Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)
bemuttern.«
»Wenn ich deine Mutter wäre, würde ich mich einen feuchten Dreck darum kümmern, wo du dich nachts herumtreibst, oder?«
Hayley wich ihrem Blick aus.
»Tut mir leid, das war nicht nett von mir. Ich mache mir einfach nur Sorgen um dich, das ist alles.«
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
Schweigen senkte sich über das Zimmer.
»Soll ich wieder ausziehen?«, fragte Hayley schließlich. »Ich könnte das voll verstehen. Es ist ja schließlich dein Haus.«
»Nein, Hayley, das ist nicht nötig. Ich will nur, dass du mit mir redest.«
»Wieso?«
»Weil ich dir helfen möchte.«
Hayley stand auf, brachte die leere Kaffeetasse in die Küche und stellte sie in die Spüle. Dann hängte sie sich den Rucksack über die Schulter und ging zur Tür. Sie entriegelte das Bolzenschloss und sah Lizzy über ihre Schulter hinweg an. »Du kannst nicht mehr für mich tun, als du eh schon für mich getan hast.«
»Dann sei bitte so lieb und pass auf dich auf. Ich will nicht, dass du in Schwierigkeiten gerätst, weil du das Richtige willst, es aber falsch anpackst. Du hast ein Talent für Ermittlungsarbeit und könntest es in diesem Beruf weit bringen. Und vergiss nie, dass du ein schlaues Mädchen bist, Hayley. Also verhalte dich gefälligst auch so.«
Lizzy ging ebenfalls zur Tür. »Und danke für die Fotos«, rief sie Hayley nach, bevor das Mädchen aus ihrem Blickfeld verschwand.
Lizzy ging ins Schlafzimmer und schaltete den Computer ein.
Am Abend zuvor hatte sie Jared zurückgerufen, aber das Gespräch dauerte nur einen kurzen Augenblick, da plötzlich sein Piepser ertönte. Er arbeitete gerade an einem wichtigen Fall, bei dem es um die Geldwäscheaktivitäten eines Bundesrichters aus einem anderen Staat ging, dessen Verbindungen nach Sacramento reichten. Sobald genügend Beweise gegen ihn vorlagen, würde der Richter sofort seines Amtes enthoben werden.
Am Tag zuvor hatte Lizzy die Telefonnummer von Vivians Mutter, die sie auf ihrer Hand notiert hatte, auf einen Notizblock übertragen. Sie griff zum Telefonhörer und wählte die Nummer.
Eine Frauenstimme meldete sich nach dem dritten Klingelton. »Hallo?«
»Hallo, mein Name ist Lizzy Gardner. Ich rufe wegen Vivian Hardy an. Spreche ich mit ihrer Mutter?«
»Was hat sie denn jetzt angestellt? Ist sie etwa schon wieder im Krankenhaus?«
Lizzy ging davon aus, dass sie tatsächlich die Mutter am Apparat hatte. »Muss Vivian oft ins Krankenhaus?«
Am anderen Ende ertönte ein schwerer Seufzer. »Keine Ahnung. Ich weiß nur noch, wie ich eines Tages von dieser Uniklinik angerufen wurde. Meine Tochter brauchte jemanden, der sie abholt.«
Lizzy hörte, wie am anderen Ende jemand in irgendetwas herumwühlte.
»Das ist jetzt schon über ein Jahr her«, sagte die Frau. »Ich notiere es mir immer im Kalender, wenn sie anruft. Wie es aussieht, haben wir zuletzt vor ein paar Monaten miteinander telefoniert.«
»Ich war bei ihrer Wohnung und hab mehrmals angeklopft«, sagte Lizzy. »Aber niemand hat aufgemacht und der Hausverwalter hat sie wochenlang nicht gesehen.«
»Vivian will ihre Ruhe. Das ginge Ihnen genauso, wenn Sie die Feuerwehr brauchen, um von A nach B zu gelangen.«
»Die Feuerwehr?«
»Sie hat zwei kaputte Knie, und wenn man dazu noch fast hundertfünfzig Kilo wiegt, schafft man das nicht alleine. Aber sie hört ja nicht auf mich. Hat sie noch nie und wird sie auch nie. Worum geht es denn genau?«
»Soweit ich weiß, hat Vivian sich den Weight Watcher Warriors angeschlossen, einer Onlinegruppe für Leute, die abnehmen möchten. Dort hat sie sich mit einer jungen Frau namens Diane Kramer angefreundet, und die wird seit einiger Zeit vermisst.«
»Der Name kommt mir bekannt vor.«
»Kennen Sie Diane?«
»Nein, nein. Ich hab Vivian noch nie in Kalifornien besucht, aber ich erinnere mich, dass sie mir bei ihrem letzten Anruf von einer Frau namens Diane erzählt hat. Sie hat sich Sorgen um sie gemacht, was völlig untypisch ist. Vivian denkt sonst nämlich nur an sich. Deshalb hab ich mir den Namen gemerkt.«
Lizzy hielt es für das Beste, Mrs Hardy in Ruhe nachdenken zu lassen. Vielleicht fiel ihr ja noch mehr ein.
»Wenn ich mich richtig erinnere, war Diane sogar noch dicker als Vivian. Halt«, korrigierte sie sich, »ich glaube, es war genauumgekehrt. Na ja, jedenfalls mochte Vivian es nicht, wie diese Frau von ihrer Schwester behandelt wurde. Anscheinend hat sie dauernd versucht, Diane zum Abnehmen zu überreden. Ich durfte
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