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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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dazu brachte, einem hilflosen Wesen so etwas anzutun.
    »Bevor ich dich geküsst habe«, hatte er gefragt, »hast du mich da begehrt? Sag die Wahrheit, Rowan.«
    Sie hatte erst langsam genickt und dann den Kopf geschüttelt.
    Anscheinend war sie so verwirrt wie er. »Hast du einen Geliebten oder einen Mann?« Erneutes Kopfschütteln. Wenigstens war er nicht ins Territorium eines anderen eingedrungen. »Du wirst dich an nichts von alldem erinnern und dich wie zuvor in meiner Gegenwart sicher und behaglich fühlen. Und mir trauen wie einem Freund.« Unwillkürlich setzte er hinzu: »Mehr als allen deinen Freunden.«
    Er hatte sie losgelassen, war vor ihr niedergekniet und hatte sich, nachdem er sie aus seiner Macht entlassen hatte, um ihre Wunden gekümmert. Sie würde sich an die Küsse und Berührungen nicht erinnern. Und auch nicht daran, dass er sie fast ausgezogen, auf den Boden geworfen und umstandslos durchgevögelt hätte.
    »Dansant?« Eine schmale Hand winkte vor seinen Augen. »Sie schauen die ganze Zeit durch mich hindurch.«
    »Verzeihung.« Wieder einmal wünschte er, auch die eigenen Erinnerungen löschen zu können. »Apropos Liebe … die ist nicht immer großartig.«
    »Haben
Sie
sich auch mal verbrannt?« Ihr klappte die Kinnlade herunter. »Was Sie nicht sagen!«
    »Nicht ich, sondern ein Freund«, log er. »Er hat seine große Liebe verloren, und das hat ihn fertig gemacht. Ich habe getan, was ich konnte, habe versucht, ihn dem Leben wieder zu öffnen, aber er …? leidet noch immer.« Das stimmte zum Teil. Sie hatten beide gelitten, jeder auf seine Weise, nachdem sie entdeckt hatten, was gewesen war und nie mehr sein würde.
    Ihr Blick ging in die Ferne. »Darum spricht man wahrscheinlich von wahrer Liebe.« Ein Poltern drang aus der Gasse, und sie legte die Kreide weg. »Hört sich an, als käme die erste Lieferung. Ich geh sie holen.«
    Während Rowan zur Hintertür ging, blickte Dansant ins halbdunkle Treppenhaus hinauf und rechnete beinahe damit, Meriden dort warten und lauschen zu sehen. Ihm war, als würde Rowans Nachbar ihn aus schwarzen, allwissenden Augen mustern und für das verachten, was er mit ihr gemacht hatte. Und ihn für das hassen, was er war. Und ihn töten wollen.
    Schade, dachte Dansant, dass ich bereits tot bin.
    »Wasdarfsseinmister?«
    Meriden sah auf die Speisekarte über dem Tresen. »Ein großer schwarzer Kaffee und eine Quarktasche.«
    Das übernächtigte Mädchen ließ ein Kaugummi platzen und tippte auf die Symboltasten der Kasse. »Dreidollarsieben.«
    Er gab ihr vier. »Stimmt so.«
    Sie rang sich ein Lächeln ab. »Danke.« Nachdem sie ihm seinen Kaffee eingeschenkt und gereicht hatte, drehte sie sich zum Gebäckregal um. »Scheiße, Mister, die Quarktaschen sind noch nicht fertig.«
    Darum hatte er eine bestellt. »Ich setz mich da rüber.« Er wies mit dem Kopf auf einen Ecktisch.
    »Okay.« Sie wandte sich der nächsten Kundin zu. »Wasdarfsseinlady?«
    Meriden setzte sich, probierte den Kaffee – trinkbar – und zog sein Notizbuch und ein Foto von Alana King heraus. Als die Verkäuferin mit seiner Quarktasche kam, sah sie die Aufnahme.
    »Ihre Tochter? Hübsch.«
    »Nein, ich suche nach diesem Mädchen.« Er vergewisserte sich, dass niemand am Tresen stand. »Man hat sie hier einen Kaffee kaufen sehen.«
    »Ein so junges Mädchen?« Sie schob die Unterlippe vor. »Glaub ich nicht. Das wüsste ich, wenn ich so einer Kleinen Kaffee verkauft hätte.«
    »Inzwischen ist sie älter. Etwa sechzehn.«
    Die Bedienung drehte sich kurz zum Tresen um und setzte sich dann ihm gegenüber. »Ist das die Vermisste? Ich hab mit zwei Polizisten über sie gesprochen.« Sie musterte ihn misstrauisch. »Sind Sie auch Bulle?«
    »Privatdetektiv.« Er zeigte ihr Ausweis und Lizenz. »Ich arbeite für ihren Vater.«
    »Ausreißerin, hm?« Sie verzog das Gesicht. »Die Bullen interessieren sich für vermisste Kinder eigentlich nur, wenn die noch richtig jung sind. Also, was wollen Sie wissen?«
    »Laut der Zeugin, die sie hier gesehen hat, haben Sie sie bedient. Sie hat einen kleinen Kaffee gekauft, und Sie haben ihr einen Muffin geschenkt.« Er sah die Besorgnis in ihren Augen. »Keine Angst, ich verpetze Sie nicht bei Ihrem Chef. Ich möchte nur wissen, warum Sie das getan haben.«
    »Wenn es die ist, die Sie meinen – die ist Straßenkind und lebt da draußen.« Sie verzog das Gesicht erneut. »Ich darf nichts verschenken, aber es ist hart, wissen Sie, wenn die sich das Zeug in

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