Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)
doch erst heute Morgen diesen langen Vortrag gehalten, dass ich mich intelligent verhalten soll, und jetzt willst du plötzlich, dass ich dir zeige, wie man einbricht?«
»Ich weiß. Es ist schlimm mit mir. Und obendrein falsch. Aber du sollst ja auch nicht selbst einbrechen, sondern mir bloß zeigen, wie man es macht.«
»Ist das dein Ernst?«
»So traurig es auch klingt, ja. Ich hab schon den ganzen Tag versucht, Jared zu erreichen, weil ich gehofft habe, er könnte mir schnell und unbürokratisch einen Hausdurchsuchungsbefehl beschaffen, aber er hat momentan viel um die Ohren. Und selbst wenn er Zeit hätte, mich zurückzurufen, könnte er mir das Dokument nicht in der von mir gewünschten Zeit beschaffen. Eigentlich dauert so was nur fünfzehn Minuten, je nach den gegebenen Umständen. Das Problem ist, Vivian Hardy steckt womöglich in Schwierigkeiten, aber sie hat ihrem Vermieter und der Hausverwaltung schriftlich untersagt, ihre Wohnung zu betreten. Außerdem kommen keine verdächtigen Gerüche aus der Wohnung.«
»Du meinst Leichengerüche?«
Lizzy nickte. »Genau. Kein Verwesungsgeruch. Die Frau legt großen Wert darauf, in Ruhe gelassen zu werden. Wenn sie zu Hause und am Leben ist, muss ich dringend mit ihr über Diane reden. Sie ist meine einzige Hoffnung. Wenn sie nicht zu Hause ist, muss ich ihre Wohnung nach Hinweisen durchsuchen, und ich glaube nicht, dass mir die Polizei das erlauben wird, selbst wenn ich dort anrufe und sage, dass Vivian möglicherweise in Gefahrschwebt. Ich muss das unbedingt noch heute erledigen. Einen weiteren Tag im Fitnessstudio halte ich nicht aus.«
»Jetzt aber mal langsam«, sagte Hayley. »Du redest viel zu schnell. Ich hab dich nur bis zu der Stelle verstanden, wo du gesagt hast, ich soll dir zeigen, wie man es macht.«
»Ich erklär es dir am besten im Auto. Es wird bald dunkel.«
»Das ist gut so«, beruhigte Hayley sie. »Am helllichten Tag begeht man keinen Einbruch, Lizzy.« Hayley schüttelte den Kopf. »Du hast sie wirklich nicht mehr alle. Ich wusste, dass es schlimm um dich steht, aber nicht so schlimm.«
Hayley schloss die Tür hinter sich zu. »Zuerst müssen wir uns dunkle Klamotten anziehen. Damit meine ich nicht Skimasken und Handschuhe, sondern einfach dunkle Jeans und dunkle Shirts. Und wenn wir uns umgezogen haben, musst du mir auf dem Weg zu Vivian Hardys Wohnung ein paar Tacos besorgen. Ich sterbe nämlich fast vor Hunger.«
Wenn es etwas gab, das Lizzy absolut nicht mochte, so war es die Dunkelheit. Die Tatsache, dass sie sich jetzt anschickte, in einer dunklen Nacht in dunklen Kleidern ein dunkles, heruntergekommenes Apartmentgebäude zu betreten, verbesserte ihre Stimmung nicht gerade.
Was sie hier machten, war nun wirklich kein Spaß. Aber warum wirkte Hayley dann so verdammt ruhig? Anscheinend war sie in ihrem Element, dachte Lizzy.
»Welche Wohnung?«, fragte Hayley, nachdem sie das Auto geparkt hatten.
»154A. Oben an der Ecke.«
Lizzy sah Hayley dabei zu, wie sie den Reißverschluss einer schmalen, schwarzen Tasche öffnete und zwei Werkzeuge zum Öffnen von Schlössern herausnahm. »Das hier ist ein Spanner. Daneben benutze ich auch gerne den kurzen Haken, der funktioniert auch gut.«
Lizzy nickte. Jetzt war nicht der richtige Augenblick, um Hayley zu fragen, warum sie so viele Einbruchswerkzeuge mit sich herumschleppte. »Komm mit«, sagte Lizzy. »Ich hab bereits zweimal an die Tür geklopft. Ich weiß genau, wo wir hinmüssen.«
Zwei Minuten später standen sie vor der Wohnung. Lizzy wollte anklopfen, aber Hayley hielt sie davon ab. »Was machst du da?«, zischte sie ihr ins Ohr.
»Ich dachte nur, wir sollten Vivian noch eine Chance geben, aufzumachen, bevor wir gewaltsam eindringen.«
»Wenn du willst, dass die Nachbarn rauskommen und nachschauen, was wir machen, dann nur zu, klopf an die Tür.«
»Okay, dann mach es halt auf deine Art«, sagte Lizzy frustriert. Bevor Lizzy noch nervöser wurde, als sie ohnehin schon war, öffnete Hayley das Türschloss mit dem Spanner, zog Lizzy in die Wohnung, ohne dabei ein Wort zu verlieren, und schloss die Tür hinter sich.
»Ich schau mich nach dem Mädchen um«, flüsterte Hayley, »und du suchst mit der Taschenlampe, was auch immer du hier finden willst.«
Lizzy schüttelte den Kopf. »Ich komme mit dir. Ich will mich erst vergewissern, dass Vivian nichts passiert ist, bevor ich in ihrer Wohnung herumschnüffle.«
Hayley ging einfach los und Lizzy blieb nichts anderes übrig,
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