Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)
den Bereich der Küche, den sie mit einem Gitterzaun abgetrennt hatte. Hannah hatte dort alles, was sie brauchte, einschließlich eines Kratzbaums und einer Federbettdecke. Das Tier war wirklich verwöhnt.
»Scheiße.«
Lizzy hielt am Straßenrand und umklammerte das Lenkrad mit beiden Händen. Sie hatte sich verfahren. Warum hatte sie ihr Haus so überstürzt zu diesem späten Zeitpunkt verlassen müssen? Abgesehen davon, dass es bald dunkel wurde, hatte sie in den letzten achtundvierzig Stunden kaum geschlafen. Sie konnte nicht klar denken.
Plötzlich klingelte ihr Handy. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, drückte sie die grüne Taste. »Hallo?«
»Da bist du ja. Ich versuche schon den ganzen Tag, dich zu erreichen.«
»Oh, Jared. Ich hab dich vermisst. Komm so schnell wie möglich nach Hause.«
»Stimmt irgendwas nicht?«
»Hier stimmt rein gar nichts.«
»Gleich so schlimm?«
»Ja. Fangen wir bei Charlee an.« Sie konnte kaum glauben, dass sie gleich damit herausplatzte. Den ganzen Tag lang hatte sie sich fest vorgenommen, die Frau überhaupt nicht zu erwähnen, wenn Jared anrief.
»Charlee?«, wiederholte er.
»Ja, Charlee. Jetzt tu bloß nicht so, als wüsstest du von nichts. Ich stehe mit meinem Auto am Straßenrand, irgendwo in der Pampa und ich hab furchtbare Kopfschmerzen.«
»Lizzy, wieso stehst du am Straßenrand? Es ist schon spät.«
»Es ist noch nicht mal halb neun«, sagte sie. »Wird es eigentlich immer schon so früh dunkel?«
»Sonst bist du um diese Zeit längst im Bett.«
Lizzy konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Bin ich wirklich so langweilig?«
»Ja, das bist du, aber gerade das liebe ich an dir.«
Schon wieder dieses Wort. Einerseits hasste sie es, andererseits fühlte es sich gut an, wenn sie es hörte. Vielleicht bildete sie sich nur ein, dass sie es hasste. »Charlee ist bestimmt nicht langweilig«, sagte sie und verdrehte einen Moment später die Augen, als sie merkte, wie lächerlich sie klang.
»Lizzy, langsam mache ich mir Sorgen um dich. Wovon redest du eigentlich? Raus mit der Sprache. Wer ist Charlee?«
»Deine Nachbarin, die hübsche Barbiepuppe mit den Riesentitten.«
»Heißt die so?«
Lizzy ließ den Kopf auf das Lenkrad fallen. »Eigentlich wundert es mich ja nicht, dass du dich nicht an ihren Namen erinnerst. Ich wundere mich, dass ich ihn nach unserer Begegnung im Kopf behalten habe. Die Frau ist Cameron Diaz, Jennifer Lopez und Uma Thurman in einem, so wahnsinnig toll sieht sie aus.«
»Wow. Da hab ich ja wirklich was verpasst.«
»Was? Du bist ihr noch nie persönlich begegnet?«
»Doch, schon, aber ich hab ihren Namen vergessen. Und irgendwie ist mir das, was du in ihr gesehen hast, überhaupt nicht aufgefallen, und das sag ich jetzt nicht nur einfach so. Sie war wohl nicht mein Typ.«
»Schmuddelige, braunhaarige, flachbrüstige und langweilige Mädchen sind also dein Typ. Jetzt fühle ich mich schon besser. Ich bin ja so froh, dass du angerufen hast.«
Er lachte. »Möchtest du mich später noch mal anrufen, wenn du dich noch besser fühlst?«
»Wenn es dir nichts ausmacht.«
»Ganz und gar nicht.«
»Ich vermisse dich wirklich«, sagte sie.
»Ich dich auch.«
Lizzy beendete das Gespräch. Zum ersten Mal seit Langem war ihr zum Weinen zumute. Was war nur mit ihr los? Für die Wechseljahre war sie noch nicht alt genug. Sie war weder schwanger noch hatte sie ihre Tage. Und trotzdem fühlte sie sich wie ein Wrack. »Du brauchst einfach nur mehr Schlaf«, sagte sie laut.
Als sie aus dem Fenster sah, bemerkte sie etwas unter ihrem Scheibenwischer. Wahrscheinlich Reklame, dachte sie, und stieg aus. Es sah aus wie ein Stück Papier. Sie konnte nur einen Teil davon sehen, da der Rest unter der Motorhaube steckte. Mit den Fingerspitzen hielt sie die Ecke fest und hob den Scheibenwischer an. Es war das Foto einer jungen Frau. Lizzys Puls raste, als sie sie erkannte. Da sie wie eine jüngere Version von Andrea Kramer aussah, konnte es sich nur um Diane handeln. So wie sie auf dem Foto aussah, hatte sie mächtig abgenommen – und zwar zu viel.
Lizzy sah sich auf der menschenleeren Straße um und setzte sich schnell wieder ins Auto. Im Schein der Innenbeleuchtung sah sie, dass das Bild mit etwas verschmiert war, das wie Blut aussah. Anscheinend hatte jemand das Foto mit einer Sofortbildkamera gemacht. Lizzy fragte sich, wie lange es schon an ihrer Scheibe gesteckt hatte. Sorgfältig darauf bedacht, das Foto nicht noch mehr zu
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