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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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einen ganz einfachen Mann geheiratet, den du wie ein Lamm am Strick führen könntest, wenn du nur ein bisschen nachdenken würdest. Stattdessen treibst du ihn von einem Wutanfall zum nächsten und fängst dauernd Streit mit ihm an, und das völlig grundlos. Du hörst gar nicht mehr auf zu toben und zu zetern, wo du mit einem Lächeln so viel mehr erreichen könntest.«
    Hastings suchte Zuflucht bei einer weiteren Rosenblüte und kaute mit finsterer Miene.
    »Beim Schienbein des Heiligen Godolphin, er hat mich nicht einmal geküsst, nicht ein einziges Mal. Er mag mich nicht. Er findet mich gewöhnlich..., das heißt, er hat gesagt, ich sei immerhin keine gewöhnliche Erbin.«
    »Gewöhnliche Erbin?«, wiederholte Alice stirnrunzelnd. »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass Severin immer der Meinung war, dass reiche Erbinnen hässlich sind. Ich bin zwar nicht hässlich, aber ich biete sonst nichts, was ihn reizen könnte. Er mag mich nicht, obwohl ich ihm das Leben gerettet habe. Mit mir zu schlafen, ist seine Pflicht, sonst nichts. Du irrst dich in ihm, Agnes. Er hat gar keine Lust, mit mir ins Bett zu gehen.«
    »Aha«, gab Dame Agnes knapp zurück.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Sie will damit sagen, Hastings«, erwiderte Alice mit aufreizender Langsamkeit, »dass du verärgert bist, weil er sich nicht dankbar genug gezeigt hat. Aber er ist ein Mann, ein Krieger. So ein Mann kann einer Frau unmöglich sagen, wie tapfer und mutig sie ist und dass er sie für den Rest seines Lebens auf den Händen tragen wird. Männer tun so etwas einfach nicht.«
    »So ist es«, bestätigte Dame Agnes. »Dass ein gedungener Mörder ihn einfach hinterrücks niederstechen konnte, hat seiner Seele bestimmt einen ebenso großen Schlag versetzt wie seinem Mannesstolz. Und dann auch noch von dir gerettet zu werden - nun, es ist, wie Alice sagt. Für einen Mann wie ihn ist es bestimmt schwer, damit fertig zu werden.«
    »Ich finde das alles ausgesprochen verwirrend«, meinte Hastings und knabberte an einem neuen Rosenblatt. Sie seufzte und begann, die Fingerhutblüten in weiches Leinen einzuwickeln.
    »Und dann hast du ihn auch noch gesund gemacht.«
    »Ja, wirklich, Agnes«, fuhr Hastings hoch. »Das war tatsächlich ein besonders verwerfliches Vergehen. Hätte ich ihm vielleicht lieber die Füße küssen sollen? Vielleicht wäre es besser gewesen, mich auf den Boden zu werfen, damit er mir den Fuß in den Nacken setzen konnte.«
    »Werd ja nicht unverschämt, Hastings. Und jetzt setz dich und iss das Brot und den Eintopf, den ich dir gebracht habe. Nichts gegen Rosenblüten, aber was du brauchst, ist MacDears gute Suppe.«
    Ohne ein weiteres Wort deutete die Amme streng zum Bett, bis Hastings achselzuckend dort Platz nahm und Alice ihr das Tablett auf die Knie stellen konnte. Sie nahm sich ein knuspriges Stück Brot und biss herzhaft hinein. Ihr Magen knurrte vernehmlich.
    »Während du isst, können wir uns ja unterhalten. Wenn du Fragen hast, nur zu. Was meinst du, Alice«, meinte Dame Agnes nachdenklich und wandte sich von Hastings ab, »ob wir Belle aus dem Großen Saal holen sollten? Sie versteht mehr von Männern als irgendjemand sonst.«
    Belle, dachte Hastings ungläubig bei sich. Sie war alt und fett und hatte kaum noch einen Zahn im Mund. Aber sie hatte langes, dichtes, pechschwarzes Haar, in dem nur einige wenige Silberfäden zu sehen waren. Viermal war sie verheiratet gewesen, alle Männer waren gestorben. Trotz allem hatte der alte Morric, der Hufschmied, ein Auge auf sie geworfen, was für alle anderen ein Anlass war, sich gegenseitig in die Rippen zu stoßen und hinter vorgehaltener Hand zu flüstern und zu lachen. Wie eigenartig.
    »Wir können sie ja immer noch rufen, wenn wir sie brauchen sollten«, entschied Dame Agnes schließlich.
    »Eben«, stimmte Alice zu. »Ich glaube, sie war gerade dabei, Morric schöne Augen zu machen. Er ist völlig hingerissen - sein Mund steht offen, und er fängt sogar schon zu schielen an. Wenn mich nicht alles täuscht, wird sie ihn noch heute erhören. Besser man lässt sein Pferd morgen früh nicht bei ihm beschlagen.« Sie lachte. »Wahrscheinlich würde er ihm das Hufeisen an den Bauch nageln. Ich bin mir sicher, ehe der Sommer vorüber geht, ist er Ehemann Nummer Fünf.«
    Hastings kaute ihr Brot und kostete von MacDears wundervoll duftendem Rindfleischeintopf mit Zwiebeln und Erbsen. Er war genau richtig gesalzen. »MacDear hat Salbei hineingetan. Das gibt dem

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