Schloss aus Glas
feucht. In den ersten paar Wochen träumte ich jede Nacht, während ich auf meiner Pappmatratze lag und das Geräusch des Regenwassers in der Küche hörte, von der Wüste und der Sonne und dem großen Haus in Phoenix mit der Palme davor und den Orangenbäumen und Oleanderbüschen dahinter. Das Haus hatte uns gehört. Gehörte noch immer uns, dachte ich dauernd. Es war unser Haus, das einzige echte Zuhause, das wir je gehabt hatten.
»Fahren wir irgendwann wieder nach Hause?«, fragte ich Dad eines Tages. »Nach Hause?« »Phoenix.«
»Wir sind jetzt hier zu Hause.«
Da Welch nun unsere neue Heimat sein sollte, fanden Brian und ich, dass wir das Beste daraus machen sollten. Dad hatte uns die Stelle in der Nähe des Hauses gezeigt, wo das Fundament und der Keller für das Schloss aus Glas hinsollten. Er hatte alles ausgemessen und mit Pflöcken und Schnüren abgesteckt. Aber Dad war praktisch nie zu Hause - er war unterwegs, um Kontakte zu knüpfen und der Bergarbeitergewerkschaft auf den Zahn zu fühlen, erklärte er uns und da er nicht dazu kam, den ersten Spatenstich zu machen, beschlossen Brian und ich, ihm zu helfen. In einem verlassenen Farmhaus fanden wir eine Schaufel und eine Spitzhacke, und von da an verbrachten wir nahezu jede freie Minute damit, ein Loch zu graben. Wir wussten, dass es groß und tief werden musste. »Es bringt nichts, ein gutes Haus zu bauen, wenn es nicht auf einem festen Fundament steht«, sagte Dad immer.
Die Arbeit war anstrengend, aber nach einem Monat hatten wir in dem abgesteckten Bereich ein so tiefes Loch gegraben, dass wir drin stehen konnten. Die Kanten waren zwar nicht akkurat, und der Boden war nicht ganz glatt, aber wir waren trotzdem richtig stolz auf uns. Wenn Dad erst das Fundament gegossen hatte, würden wir ihm auch beim Rohbau helfen.
Aber da wir die Gebühren für die städtische Müllabfuhr nicht aufbringen konnten, häufte sich unser Müll allmählich bedenklich, und eines Tages befahl Dad uns, die Säcke in das Loch zu werfen.
»Aber das ist doch für unser Glasschloss«, sagte ich.
»Die Maßnahme ist nur vorübergehend«, antwortete Dad. Er erklärte, dass er demnächst einen Lastwagen mieten und den Abfall zur Müllhalde fahren würde. Aber er kam nie dazu,
und Brian und ich müssten mit ansehen, wie sich das Loch für das Glasschlossfundament langsam mit Müll füllte.
Wahrscheinlich aufgrund des vielen Mülls nistete sich etwa um dieselbe Zeit eine große, gefährlich aussehende Ratte in der Little Hobart Street 93 ein. Ich sah sie zuerst in der Zuckerschale. Die Ratte war zu groß, um in eine herkömmliche Zuckerschale zu passen, aber da Mom eine richtige Naschkatze war und enorme Mengen Zucker verbrauchte - in eine Tasse Tee gab sie mindestens acht Teelöffel -, bewahrten wir den Zucker in einer Punschschüssel auf dem Küchentisch auf.
Die Ratte fraß den Zucker nicht einfach. Sie badete darin, suhlte sich Harin, schwelgte förmlich darin, während sie ihren wedelnden Schwanz über den Schüsselrand hängen ließ und Zucker über den Tisch schleuderte. Als ich sie sah, erstarrte ich zunächst und ging dann rückwärts aus der Küche. Ich erzählte Brian von der Ratte, und wir öffneten vorsichtig die Küchentür. Die Ratte war aus der Zuckerschüssel geklettert und auf den Herd gesprungen. Wir konnten ihre Zahnabdrücke in den Kartoffeln sehen, die es zum Abendessen geben sollte und die auf einem Teller auf dem Herd standen. Brian warf mit der gusseisernen Bratpfanne nach der Ratte. Sie traf das Tier und fiel scheppernd zu Boden, doch anstatt zu fliehen, zischte uns die Ratte an, als wären wir die Eindringlinge, und wir rannten aus der Küche, knallten die Tür zu und stopften Lappen in den Spalt darunter.
In dieser Nacht konnte Maureen, die inzwischen fünf Jahre alt war, vor Angst nicht einschlafen. Immer wieder sagte sie, die Ratte würde kommen und sie holen. Sie könne hören, wie sie näher und näher kam. Ich sagte zu ihr, sie solle nicht so ein Hasenfuß sein.
»Ich hör die Ratte wirklich«, sagte sie. »Ich glaube, sie ist ganz nah bei mir.«
Ich erklärte ihr, dass sie sich von ihrer Angst ins Bockshorn jagen ließe, und da wir gerade mal wieder Strom hatten, knipste ich das Licht an, um es ihr zu beweisen. Da kauerte die Ratte auf Maureens lavendelblauer Decke, nur wenige
Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Maureen schrie auf, riss die Decke vom Bett, und die Ratte sprang auf den Boden. Ich schnappte mir einen Besen und
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