Schlüsselfertig: Roman (German Edition)
wahrscheinlich stehen zuhause schon die gepackten Koffer für mich bereit, dann habe ich auch kein Dach mehr über dem Kopf. Und ich habe keine Idee, wie es weitergehen soll.«
Brigitte überlegt, während sie eine Flasche Wein entkorkt und zwei Gläser auf den Tisch stellt. Sie schenkt ein, schwenkt den Wein im Glas und nimmt einen Schluck.
»Hmm. Mal eine praktische Frage: Weiß Heiner, dass du weißt, dass er fremdgeht? Haben die beiden dich gesehen?«
»Nein.«
»Gut. Das gibt dir Zeit zum Nachdenken. Und hat Monique nicht eigentlich eine Affäre mit dem Bürgermeister?«
»Das dachte ich auch immer. Der tut doch alles für sie – ebnet sogar den Weg für ihr beknacktes Aerobic-Center. Bei dem Landfrauenabend, zu dem ich neulich mit musste, hieß es, er würde sogar den Bebauungsplan ändern.«
»Aha!« Brigitte sieht aus, als wäre ihr eine Lichterkette aufgegangen. »Weißt du denn, wo das Aerobic-Ding gebaut werden soll?«
»Nö, keine Ahnung.« Es gibt im Moment auch kaum etwas, was mich weniger interessiert. »Ich gehe da bestimmt nicht hin.«
»Niemand wird da hingehen«, sagt Brigitte triumphierend. »Denn es wird dieses Aerobic-Center nie geben.«
»Wieso nicht? Seit wann kannst du hellsehen?«
»Ich kann nicht hellsehen, ich füge nur die Informationspuzzleteile zusammen: Monique will das Aerobic-Center nämlich auf deiner Wiese bauen lassen. Ich habe das Gerücht neulich gehört, aber nichts drauf gegeben, weil ich dachte, der Bebauungsplan schließt das ohnehin völlig aus. Wenn aber der Bebauungsplan nun geändert wird, ist plötzlich alles möglich. Und an Heiner macht sich Monique bestimmt nur ran, um günstig an die Wiese zu kommen. Wahrscheinlich hat er ihr erzählt, dass das Land ihm gehört.«
Ich bin baff. Das klingt alles so logisch! Bescheuert, aber doch logisch. Und so einfach. »Ist ja schön, dass hier im Dorf nichts verborgen bleibt«, sage ich mit einer Spur von Bitterkeit. Wahrscheinlich hat sich die Geschichte meiner Arbeitslosigkeit auch schon wie ein Lauffeuer verbreitet.
»Man muss nur seine Quellen haben«, antwortet Brigitte ungerührt. »Und eins sage ich dir: Mit Monique, diesem intriganten Weibsbild, nimmst du es doch locker auf.«
»Du meinst, ich soll um Heiner kämpfen?«, frage ich verblüfft.
»Blödsinn! Nicht um Heiner sollst du kämpfen, sondern um dich, deinen Stolz, deine Ehre. Außerdem wollen wir doch etwas Spaß haben, oder? Sähe es uns ähnlich, diesen hergelaufenen Hupfdohlen buchstäblich das Feld – dein Feld! – zu räumen?«
Wohl kaum. Ich fasse etwas Mut.
Brigitte und ich beschickern uns mit dem hervorragenden Rotwein und werden immer alberner. Irgendwann fällt mir der Anruf von vorhin im Laub ein. Es war ja mein Telefon, das geklingelt hat. Auf meiner Mailbox ist eine Nachricht von Herrn Wesseltöft! Woher hat der denn meine Nummer? Ach, die hat Mutti ja in seinen Fragebögen angegeben.
»Liebe Frau Meiners, hier spricht Wesseltöft. Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen, den Sie nicht ablehnen sollten. Sie haben die einmalige Gelegenheit, ein Haus zu gewinnen! Und ich versichere Ihnen, Sie wären meine persönliche Traumkandidatin. Darf ich Ihnen die Teilnahmeunterlagen schicken? Ich bin mir fast sicher, dass Sie gewinnen werden!«
Ich bin hin und weg. Seine Stimme klingt noch verführerischer, als ich sie in Erinnerung hatte. Wie geschmolzene Zartbitterschokolade. Wie das Schnurren eines sehr, sehr schmusigen Katers.
»Er hat mich Traumkandidatin genannt!«, erkläre ich Brigitte verzückt. Hach! Sie sieht mich irritiert an. Ich spiele ihr die Nachricht vor und erzähle ihr alles – inklusive der missglückten Hausfrauenerotikphantasien.
Brigitte lacht sich kringelig und pflichtet mir bei, dass die Stimme außerordentlich verlockend klingt und dass es ein gutes Zeichen ist, dass Herr Wesseltöft bei mir anruft. »Ich wusste ja gar nicht, dass du noch ein Eisen im Feuer hast«, sagt sie.
»Man muss die Männer schmieden, solange sie heiß sind«, sage ich, ob des Weinkonsums etwas nuschelig, und habe schon viel bessere Laune. »Ach, was würde ich darum geben zu wissen, ob das etwas werden kann mit ihm ...«
»Lass uns das Bunte -Orakel spielen«, schlägt Brigitte vor. »Und dann überlegen wir uns, was wir mit Monique machen.« Das Bunte -Orakel ist ein Spiel, dass sie vor ein paar Jahren erfunden hat. Es geht so: Man stellt eine Frage, die die eigene Zukunft betrifft. Dann muss man mit geschlossenen Augen die aktuelle
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