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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Wort. Eine dünne Linie Schweißperlen stand auf seiner Stirn.
    Seit sie zurück auf Oxborough waren, hatte er sich ruhig und gelassen verhalten. Jeden Tag war er ins Schlafzimmer gekommen und hatte nach ihr gesehen. Hier und da hatte er mit ihr auch zu Abend gegessen. Aber er hatte nicht die Nächte mit ihr verbracht.
    Nicht ein einziges Mal hatte er sie angebrüllt, weil sie von Oxborough weggelaufen war. Er hatte nicht einmal finster oder mürrisch ausgesehen. Nicht ein einziges Mal hatte er damit gedroht, sie zu erwürgen.
    Warum nur hatte er sie nicht wenigstens angeschrien? Warum hatte er ihren Fluchtversuch nicht einmal erwähnt? Nicht ein Wort, das auch nur im Entferntesten als ungehalten bezeichnet werden konnte, war aus seinem Mund gekommen. Dame Agnes, Gwent und Beamis hatten ihre Ohren weiß Gott genug gespitzt, aber Severin hatte nichts dergleichen geäußert. Er hatte weder einen roten Kopf bekommen, noch hatte die Ader an seinem Hals auch nur die geringste Schwellung gezeigt.
    Seine Ruhe brachte sie noch um den Verstand. Diesen Zustand hielt sie keinen Moment länger aus.
    »Ich wollte nur nach Rosehaven«, platzte sie heraus, als er immer noch kein Wort sagte. »Beamis hat sich geweigert, mit mir zu reiten, aus Angst, du könntest ihn töten. Ich habe versucht, ihn davon zu überzeugen, dass du ihn bestimmt nicht umbringen würdest, dass du gut und gerecht bist und ihn höchstens ein bisschen mit den Fäusten bearbeiten würdest, aber wollte nichts davon hören. Aber ich wusste ja, dass dieses Rosehaven irgendwo in der Nähe von Canterbury liegt, und ich hätte es bestimmt auch gefunden. Hast du nicht gesehen, dass ich Männerkleider anhatte? Ich habe ausgesehen wie ein Junge. Selbst du hättest mich nicht erkannt, Severin. Es konnte gar nichts passieren. Der einzige Haken dabei war Marella. Diese Männer wollten sie, nicht mich.«
    Er blieb stumm.
    Sie hieb mit der Faust auf das Bett. »Sieben lange Tage und Nächte habe ich jetzt darauf gewartet, dass du mich anbrüllst und mir Vorhaltungen machst, Severin, und du hast kein einziges Wort gesagt. Warum brüllst und tobst du nicht? Solange ich dich kenne, hast du noch nie mit deinem Unmut hinter dem Berg gehalten.«
    Er antwortete im gelassensten Tonfall, den sie je von ihm gehört hatte: »Weshalb fauchst du mich so an? Es stimmt, dass ich nichts gesagt habe. Ich dachte, dass du außerordentlich stolz auf dich wärest, dass du glauben würdest, dass es dir gelungen sei, meinem Zorn und der Bestrafung für das, was du getan hast, zu entgehen. Du hast eben selbst gesagt, dass ich gut und gerecht bin, nicht wahr? Doch, das hast du gesagt, leugne es nicht.
    Du bist schuldig, Hastings, so schuldig, dass mein Kopf davon brummt. Aber ich hätte nie und nimmer erwartet, dass du das alles herausflötest wie eine ertappte Elster.«
    »Ich bin weder ein Vogel noch bin ich schuldig.«
    »Ich hatte keinen Anlass, dir zu drohen. Möchtest du nicht in deiner Beichte fortfahren? Und vergiss nur ja all die kleinen Details nicht, die zu deiner Entlastung beitragen könnten.«
    »Verdammt, Severin, warum kannst du nicht einfach deinen Tobsuchtsanfall bekommen, und dann haben wir es hinter uns?«
    »Willst du wirklich, dass ich dich auf der Stelle züchtige?«
    »Ich weiß nur, dass mir die Art nicht gefällt, wie du die Worte 'Zorn' und 'Bestrafung' aussprichst. Reicht ein anständiger Wutausbruch nicht, um die ganze Sache zu begraben?«
    Severin bückte sich und streichelte Trists Rücken. Er mauzte und machte sich so lang, dass seine Vorder-und Hinterpfoten seitlich Hastings' Brust herabhingen.
    Schließlich richtete sich Severin auf und sagte: »Wenn ich den schwarzen Faden gezogen habe, wirst du deine Strafe bekommen. Und nun ruh dich aus. Trist, du kommst mit mir.« Er schnippte mit den Fingern. Trist sah zu ihm hoch, streckte sich noch ein wenig länger, rollte rasch von Hastings herunter und sprang mit einem Satz von der Bettkante auf Severins Schulter.
    »Schlaf jetzt, Hastings«, sagte er über die Schulter und verließ das Zimmer.
    Worüber hatten er und Marjorie bei ihrem Ausritt gesprochen? Marjorie war ihrer selbst sehr sicher gewesen, als sie bei Hastings stehen geblieben war und mit ihrer betörenden Stimme, dieser verflixten süßen Stimme, die in ihrem Kopf immer noch wie Glockenklang widerhallte, auf sie eingeredet hatte.
    »Habe ich Euch schon gesagt, dass Severin mich bereits liebte, als ich noch ein Mädchen war? Wie sehr er mich immer schon

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