den zugezogenen Vorhängen nach zu urteilen, war niemand zu Hause. Lizzy atmete tief ein und war froh, dass aus der Wohnung keine seltsamen Gerüche nach außen drangen.
Als Nächstes ging sie zum Büro der Hausverwaltung, aber da war ebenfalls niemand.
Lizzy drückte auf den Klingelknopf. Kurz darauf erschien ein kleiner, buckliger Mann aus einem Nebenzimmer, wo ein Fernseher in voller Lautstärke lief.
»Hi«, sagte sie. »Ich suche Vivian Hardy aus Apartment 154A. Ich hab vorhin an die Tür geklopft, aber da macht niemand auf.«
»Sie sind ganz schön mutig«, sagte er.
»Was meinen Sie damit?«
»Jeder, der an Vivian Hardys Tür klopft, tut das auf eigene Gefahr. Die Frau will nicht gestört werden. Sie zahlt sogar ihre Miete im Voraus, nur damit man sie in Ruhe lässt.«
»Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
Er zuckte mit den Schultern. »Vor einigen Wochen.«
»Sie machen wohl Witze.«
»Seh ich so aus?«
Lizzy runzelte die Stirn.
Der Mann ging zu einem Aktenschrank am anderen Ende des Raums und winkte Lizzy zu sich. »Ich will Ihnen mal was zeigen.«
Lizzy stellte sich neben ihn und sah ihm zu, wie er die Schublade mit den Buchstaben G bis M öffnete und Vivian Hardys Akteheraussuchte. Er schlug sie auf und zeigte Lizzy einen dicken Stapel Briefe, die Vivian in sorgfältiger Schrift verfasst hatte.
In jedem dieser Briefe machte sie die Hausverwaltung darauf aufmerksam, dass sie unter gar keinen Umständen gestört werden wollte, und dass der Hausmeister sie nur kontaktieren sollte, wenn es ein Problem gab und sie sich deswegen meldete.
»Kann ich mir die Akte mal für einen Augenblick ansehen?«
Er gab sie ihr und Lizzy tat so, als würde sie die Briefe gründlich lesen. In Wirklichkeit warf sie einen genaueren Blick auf den Mietvertrag, wo sie die Telefonnummer und Postanschrift von Vivians Mutter Abigail Hardy in Brooklyn, New York fand.
Plötzlich klingelte ein Telefon und der Hausverwalter ging hin. Lizzy nutzte die Gelegenheit. Sie nahm einen Kugelschreiber aus ihrer Handtasche und schrieb sich Mrs Hardys Telefonnummer auf die Hand.
Kapitel 28
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
Der Morgen kam viel zu früh. Als Lizzy schlaftrunken in die Küche taumelte, stellte sie zu ihrer Überraschung fest, dass der Kaffee bereits fertig war. Hayley saß im Wohnzimmer auf dem Boden und streichelte Hannah. »Ich dachte, du hast eine Katzenallergie?«
»Hab ich auch.« Hayley ließ eine Schnur über dem Kopf des Kätzchens baumeln und Hannah schlug verspielt mit ihren Pfötchen danach.
»Ich hab überhaupt nicht gehört, wie du gestern Nacht heimgekommen bist«, sagte Lizzy.
»Lüg doch nicht so.«
Lizzy lächelte. »Du bist ja schon früh auf.«
Hayley nickte. »Ich hab dir was auf den Couchtisch gelegt.«
Lizzy vergaß für einen Augenblick ihren Kaffee, nahm den großen Umschlag vom Tisch und zog einen Stapel Bilder heraus. Es waren mindestens zwei Dutzend Fotos und sie zeigten schreckliche, krankhafte Dinge, von denen einem schlecht werden konnte.
»Ach du Scheiße.« Jedes der Bilder zeigte einen jüngeren Frank Fullerton mit seiner Tochter Carol. »Verdammt, das sieht ja gar nicht gut aus. Woher hast du die?«
»Dreimal darfst du raten.«
»Du bist bei ihm eingebrochen?«
Hayley zuckte mit den Schultern. »Was heißt eingebrochen? Das perverse Schwein hat sein Fenster offen gelassen.«
»Gestern Nacht?«
»Übers Wochenende«, sagte Hayley, als sei nichts geschehen.
»Da hast du
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