Schloss der Liebe
nur stumm an.
»Sie ist nur ein Weib, eine Ehefrau, und sie muss lernen sich unterzuordnen. Nur weil ich Alices Hintern betrachtet habe, hat sie mir einen Eimer Wasser an den Kopf geworfen, dabei hast du doch gesehen, wie Alice mich herausgefordert hat. Und sogar sie hatte die Stirn, sich gegen mich zu wenden. Hat gesagt, ich sei bloß ein Mann, während sie und Hastings seit langer Zeit befreundet wären. Das gibt doch überhaupt keinen Sinn. Natürlich bin ich ein Mann. Was meinte sie damit, ich sei bloß ein Mann ? Ein Mann ist vollkommen so wie er ist, und keinesfalls bloß ein Mann, was immer das heißen soll. Und ich bin ihr aller Herr und Meister - kein dahergelaufener Strauchdieb. Ich bin der, dem hier alles gehört.
»Was hat das alles nur zu bedeuten, Trist? Vielleicht hätte ich ein bisschen netter zu ihr sein sollen, obwohl ich bezweifle, dass das einen Unterschied machen würde. Außerdem hat sie es verdient. Sie weigert sich immer noch, mir zu gehorchen. Sie sagt immer noch, dass sie mich hasst. Sie nennt mich immer noch ein wildes Tier. Dabei habe ich sie vor Richard de Luci gerettet. Nun ja, vielleicht nicht ganz, aber ich hätte es getan, wenn dieser hinterhältige Schuft mich nicht niedergestochen hätte, ehe ich ihn erledigen konnte. Herrgottnochmal, Trist, was habe ich verbrochen, um die Launen dieser Frau zu verdienen?«
Der Marder schloss die Augen und bettete seinen Kopf auf die Vorderpfoten.
Severin knurrte und zog sich frische Sachen an - wieder einmal entschied er sich für die Tunika in tiefem Zinngrau. Er wünschte, sein verflixter Knappe Mark wäre da. Bei Mark traf jedes seiner Worte, jeder Befehl auf höchste Ehrerbietung. Niemals würde es Mark einfallen, ihn zu foppen oder ihm das Wort im Mund herumzudrehen. Er musste irgendetwas gegen Hastings unternehmen. Er wusste nur noch nicht, was.
Hastings blieb auf ihrem Zimmer, wo sie Kräuter sortierte und mischte. Sie summte vor sich hin, wie sie es immer tat, weil es sie beruhigte und entspannte. Es gelang ihr, jeden Gedanken an ihn aus ihrem Kopf zu bannen, indem sie sich ganz auf die Blüten und Stängel auf dem Tisch vor ihr konzentrierte. Nach einer Weile betrat Dame Agnes das Zimmer mit einem Tablett. »Du musst etwas essen, Hastings. Ich will nicht, dass du krank wirst, nur weil du nicht weißt, wie man mit seinem Ehemann umgeht.«
Vor lauter Schreck fielen Hastings drei Fingerhutstiele aus der Hand. Hastig bückte sie sich und hob sie auf. Sie vermied es, ihre alte Amme anzusehen und sagte: »Wusstest du, dass Fingerhut früher die Blume der Druiden war? Sie glaubten, dass seine Blüten wie ein Druidenhut aussähen.«
»Schluss mit dem Unsinn, Hastings. Du benutzt deine Kräuter und die Lehre von ihrer Heilkraft dazu, dich und andere von Dingen abzulenken, von denen du nichts hören willst. Ich irre mich wohl nicht, wenn ich annehme, dass du mit Lord Severin nicht anders umspringst. Er sagt etwas, und du antwortest mit einer Abhandlung über eine deiner Pflanzen.« Dame Agnes runzelte die Stirn. »Warum machst du ein solches Getue um diese Fingerhutpflanzen? Sie sind zu nichts nütze, das weißt du so gut wie ich. Was haben sie bei deinen Heilkräutern zu suchen?«
»Sie erfreuen das Auge, das ist alles.«
Dame Agnes schüttelte ihre Röcke, strich die Bettdecke glatt und sagte schließlich: »Hör zu, Hastings. Alle wissen, dass Severin dir Gewalt angetan hat. Alice hat es Eric dem Falkner erzählt und du weißt, dass sein Mundwerk loser ist als Beiles ungebändigte Brüste. Auch der letzte Küchenjunge war noch vor dem Abendessen im Bilde. Unten im Großen Saal wird nicht gelacht, nicht gesprochen, nicht einmal gestritten. Severins Männer versuchen so zu tun, als wäre alles wie immer, aber sie stoßen nur auf eisiges Schweigen. Es ist, als wäre jemand gestorben. Außer Schlürfen, Kauen und Rülpsen ist es totenstill.«
Hastings richtete sich auf. »Ich nehme an, Severin schickt dich, um mich zu holen?«
»O nein. Ich habe den Eindruck, dein Mann würde Oxborough am liebsten bald wieder verlassen. Es ist zwar ein großer Besitz, der ihn zu einem reichen Mann macht, aber glücklich scheint er damit nicht zu werden. Er isst und spricht hier und da ein paar Worte mit Eloise, doch das ist alles. Der Marder hat sich neben ihm ausgestreckt und starrt ihn die ganze Zeit vorwurfsvoll an.«
»Siehst du«, warf Hastings ein. »Da hast du die Wahrheit. Du tust, als ob ich an allem schuld wäre, aber Trist weiß es besser, er
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