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Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wiechmann
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außen hin. Nach innen ist er Schwabinger, Giesinger, Maxvorstädter. Doch welches Viertel ist denn nun das schönste in München?
    Die Schwabinger etwa schwören auf Schwabing, weil Schwabing halt Schwabing ist. Schwabing sei längst nicht nur ein Stadtviertel, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, ein Zustand. Jeder, der behauptete, und das sind nicht wenige, dass Schwabing längst nicht mehr so ein Abenteuer sei wie in den Achtzigern, habe keine Ahnung und sei neidisch. In Schwabing, so lernte ich, sei man gern alteingesessen und leiste irgendeinen gemeinnützigen Dienst an der Gesellschaft – selbst wenn es nur der ist, durch hohen Latte-Macchiato-Konsum Arbeitsplätze in den vielen Schwabinger Cafés zu sichern.
    Die Bewohner im Glockenbachviertel halten selbstverständlich sich selbst und ihr Viertel für den Nabel der Stadt. Kreativität ist oberstes Gebot. Entweder designt man für sein eigenes Modelabel, arbeitet in einer Werbeagentur, erfindet das Rad neu oder eröffnet mit kunterbunt durcheinandergemischten Flohmarktmöbeln ein Lokal – am besten Café, Restaurant und Bar in einem –, in dem sich die anderen Kreativen zum Brainstorming treffen, wobei das Gehirn meist nicht mit Gedanken, sondern eher dem nächsten Schuss Koffein oder – Achtung kreativ!– einem Apfel-Karotten-Ingwer-Saft gestormt wird. Auffallend hoch ist im Glockenbachviertel die Dichte an Muttis, die an schönen Tagen ihre Babys von einem Café ins nächste schleppen.
    Die Maxvorstädter kämpfen. Zum Beispiel dagegen, dass weite Teile der Maxvorstadt fälschlicherweise zu Schwabing gerechnet werden. Eine Todsünde, wie mir mit heiligem Ernst versichert wurde. Die Maxvorstadt sei viel jünger und hipper als Schwabing. Was nicht zuletzt daran liege, dass sich ja die Ludwig-Maximilians-Universität und die Technische Universität hier befänden. Das wiederum hat zur Folge, dass es in der Maxvorstadt unheimlich viele und gute Studentenkneipen und Cafés gebe, die viel unaufgeregter seien als anderswo.
    Die Giesinger berufen sich stolz auf ihre Tradition als Arbeiterviertel und freuen sich über die stetig wachsende Zahl guter Kneipen und Lokale, weshalb man zum Essen nicht mehr nebenan ins verhasste Glockenbachviertel muss.
    Die Haidhauser, zu denen nun ja auch ich gehörte, lächeln dagegen meist still in sich hinein und freuen sich, dass kaum einer weiß, wie prächtig Haidhausen wirklich ist (wovon sie selbst natürlich restlos überzeugt sind). So haben sie das Viertel für sich, was zur Folge hat, dass sich das Viertel kaum verändert. Trotzdem ist immer etwas los. Vor allem natürlich in den vielen Cafés.
    Übers Westend hört man allenthalben, dass die Mieten dort noch günstig seien und junge Designer, Wirte oder sonst wie Kreative eine gute Chance hätten, hier ihr erstes Büro nicht nur zu finden, sondern auch bezahlen zu können. Wenn man auf der Suche nach alternativen Kneipen und Cafés sei, müsse man ins Westend. Unbedingt!
    Selbst die Bewohner Neuhausens schwelgen von den Vorzügen ihres Viertels. Obwohl es da meiner Meinung nach, bei Licht betrachtet, gar nicht so viel zu schwelgen gibt. Mir wurde jedoch immer wieder versichert, dass wer noch nicht auf der lauschigen Dachterrasse des Cafés Ruffini gefrühstückt habe, der … Ja mei, dem sei halt nicht zu helfen.
    Nur was die Menschen in Bogenhausen, Münchens Villenviertel, über ihr Quartier dachten, blieb mir verborgen. Vielleicht deshalb, weil dort vor allem Menschen wohnen, die ihr Leben bereits gelebt haben – und den Rest beim Edelitaliener und mit ihrem Steuerberater verbringen.
    Nachdem ich mir die Ausführungen der Kollegen so angehört hatte, kam ich zu der Überzeugung, dass es eigentlich vollkommen egal ist, wo man in München wohnt. Hauptsache, es gibt ein paar gute Cafés und Kneipen in der Nähe.

11. Kapitel: In welchem die Macht der Verführung mehr und mehr das Zepter übernimmt
    Wir hatten dem Umzugsstress schnell hinter uns gebracht. Das lag aber vor allem daran, dass die Hälfte unserer Umzugskisten noch immer nicht ausgepackt war, denn Francesca und ich diskutierten leidenschaftlich gern über den richtigen Platz für Sofa, Esstisch und den von ein paar anderen Möbeln. Also, eigentlich diskutierten wir über alle Möbel, die sich noch bewegen ließen. Nur Francescas monströser Kleiderschrank stand bereits unverrückbar an der Stelle, an der er ihrer Meinung nach hingehörte. Ich hatte auch eine Meinung dazu. Doch Francesca teilte mir mit,

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