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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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breitete der Ministerialdirigent in Bonn die Ungeheuerlichkeit aus, die am Abend durch Zufall entdeckt worden war.
    »Fünfzig automatische Raketensteuergeräte, Bruckmayer! Aus dem Geheimlager der Bundeswehr! Wissen Sie, was das bedeutet? Das ist eine Katastrophe! Das darf nie bekannt werden! Das muß unter der Hand, mit aller Eleganz, bereinigt werden! Ich habe den Herrn Minister aus dem Bett geholt – er ist der gleichen Ansicht. Morgen früh tritt der Verteidigungsausschuß des Bundestages zu einer außerordentlichen Geheimsitzung zusammen. Hier ist der Teufel los, glauben Sie mir. Was mithelfen kann, Licht in diese Schweinerei zu bringen, ist alarmiert. Der CIC, der Bundesnachrichtendienst, der Militärische Abschirmdienst, die Fachleute des Verfassungsschutzes. General Ebenhart ist schon unterwegs nach München. General Gehlen hat zwei der besten Abwehrmänner abgestellt. Um die Vereinigten Elektrowerke ist ein Absperring gezogen worden. Natürlich unauffällig. Aber jeder, der das Werksgelände betritt, wird fotografiert. Heute mittag um zehn Uhr kommen alle Herren im Sitzungssaal der VEW zusammen. Fünfzig Steuergeräte. Das Geheimste, was wir überhaupt haben! Bruckmayer … jetzt zeigen Sie, was Sie können und was Sie gelernt haben! Das ist Ihr Spezialgebiet, ich weiß. Ich verlasse mich ganz auf Sie. Auch der Herr Minister. Wenn ich pathetisch wäre, würde ich sagen: Das deutsche Volk blickt auf Sie, Bruckmayer! Stellen Sie sich vor, was passiert wäre, wenn man die Steuergeräte nicht entdeckt hätte … Finden Sie die Hintermänner, Bruckmayer! Sie haben vom Minister uneingeschränkte Vollmacht.«
    Tief atmend legte Bruckmayer den Hörer zurück. Er blieb im Bett sitzen und starrte gegen die Gardine. Sie bewegte sich leicht im Nachtwind. Das Fenster stand offen. Hinter der heruntergelassenen Jalousie vermischten sich die Töne einer nie schlafenden Großstadt. Das Kreischen einer Straßenbahn. Autohupen. Das Rattern großer Lastwagen. Von ferne das heulende Martinshorn eines Polizeistreifenwagens.
    »Nun ist es soweit«, sagte Bruckmayer in die Stille seines Zimmers. »Das ist zuviel, Fritz Ollenhoff. Und wenn du es auch leugnen wirst: Wir kennen uns zu gut. Dieser grandiose Streich trägt ganz und gar deine Handschrift. So etwas bekommt nur ein Ollenhoff fertig.«
    Er sprang aus dem Bett, duschte sich kalt, um die Müdigkeit aus dem Körper zu treiben, zog sich an und aß eine Apfelsine, denn um diese Zeit gab es noch keinen Kaffee im Hotel.
    Um halb sechs rief der Nachtportier aus der Halle Bruckmayer an und meldete einen Herrn, der ihn unbedingt sprechen wollte. Der Besucher war ein großer, schlanker Mann in einem pelzgefütterten Mantel und einer Fellmütze. Er ging aufrecht und forsch, so wie man es oft bei alten Offizieren sieht.
    »Manfred Thiebes«, stellte sich der Besucher vor und wartete vor der Tür auf dem stillen, halbdunklen Flur.
    »Bruckmayer.«
    »Kann ich Ihren Paß sehen?«
    »Bitte.« Bruckmayer griff in die Rocktasche und zeigte seinen Paß. Der Mann, der sich Thiebes nannte, überflog die Eintragungen und gab ihn dann zurück. An Bruckmayer vorbei betrat er das kleine Hotelappartement und wartete, bis Bruckmayer die Tür wieder geschlossen hatte. Mit einer fast zackigen Bewegung nahm er seine Fellmütze ab.
    »Ich komme vom BND. Man hat Sie von Bonn schon informiert, wie dem ›Chef‹ mitgeteilt wurde. Ich bin beauftragt, Ihnen das Fernschreiben Ihres Ministeriums mit dem genauen Sachverhalt zu übergeben.«
    Bruckmayer nickte stumm. Der ›Chef‹. Jeder wußte, wer das war – aber noch keiner hatte ihn selbst gesehen. Den geheimnisvollsten Mann in Deutschland. General Reinhardt Gehlen, den Leiter des Bundesnachrichtendienstes.
    Bruckmayer las Wort für Wort des Fernschreibens. Es war ein Glanzstück Ostras, das sah er immer mehr. Und während er die Zeilen las, rekonstruierte sein Gehirn den genialen Plan … angefangen mit der Brieffreundschaft mit Volbert über die Schlüsselspiele bis zu dem gestohlenen Lastwagen der Bundeswehr. Eine so einfache und doch phantastische Kette von Logik und Gemeinheit, von Kaltblütigkeit und Teufelei, daß es Bruckmayer schauderte. Wie einfach hat es doch ein Verbrecher, dachte er, wenn er das Format eines Ollenhoff hat. Aber trotz aller Genialität macht auch er Fehler. Da sind die Frauen, auf die man nie bauen sollte, und da sind die Zufälle, die so dumm sind, daß man sie nie einkalkuliert. Und gerade sie werden zum Galgen.
    »Ein

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