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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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wollen, davon zu kosten.«
    Er kam durch die Schwingtür zu ihr an den Tisch. Sie füllte zwei flache Schüsseln und gab ihm eine.
    »Wie lange kochen Sie schon?«
    »So?« Sie legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die Luft über ihm. »Weiß nicht – fünf, sechs Jahre?«
    Er hob die Schüssel, atmete tief ein und betrachtete dann erst den Inhalt. »Das kenne ich.«
    »Als Sie es gekocht haben, hieß es
Pot-au-feu de fruits de mer

    »Und ich habe es gedünstet – im Topf.«
    »Ich wollte nicht so lange warten.« Sie nahm zwei Löffel aus dem Geschirrständer.
    »Rowan,
pot-au-feu
darf man nicht unter Rühren kurz anbraten.«
    »Sie sagten,
au feu
bedeute ›auf dem Feuer‹ – da dachte ich: Probiere es mal in der Pfanne.« Ihre Miene veränderte sich. »Ich habe nur übrig gebliebenen Barsch dafür verwendet – alles andere habe ich selbst gekauft. Sie meinten doch, ich darf die Küche nach Restaurantschluss benutzen.«
    Er setzte die Schüssel ab. »Sie haben weder Tintenfisch noch Venusmuscheln dazugetan.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Dafür hatte ich nicht genug Geld. Vielleicht nächstes Mal. Ach, und ich habe auch keine Knoblauchmayonnaise verwendet, denn ich mag weder Knoblauch in meiner Mayonnaise noch Mayonnaise in meiner Chinapfanne. Fünf-Gewürze-Mischung ist eher mein Stil.«
    Dansant wusste nicht, ob er sie loben oder durchschütteln sollte. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie so gut kochen?«
    »Hätten Sie mir denn geglaubt?« Ehe er etwas erwidern konnte, setzte sie hinzu: »Ich habe ja keine Lehre gemacht, sondern bloß viele Kochbücher gelesen, mir Kochsendungen angeschaut und einfach … geübt und Sachen ausprobiert. Wie Rachael Ray, aber mit sehr viel kleinerem Portemonnaie.«
    »So zu kochen, lernt man nicht aus Kochbüchern.«
    »Darum seh ich mir Kochshows an.« Sie setzte sich. »Das schmeckt heiß besser als kalt. Ich spreche aus Erfahrung.«
    Ein Blick auf die Wanduhr zeigte ihm, dass seine Zeit so gut wie abgelaufen war. »Ich kann leider nicht zum Essen bleiben. Rowan, wenn Lonzo heute Abend kommt, richten Sie ihm bitte etwas von mir aus.«
    »Klar.« Sie zog die Schultern hoch und nahm missmutig einen Happen. »Was soll ich ihm sagen?«
    Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Dass ich Sie zum Souschef befördere.«
    Sie hörte auf zu kauen und schluckte ihren Bissen mit Mühe hinunter. »Das können Sie nicht.«
    »Ich habe es gerade getan.«
    »Auf welcher Grundlage? Dass Sie mich dabei beobachtet haben, wie ich was zusammenhaue? Sie haben doch eben gesagt, man darf ein Gericht, das gedünstet werden soll, nicht kurz in der Pfanne anbraten.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sie sind verrückt.«
    Er beugte sich herab. »Wölfe erkennen einander, Rowan. Etwas an Ihnen erschien mir immer vertraut. Jetzt weiß ich, was es ist.«
    »Das können Sie mir nicht antun.« Sie stützte die Stirn in die Hand. »Ich hab die Jungs gerade erst an mich gewöhnt. Das akzeptieren die nie, nicht in einer Million Jahren.«
    »Die werden tun, was sie gesagt bekommen.« Er wies auf ihre Schüssel. »Essen Sie. Sie sind ohnehin zu dünn. Ich erledige den Rest.«
    Sie starrte erst die Schüssel, dann ihn an, stand auf, trug das Essen zum Mülleimer und warf es hinein.
    »Rowan.«
    »Sie brauchen nichts für mich zu
erledigen
«, sagte sie, als sie sich zu ihm umwandte. »Ich bin kein Kind, und ich bin nicht Ihre Freundin – ich bin Ihre Angestellte.«
    »Und morgen Abend sind Sie meine stellvertretende Küchenchefin oder Sie suchen sich einen neuen Job«, fuhr er sie an. Sofort bereute er seine Drohung, doch ihrer Miene nach war es zu spät, sich zu entschuldigen. »Es sei denn, Sie sind zu ängstlich. Dann können Sie von mir aus weiter den Laufburschen für die Köche spielen, bis Sie Ihre Schulden bei mir bezahlt haben.«
    »Sie wollen einen Souschef?« Rowan trug die Schüsseln zum Geschirrspüler und stellte sie hinein. »Sie haben ihn.« Dann ging sie zur Treppe und rannte hinauf.
    Dansant war es leid, ihre Launen begreifen zu wollen und zugleich seine unerfüllten Sehnsüchte im Zaum zu halten. Wortlos stieg er die Treppe hinauf, doch als er an ihre Wohnungstür kam, hörte er dahinter ein leises, gedämpftes Geräusch. Er brauchte einen Moment, um es zu erkennen: Sie weinte wieder.
    An diesem Abend war sie bei der Sterbeszene einer Oper in Tränen ausgebrochen, doch ein blutiger Schlag ins Gesicht hatte sie nicht mal wimmern lassen. Und nun weinte sie nach

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