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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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dass Williams Pferd eine weiße Fessel hatte, genau wie meine Marella.«
    »Ja, das hat Papa uns auch erzählt.«
    Das jüngste Mädchen, das weizenblonde Haare hatte und dünn und zerbrechlich wirkte, bahnte sich einen
    Weg zwischen ihren Schwestern und lief auf Severin zu. Es zeigte nicht die Spur von Angst. Die Frauen im Hintergrund umso mehr. Sie riefen das Kind zurück, aber es beachtete sie nicht.
    Severin ging in die Hocke. »Und wer bist du?«
    »Ich, Mylord? Ich bin Matilda.«
    »Einen bedeutenden Namen hast du da.«
    »Ja«, sagte das kleine Mädchen und warf den Kopf zurück. Severin war sich nicht sicher, wo er diese Bewegung schon einmal gesehen hatte, aber sie kam ihm wohlbekannt vor. »Matilda war Williams Frau. Sie war zwar nicht groß und vielleicht auch ein bisschen zu dick, aber sie war mutig und treu und die schönste Frau der ganzen Normandie. Genau wie ich, nur dass ich in England geboren bin und wahrscheinlich hier bleiben werde. Mama sagt, dass ich wohl auch nicht sehr groß werde. Und wer seid Ihr?«
    »Ich bin der Graf von Oxborough. Und das ist meine Frau, Hastings.«
    »Ich wollte auch Hastings heißen«, sagte ein etwa siebenjähriges Mädchen und trat einen Schritt vor, »aber Vater hat gesagt, dass das nicht geht, weil schon ein anderes Mädchen diesen Namen trägt. Ich heiße Normandy. Dort ist William geboren.«
    »Du kannst nicht der Graf von Oxborough sein«, sagte Marella, nahm Matilda bei der Hand und zog sie mit sich. »Mein Vater ist der Graf von Oxborough. Ihr lügt.«
    »O je«, seufzte Hastings.
    »Er wird kommen und Euch fortschicken«, sagte Matilda. »Papa würde niemals zulassen, dass uns jemand etwas tut.«
    Plötzlich unterbrach die Stimme einer Frau das Geplapper der Kinder. »Wer seid Ihr, Herr? Was ist hier los? Warum hat man Euch eingelassen?«
    Hastings hörte die Frauenstimme und drehte sich langsam um. O Gott, eine Welle an Erinnerungen überflutete sie. Wie gut sie diese Stimme kannte. Hoch aufgerichtet und kerzengerade stand die Frau im vollen Sonnenlicht, das kastanienbraune Haar immer noch ohne eine Spur von Grau, ihre Augen immer noch von dem gleichen, lebhaften Grün. Sie war etwas fülliger geworden, aber nach wie vor schön. Die Bahnen ihres dunkelgrünen Kleides fielen in weichem Schwung zu Boden.
    Hastings machte einen Schritt auf sie zu. Ungläubig streckte sie die Hand aus. Es war schlichtweg unmöglich. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Mama...?«
    Die Frau erstarrte. Dann stieß sie einen leisen Seufzer aus, raffte ihre Röcke und lief auf Hastings zu. Sie packte sie bei den Armen und schüttelte sie. »Ist das möglich? Bist das wirklich du, Hastings? Oh, mein Kind, mein Kind! O Gott, du bist wirklich hier!«
    »Das verstehe ich nicht«, wunderte sich Gwent, der neben Severin getreten war.
    »Ich auch nicht«, sagte Marella.
    »Komm her, Harlette!«, rief eine der Frauen einem dunkelhaarigen kleinen Mädchen zu, das sich zu Gwent gesellt hatte.
    »Wer ist Harlette?«, fragte Gwent.
    »Sie war die Mutter von William«, erklärte ihm das kleine Mädchen. »Sie war die schönste Frau der ganzen Normandie, sogar noch schöner als Matilda. Aber wer ist sie?«
    »Das«, antwortete Severin bedächtig und sah zu, wie seine Frau die Frau umarmte, die ihre Mutter war, »ist meine Gattin. Die Gräfin von Oxborough.«
    »Aber Mama ist doch die Gräfin von Oxborough«, widersprach Normandy.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Marella verwirrt. »Es sind zwei verschiedene Frauen.«
    Doch niemand konnte leugnen, dass es sich offensichtlich um Mutter und Tochter handelte, so deutlich war die Ähnlichkeit.
    »Aber man hat dich doch zu Tode geprügelt«, sagte Hastings, während ihre Mutter sie weinend umarmte. »Vater wollte nicht, dass ich zusehe, und schickte mich auf mein Zimmer. Dame Agnes hat mir später gesagt, du seist tot. Sie hat mich getröstet, als ich weinte, und sich meiner angenommen.«
    »Ach, Agnes ... Wie sehr sie mir gefehlt hat. Ja, es stimmt, dein Vater hat mich auspeitschen lassen. Als ich ohnmächtig wurde, ließ er mich wegbringen und für tot erklären. In Wirklichkeit brachte er mich zur Heilerin in den Wald. Als es mir wieder gut ging, sagte er, er könne nicht zulassen, dass ich meinen Platz auf Oxborough wieder einnehme. Die Schmach für ihn wäre zu groß, meinte er, nachdem ich es gewagt hatte, ihm untreu zu sein. Aber er sagte auch, dass er nicht ohne mich leben könne, und hat geweint, Hastings. Er hat geweint und

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