Schloss der Liebe
Hastings, als sie an ihr vorüberkam. »Es stimmt, dass gelegentlich über Eure Mutter gesprochen wird, aber es war nicht richtig, es in Eurer Gegenwart zu tun. Ihr seht blass aus, Hastings. Aus der Nähe betrachtet muss ich sagen, dass Ihr noch nicht so weit wiederhergestellt zu sein scheint, um die Mahlzeiten wieder im Großen Saal einnehmen zu können. Ihr seid wirklich sehr bleich, Hastings. Außerdem geht Ihr immer noch recht gebückt und mit runden Schultern. Wie ein altes Weib.«
Tatsächlich war Hastings blass, aber nicht wegen der Wunde, die beinahe verheilt war, sondern weil sie Eloise am liebsten gepackt und geschüttelt hätte, bis ... ja, bis was? Bis sie Hastings um Vergebung anflehte. Sie würdigte Marjorie keines Blickes. Ihre Aufmerksamkeit galt Severin, der das Gespräch mit seiner Mutter beendet hatte, kurz aufsah und ihr nun mit dem Messer ein Zeichen gab. Als sie an ihren Platz kam, erhob er sich, um ihr den Stuhl zurückzuschieben.
»Danke«, sagte sie zu ihm, »dass du mich nicht vor allen Leuten bloßstellst.« Sie setzte sich und spürte einen besonders gemeinen Stich in der Seite.
»Was hat das jetzt wieder zu bedeuten?«, fragte Severin und zog eine schwarze Augenbraue steil in die Höhe.
»Ich wollte damit sagen, wie außerordentlich nett ich es finde, dass ich an meinem eigenen Platz sitzen darf.«
»Eloise hat jeden Tag für Euch gebetet«, gurrte Marjorie mit ihrer lieblichen Stimme.
Hastings lächelte dem Mädchen zu, das gerade einen Löffel Rosenpudding nahm. »Ich hoffe, deine Knie sind wieder ganz gesund, Eloise.«
Das Mädchen zuckte nur mit den Schultern, ohne Hastings anzusehen. »Ich mag keinen Rosenpudding.«
»Dann musst du ihn auch nicht essen«, sagte Marjorie und kratzte die kleine Portion von Eloises Teller.
»Du siehst bezaubernd aus, Tochter«, warf Lady Marjorie ein. »Mir gefallen die gelben Bänder, die du in die Zöpfe eingeflochten hast. Sie lassen deine Augen noch grüner erscheinen. Du bist es wirklich würdig, meine Tochter zu sein.«
Hastings lachte und hob ihren Becher, um ihrer Schwiegermutter zuzuprosten. Leider hatte sie nicht alles von der Salbe abgewischt, mit der sie ihre Wunde behandelt hatte. Ihr Hände waren noch ganz schlüpfrig. Der Becher rutschte ihr aus der Hand und fiel um, der herrlich süße rote Burgunder ergoss sich blutrot über das weiße Tischtuch.
Trist hob den Kopf, sah den Rotwein auf sich zufließen und versuchte mit der Pfote danach zu schlagen. Dann beschnüffelte er die Pfote und schleckte sie ab. Er hatte seine Pfote gerade zum zweitenmal in den Wein gesteckt und abgeleckt, als sich sein Körper plötzlich von Kopf bis Fuß zusammenkrampfte und sein Rücken verkrümmte. Er jaulte laut und lang auf und fiel flach auf seinen Bauch.
Severin sprang hoch. »Trist! Verdammt, was ist los?«
Der Marder rührte sich nicht.
»O nein«, flüsterte Hastings, »o nein.«
»Was ist los? Was ist mit Trist?«
»Der Wem ... er hat ihn zweimal von seiner Pfote geleckt. Es muss etwas im Wein gewesen sein. O nein!« Ohne nachzudenken nahm sie den Marder, presste ihn dicht an sich und rannte aus dem Saal.
Kapitel Fünfundzwanzig
»Mylord!« Marjorie war aufgesprungen. »Was hat sie vor? Sie ist verrückt geworden! Was will sie mit dem Tier? Es ist tot, wir haben alle gesehen, wie es sich verkrampft hat. Wo will sie mit ihm hin?«
Severin rief Gwent über die Schulter zu: »Der Wein! Niemand darf ihn anrühren!«, und rannte hinterher.
Bei den Ställen holte er sie ein. Er packte Trist und schob ihn unter seine Tunika. »Hier hat er es wärmer. Aber nein, ich bin ein Narr... Es hat keinen Zweck, Hastings. Marjorie hat Recht. Er ist tot.«
»Nein, ist er nicht. Wir bringen ihn zur Heilerin. Schnell, Severin.«
Als sie bei der Heilerin ankamen, bot sich ihnen das gleiche Bild wie an jedem Tag, wenn das Nachmittagslicht allmählich schwächer wurde. Die Heilerin hatte einen leicht säuerlichen Gesichtsausdruck, ihre Füße waren nackt, und Alfred strich ihr miauend um die Beine.
»Der Marder!«, schrie Hastings schon von weitem und schwang sich von Marellas Rücken. »Er hat Wein aufgeleckt, der möglicherweise vergiftet war.«
Severin holte Trist aus seiner Tunika. Seine Glieder waren völlig schlaff. Es war kein Lebenszeichen zu erkennen. Severins Hand zitterte. Er sah die Heilerin an. »Bitte«, sagte er. »Ich möchte ihn nicht verlieren.«
»Ich verstehe nichts von Tieren. Ich kann nur Menschen heilen. Geht nach
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