Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)
Ellen nicht sofort, sondern fuhr ein Stück weiter, machte eine unerlaubte Kehrtwende und fuhr wieder zurück. Dann schaltete sie die Scheinwerfer aus und fuhr langsam die Schotterstraße entlang. Anscheinend handelte es sich um einen langen Zufahrtsweg.
Ellens Auto war inzwischen verschwunden und Jessica geriet darüber in Panik. Sie beschleunigte auf etwas über dreißig Stundenkilometer, bis sie schließlich weiter vorne rechts ein kleines Farmgebäude erblickte. Die Straße war schmal, also fuhr sie so weit wie möglich rechts ran und stellte den Motor ab. Dann schlich sie leise aus dem Auto und eilte zum nächsten Baum. Normalerweise hätte sie nie daran gedacht, das Auto zu verlassen, aber sie war nicht in der Situation, um wählerisch zu sein.
Irgendwo in der Ferne ertönte der Ruf einer Eule. Endlich konnte Jessica ihre Notdurft verrichten. Als sie den Reißverschluss ihrer Jeans wieder hochgezogen hatte und zum Auto zurücklief, fühlte sie sich wie neugeboren.
Kaum saß sie wieder hinter dem Steuer, spürte sie etwas Hartes an ihrem Hinterkopf. »Steig schön langsam aus. Eine falsche Bewegung und ich blas dir das Hirn aus dem Schädel.«
Kapitel 30
Doktorspiele
»Könntest du bitte vom Spiegel weggehen und meine Fesseln ein wenig lockern, Süße?«
Hayley reagierte nicht auf die Bitte von Dr. Daniel Williams, einem Arzt, der sich auf die Behandlung von Verletzungen der Wirbelsäule spezialisiert hatte. Er galt als einer der besten Fachleute auf dem Gebiet. Leider hatte er wie viele andere Männer auch – Ärzte, Anwälte und Politiker eingeschlossen – eine Schwäche für illegale Sexpraktiken.
Dass Hayley ausgerechnet Dr. Williams aus Dutzenden von Ärzten, die regelmäßig zu Prostituierten gingen, als ihr neuestes Opfer auserwählt hatte, lag an seinen besonderen Neigungen und Vorlieben.
Nachdem sie die Hände des Mannes mit Handschellen an das gusseiserne Bettgestell gefesselt hatte, fixierte sie seine Fußgelenke mit dicken Lederriemen. Sie hatte Dr. Daniel Williams nun schon einige Monate lang beobachtet, genauso wie sie es mit Peter, Randy und Brian, ihren vorausgegangenen Opfern, gemacht hatte. Daher wusste sie, dass er die Mädchen, die er auf der Straße aufgabelte, immer in dieses heruntergekommene Hotel brachte. Hayley warschon öfter hier gewesen und wusste deshalb, dass sich die gusseisernen Bettgestelle hervorragend eigneten, um ihr Opfer daran zu fesseln.
Während sie die Lederriemen festzurrte, musterte Hayley sich im Wandspiegel zu ihrer Rechten. Der Anblick, der sich ihr darbot, brachte sie ein wenig aus der Fassung. Ihr Outfit, bestehend aus einem schwarzen Push-up-BH unter einer durchsichtigen Bluse, kombiniert mit einem paillettenverzierten Minirock, reichte allein schon aus, um jede Menge ungewollte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen; aber das war es nicht, was ihr ins Auge stach. Stattdessen blieb ihr Blick auf der Perücke mit den kurzen, blonden Igelhaaren, dem blauen Lidschatten und den zehn Zentimeter hohen Keilabsätzen haften. Hayley konnte kaum glauben, dass die Person, die da auf sie zurückstarrte, sie selbst war. Am liebsten hätte sie laut gelacht oder vielleicht sogar geweint, wenn sie sich damit keine Blöße gegeben hätte.
Aber da ihr heutiges Opfer weder unter Alkohol- noch Drogeneinfluss stand, musste sie vorsichtig sein. Anders als seine Vorgänger kannte er Hayley nicht, aber das hieß noch lange nicht, dass er sie nicht trotzdem bei einer Personengegenüberstellung wiedererkennen würde. Wenn sie jetzt lachte oder weinte, würde sie sich nur verraten.
Es gab noch viel zu viel zu tun, und wenn sie nicht wollte, dass jemand ihre Pläne durchkreuzte, durfte sie sich keinen Fehler erlauben. Sie konzentrierte sich wieder auf Williams und zerrte an dem Riemen um sein Fußgelenk.
»Autsch! Verdammt noch mal, Süße, wenn du nicht aufpasst, tust du mir weh.«
Sie strich mit einem Finger über seine Fußsohle, worauf er versuchte, den Fuß wegzuziehen. Er schaffte es nicht. Sie hatte ihn also sicher fixiert.
»Hör auf. Und kau nicht ständig auf diesem ekligen Kaugummi herum.«
Sie machte eine Blase und ließ sie platzen, nur um ihn zu ärgern.
»Nein, wirklich«, sagte er. »Ich meine es ernst.«
Sie machte noch eine Kaugummiblase, diesmal eine große, und ließ sie mit lautem Knall platzen.
»Okay, jetzt reicht es mir. Mach die Handschellen und die Riemen los. Geld bekommst du dafür keins von mir.«
Dieser Blick, den er da
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