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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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drei Tagen in Bonn mehr erfahren als die Geheimdienste in einem Jahr. Du glaubst nicht, welche Wirkung Nackedeifotos auf ehrbare Beamte und Familienväter haben. Die Fassade ihres Wesens ist ihnen mehr wert als die Ehre.« Ostra setzte sich und schlug gemütlich die Beine übereinander. »Warum also die Aufregung?«
    »Singert hat ein Bild von dir«, sagte Bruckmayer.
    Die Augenbrauen Ostras hoben sich. »Woher?«
    »Vom Friedhof. Sie haben alle heimlich fotografiert, die an Düppels Grab traten. Auch dich, als du die Witwe festhieltest. Nun sind sie dabei, alle Personen auf den Fotos zu untersuchen.«
    »Das ist allerdings Mist.« Ostras Gesicht wurde ernst. »Und du hast nichts unternehmen können?«
    »Ich habe Singert gesagt, du seist eine für den Staat wichtige Persönlichkeit, hießest Erich Weber und würdest in Frankreich wohnen. Das war das einzige, was ich tun konnte. Wenn aber Singert jetzt ins Krankenhaus kommt und sieht dich, erkennt er dich sofort wieder.«
    Ostra erhob sich. »Dann ist es besser, ich gehe.« Er beugte sich wieder zu Rita und gab ihr einen Kuß. »Du sollst morgen entlassen werden?« fragte er. »Die Schwester sagte es. Richte es so ein, mein Engel, daß es am Nachmittag ist. Vormittags bin ich beschäftigt. Ich muß mich um Marlies Düppel kümmern.«
    »Marlies?« Die Augen Ritas sprühten plötzlich Feuer. »Was willst du mit der Furie, Peter?«
    »Sie wird zu aufdringlich.« Ostra sah kurz zu Bruckmayer. »Sie wird zu einer Gefahr. Liebestolle Frauen sind wie tollwütige Katzen. Ich werde mit ihr morgen früh ins Gebirge fahren. Da man Schnee gemeldet hat, wird man sie erst nach Wochen finden.«
    Rita hob schaudernd die Schultern hoch und legte sich ins Bett zurück. Was Ostra tat, war richtig … ein anderes Denken gab es nicht bei ihr. Aber manchmal wehte es sie an wie aus einem Grab, wenn sie seine blauen, mitleidlosen Augen sah.
    »Du bist kälter als ein Eisberg«, sagte Bruckmayer dumpf. »Ein Mensch bedeutet dir nichts.«
    »Wenig. Wäre er ein edles Wesen, wie ein Pferd etwa … aber ist der Mensch ein edles Wesen? Diesen Irrtum hat selbst Gott eingesehen. Hätte er sonst die Sintflut geschickt und nur die Tiere gerettet? Daß er auch Noah überleben ließ, war ein neuer, nun nicht mehr reparabler Irrtum.«
    Es klopfte. Hart, kurz, dienstlich. Ostra und Bruckmayer sahen sich schnell an.
    »Zu spät«, sagte Bruckmayer leise. »Sie sind da.«
    »Aus dem Fenster kannst du nicht«, flüsterte Rita. »Wir sind im zweiten Stockwerk.« Ihr Gesicht zuckte vor Angst.
    Mit festen Schritten ging Ostra zur Tür und öffnete sie. Draußen stand Kommissar Singert und war etwas atemlos. Es ist eine Kunst, mit einem Gehgips wie ein Sprinter zu rennen.
    »Wie geht es unserer Verletzten?« fragte er, an Ostra vorbeisehend. »Ah, der Verband ist ab, und alle Schönheit glänzt. Und der Herr Ministerialrat ist auch da! Es ist rührend, wie sich Bonn um alles kümmert.« Das war eine schallende Ohrfeige, aber so elegant serviert, daß Bruckmayer nichts entgegnen konnte als ein schiefes Lächeln.
    Singert deutete ein Kopfnicken an und sah dabei forschend auf Ostra. Der Mann auf dem Friedhofsbild, durchfuhr es ihn. Der Witwentröster. Das Gesicht, das Bruckmayer zerriß. Mein Lieber, das gibt noch ein Nachspiel. Ich habe den Generalstaatsanwalt davon unterrichtet.
    »Singert«, sagte er. »Kriminalpolizei.«
    »Weber. Erich Weber.« Ostra sagte es so gleichgültig, als habe er sich schon immer so vorgestellt. »Darf ich etwas sagen, Herr Kommissar?«
    »Bitte.«
    »Sie enttäuschen mich. Bisher war ich der Meinung, Kriminalkommissare trügen immer Trenchcoatmäntel und rauchten Pfeife. Bei Maigret ist es so, bei Durbridge, bei Sherlock Holmes und auch bei der guten Agatha Christie. Sie sehen so schrecklich allgemein aus.«
    Singert wußte nicht, ob er lachen oder diese Bemerkung einfach schlucken sollte.
    »Schneit es in Frankreich auch?« fragte er unvermittelt.
    Ostra hob die Schultern. »Als ich abfuhr, schien die Sonne. Bei uns schneit es selten. Es regnet viel, aber Schnee ist schon eine Besonderheit.«
    »Interessant. Sie wohnen im Süden Frankreichs?«
    »In Châlon-sur-Save.«
    »Ein kleiner Ort?«
    »Wie man's nimmt. 7.000 Einwohner, mit Landbezirk. Eine Art Clochemerle. Ein wenig trostlos. Die Camargue beginnt im Süden.«
    »Ach! Da ist es.«
    »Ja. Da ist es.«
    Ostra und Singert sahen sich groß an. Zwischen ihnen knisterte die Spannung, aber sie entlud sich nicht. Singert hatte

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