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Schloß der verlorenen Seelen

Schloß der verlorenen Seelen

Titel: Schloß der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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unten.” Die junge Frau löschte das Licht und führte Laura aus dem Zimmer. Jetzt begann auch sie zu frieren. Der Fußboden fühlte sich eisig unter ihren bloßen Füßen an. Verrückt, daß sie sich nicht einmal die Zeit genommen hatte, Schuhe anzuziehen.
    Im Haus war nach wie vor alles ruhig. Laura stieg schweigend vor ihr die Treppe hinunter. Die Augen fielen ihr fast im Gehen zu. Camilla wunderte sich nicht darüber. Immerhin hätte ihre Schwester inzwischen tief und fest schlafen sollen. Sie überlegte, wie oft Laura schon dort oben im Zimmer gesessen und sich angeblich mit Cathy unterhalten hatte.
    Die Lehrerin brachte ihre Schwester wieder zu Bett und blieb bei ihr sitzen, bis sie eingeschlafen war. Dann kehrte sie in ihr eigenes Zimmer zurück.
    Camilla spürte eine tiefe Müdigkeit in sich. Dennoch konnte sie lange nicht einschlafen. Die Angst um Laura hielt sie wach. Sie befürchtete, daß die Siebenjährige den Verstand verlor. Laura konnte sich doch unmöglich mit Cathy unterhalten. Sie mußte sich das alles nur einbilden.
    Andererseits hatte ihre Schwester keine Ahnung gehabt, daß vor hundert Jahren auf Danemore Castle ein Mädchen namens Cathy gelebt hatte. Wieso hatte sie bereits in London von dieser Cathy geträumt?
    Laura war schon immer ein seltsames Kind gewesen, das sich eingebildet hatte, hin und wieder in die Zukunft sehen zu können. Vielleicht waren außer dem Lawinenunglück auch die anderen Ereignisse, die sie in ihren Träumen gesehen hatte, eingetroffen und sie hatten nur nichts davon erfahren.
    Unruhig wälzte sich die junge Frau auf die andere Seite. Wie sollte sie Laura beschützen, wie verhindern, daß sie sich in ihren Visionen verlor? Sie war es gewohnt, mit schwierigen Kindern umzugehen, und meistens hatte sie Erfolg, wenn sie versuchte, ihnen zu helfen. Camilla war kein Mensch, der leicht resignierte, aber jetzt fragte sie sich, ob es ihr überhaupt möglich sein würde, die Aufgabe, die ihr durch den Tod ihrer Mutter und ihres Stiefvaters zugefallen war, zu erfüllen.
    11. Kapitel
    “Cathy hat tatsächlich dort oben in diesem Zimmer gewohnt”, sagte Lady Mabel, als ihr Camilla am nächsten Morgen nach dem Frühstück erzählte, was sie während der Nacht erlebt hatte. “Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, wie Laura in diesen Raum gekommen ist. Seit Cathys Tod ist er verschlossen und wird nur dreimal im Jahr geputzt.”
    “Wie ich dir sagte, die Tür öffnete sich wie durch Geisterhand. Laura berührte nicht einmal die Türklinke.” Camilla seufzte auf. “Vermutlich wäre es besser abzureisen. Ich mache mir große Sorgen.”
    “Und du meinst, in London würde es besser sein?” fragte Lady Mabel skeptisch. “Vergiß nicht, wie versessen Laura auf Cathy ist. Womöglich mußt du damit rechnen, daß sie ausrückt, solltet ihr Danemore Castle verlassen.”
    Die Lehrerin nickte. Sie hatte auch schon daran gedacht. “Aber was sollen wir nur tun?” fragte sie. “Den Dingen einfach ihren Lauf lassen? Laura verstrickt sich immer mehr in diese Geschichte.”
    “Wenn Laura sich diese Geistererscheinung nicht nur einbildet, sondern wenn sie tatsächlich Cathy sieht, so steht sie damit nicht alleine”, erwiderte ihre Gastgeberin. “Es gibt hunderte von Leuten, die behaupten, Verbindung mit der Vergangenheit zu haben. Ich weiß nicht, ob ich an solche Dinge glauben soll. Andererseits weiß niemand von uns, was einmal sein wird. Wer sagt, daß es den Toten nicht möglich ist, mit gewissen Menschen in Verbindung zu treten? Aber wie dem auch sei, Cathy würde Laura niemals ein Leid antun. Warum sollte sie?”
    “Ich befürchte nur, daß Laura sich durch die Begegnung mit Cathy immer weiter von der Wirklichkeit entfernt”, sagte Camilla. “Wenn…”
    Laura, die vor wenigen Minuten mit den Zwillingen das Frühstückszimmer verlassen hatte, kehrte zurück. “Beeil dich, Camilla”, drängte sie, “so beeil dich doch.”
    “In Ordnung, ich bin gleich fertig”, erwiderte die junge Frau. “Lauf schon zu den anderen, ich muß nur noch meine Handtasche holen.”
    “Sieht nicht danach aus, als würde sie den Sinn für die Wirklichkeit verlieren”, meinte Lady Mabel, als sie wieder alleine waren. Sie lächelte der jungen Frau zu. “Wahrscheinlich machen wir uns völlig umsonst Sorgen. Laura wird sich zu einem ganz normalen Kind entwickeln. Sie steht noch unter Schock wegen des Todes ihrer Eltern, aber warte noch ein paar Wochen, und du wirst sehen, daß alles in Ordnung

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