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Schloß der verlorenen Seelen

Schloß der verlorenen Seelen

Titel: Schloß der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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“Trinken wir noch in aller Ruhe ein Tasse Tee, und dann brechen wir zur Schloßbesichtigung auf.”
    Camilla griff nach ihrer Tasse.
    Lady Mabel blickte sie ernst an. “In der Familienchronik der Danemores wird Cathys Pony erwähnt. Es hieß tatsächlich Penny.” Sie seufzte auf. “Laura sieht mehr als wir alle zusammen.”
    “Es macht mir Angst”, gestand Camilla.
    “Mir auch”, gestand Lady Mabel. “Mir auch.”
    9. Kapitel
    Innerhalb weniger Tage hatten sich Camilla und Laura auf Danemore Castle eingelebt. Ihre Verwandten gaben ihnen das Gefühl, auf ihrem Besitz zu Hause zu sein. Die junge Frau spürte, daß der Umgang mit den Zwillingen ihrer Schwester guttat.
    Jeden Vormittag nahm Laura am Unterricht der Jungen teil. Obwohl Camilla den Hauslehrer nach wie vor nicht mochte, mußte sie zugeben, daß er etwas vom Zeichnen verstand. Lauras Bilder wurden von Tag zu Tag besser. Das kleine Mädchen wurde glühend von den Zwillingen beneidet, denn diese mußten, während es zeichnete, sich mit Mathematik, Geschichte und Französisch herumplagen.
    Den Vormittag verbrachte Camilla meist mit langen Spaziergängen oder einem Ausritt. Sie mochte den Stallmeister und dessen ruhige Art. Inzwischen hatte sie sogar sein Haus besichtigen dürfen. Es stand hinter den Stallungen und wirkte so trutzig, als wäre es als Festung erbaut worden. Von den Danemores wußte sie, daß dort die Familie in früheren Jahrhunderten Zuflucht gesucht hatte, wenn der Besitz von den Schotten angegriffen worden war. Da Danemore Castle im Grenzland zu Schottland lag, war es immer umkämpft worden und sogar zweimal erobert.
    Jason Powell hatte ursprünglich eine Wohnung im Seitenflügel des Schlosses bekommen sollen, da das alte Haus seit Jahrzehnten unbewohnt gewesen war. Aber er hatte den Earl of Danemore gebeten, bei den Stallungen wohnen zu dürfen. Eigenhändig hatte er mehrere Zimmer des Hauses renoviert. “Ich arbeite gerne”, sagte er zu Camilla. “Es verschafft mir eine innere Befriedigung, mit meinen Händen etwas zu bewegen.”
    Der Earl of Danemore hatte angeordnet, daß der Stallmeister Camilla vorläufig auf ihren Reitausflügen begleitete. Sie hatte zwar inzwischen Reitstunden bekommen, aber sie saß noch immer nicht sicher genug auf dem Rücken ihres Pferdes, als daß man sie schon alleine hätte ausreiten lassen können.
    An diesem Vormittag ritten Jason Powell und sie zum Meer. Oberhalb der Klippen saßen sie ab und blickten auf die endlose blaue Fläche hinunter, die sich vor ihnen ausbreitete. Camilla liebte das Meer. Sie hätte stundenlang hier stehen können und dem Tosen der Brandung zuhören.
    Jason Powell band die beiden Pferde an einer Kiefer fest, dann brach er eine der wilden Rosen ab, die in riesigen Büschen an dieser Stelle wuchsen. Mit einer leichten Verbeugung reichte er sie der jungen Frau.
    Camilla dankte ihm errötend. Sie hatte den Stallmeister von der ersten Minute an gemocht. Er strahlte etwas aus, das sie gefangennahm. Dabei hatte sie sich niemals etwas aus blonden Männern gemacht.
    Er berührte flüchtig ihre Hand. “Ich bin sehr froh, daß Sie und Ihre Schwester nach Danemore Castle gekommen sind, Miß Corman”, sagte er. “Ich…” Er machte ein schuldbewußtes Gesicht. “Bitte, verzeihen Sie mir. Ich weiß sehr wohl, daß mir eine derartige Bemerkung nicht zusteht.”
    “Und warum nicht?” fragte Camilla und blickte ihm ins Gesicht.
    Jason Powell zögerte einen kurzen Moment, bevor er antwortete: “Nun, Sie und Miß Laura sind Gäste der Danemores und zudem mit ihnen verwandt. Ich dagegen stehe im Lohn des Earls of Danemore. Uns trennen Welten.”
    “Sie sollten sich so etwas nicht einreden”, widersprach Camilla. Sie hatte niemals daran geglaubt, daß es Menschen gab, die höher als andere standen. Sie war der festen Überzeugung, daß jeder Mensch dieselben Rechte und Pflichten hatte.
    “Es ist schön, daß Sie so denken, Miß Corman”, meinte Jason Powell und blickte auf das Meer hinaus. “Aber ich kenne meinen Platz. Ich bin nur der Stallmeister Ihrer Verwandten. Ein Mensch, den man je nach Lust und Laune austauschen kann.”
    “Der beste Stallmeister, den der Earl of Danemore jemals hatte”, bemerkte Camilla.
    “Woher wollen Sie das wissen?” fragte er lachend.
    “Der Earl of Danemore hat es mir selbst gesagt”, erwiderte sie.
    Jason wies zu einem breiten Findling, der in der Nähe der Kiefer stand. “Setzen wir uns etwas”, schlug er vor, zog seine Joppe aus und

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